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28

Zweites Kapitel.

an der Stelle an, wo Schliemann es später ansgegraben hat.
Aber in Deutschland kam man mehr und mehr zu der Ueber-
zeugung, daß sich gar nicht absehen lasse, wieviel in dem alten
Epos Wahrheit und wieviel Dichtung sei; hier hnldigten alle
maßgebenden Gelehrten und Reisenden, und darunter Männer
wie Moltkest Welcker^, Kiepert^, Curtins^, der Ansicht, daß der
einstige Hauptort der Troas, entgegen den Grundzügen der home-
rischen Anschanung, in einer kleinen, weitab vom Meere gelegenen
Bergfeste bei Bunarbaschi zu erkennen sei, welche die phan-
tastischen Schilderungen Homer's uns dann als eine weitgebie-
tende prächtige Königsstadt ausgemalt hätten.

Die Frage ist heute für immer entschieden. Schliemann
hat auf dem Hügel von Hissarlik die alten Paläste aufgedeckt,
hat die riesigen Burgmanern bloßgelegt, hat Schätze von Gold
nnd Silber gehoben und hat in seiner jahrelangen Thätigkeit
auch ringsumher gar manche Einzelheit festgestellt-, die eine
selbst für den Gläubigsten überraschende Uebereinstimmung zeigt
zwischen dem von Homer entrollten Bilde und dem noch heute
erhaltenen. Um die Bedeutung dieser Ergebnisse würdigen zu
können, müssen wir uns zunächst einen Ueberblick verschaffen
über das, was aus dem Alterthum über Troja und die trojanische
Ebene überliefert ist.

Unsere Kenntniß von dem Jlion des trojanischen Krieges
entnehmen wir allein aus den homerischen Gedichten. Mehr als
in diesen enthalten ist, wußten auch die Griechen der historischen
Zeit nicht, deren Angaben über diese Dinge entweder auf Homer
zurückgehen oder rein erfunden sind. Bei Homer nun ist Troja
eine reiche Königsstadt, in der Nähe des Hellespont, der kleinen
Jnsel Tenedos gegenüber gelegen. Die Grenzen ihres Hori-

* „Briefe über Zustände uub Begebenheiten in der Tiirkei" (1841).

2 „Ueber die Lage des homer. Jlion" (Kleine Schristen, Bd. H. 1843).
b „Memoire über die Construction der Karte von Kleinasien" (Berliner
Akavemie, 1854).

^ „Griechische Geschichte." 1.—6. Aufl. (Berlin 1857—86).
 
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