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Klemere AuSgrabungen Schliemann's. 2. Jthaka. 367

Angaben über die Lage der Weideplätze des Eumäos, hoch im
Gebirge an weithin sichtbarem Orte, auf offener Fläche und doch
wieder anr obern Rande einer steilen Felswand, sind so charak-
teristisch, so weit von willkürlicher Kulissenmalerei entfernt, daß
man an Ort und Stelle wirklich überrascht ist von der mit
wenigen Strichen erzielten treffenden Bezeichnung der weiten
Hochfläche Marathia".

Das sind die Hauptpunkte der alten Topographie von Jthaka,
wie man sieht, recht genau in den modernen Verhältnissen
wiederznerkennen. Noch mehr ist natürlich der allgemeine Charak-
ter der Jnsel derselbe geblieben. Athena sagt von dem Lande^:

Freilich ist es rauh und taugt nicht Rosse zu tummeln;

Doch ganz elend auch nicht, wiewol es an Ebnen ihm mangelt.

Reichlich gedeihet bei nns die Frncht des Feldes, und reichlich

Lohnet der Wein; denn Regen u'nd Thau befruchten das Erdreich.

Treffliche Ziegenweiden sind hier, auch Weiden der Rinder,

Waldungen jeglicher Art, und immerfließende Bäche.

Das kann man im ganzen auch heute noch von Jthaka sagen,
besonders wird Wein fleißig gebaut, wenn auch in die weitere
Ferne noch wenig exportirt. Nur in einem Punkte macht sich
ein starker Unterschied geltend: die „Waldungen jeglicher Art"
sucht man heute vergebens. Athena spricht zu dem erwachenden
Odysseus^: „Jenes hohe Gebirg ist Neritons waldichter Gipfel".
Allgemein sieht man das Neriton in dem in der Mitte der Nord-
hälfte der Jnsel liegenden höchsten Punkte des Anoge-Gebirges,
abeis wenn er auch in dem südlichen Theile in dem Hagios
Stephanos zu erkennen sein sollte: waldig ist heute keiner von
beiden mehr. So sehen wir hier deutlich, was auch an andern
Stätten in den classischen Ländern so vielfach zutrifft, daß die
heutige Kahlheit der Gebirge nicht auch für das Alterthum vor-
auszusetzen, sondern nur das Resultat von jahrhundertelanger
schlechter Wirthschaft ist.

^ Od. Xlll, 242. ' Od. XIII, 849.
 
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