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Schudt, Ludwig
Italienreisen im 17. und 18. Jahrhundert — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 15: Wien, München: Schroll, 1959

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https://doi.org/10.11588/diglit.48523#0021
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Einleitung
Italien“ wertvolle Texte und biographische Angaben über hervorragende Schweizer, die längere Zeit
in Italien wirkten29.
Von deutschen Anthologien mag hier neben den von Walter von Molo und H. Nette besorgten Samm-
lungen30 in erster Linie auf die kleine Veröffentlichung von Wilhelm Waetzoldt „Italienische Kunstwerke
in Meisterbeschreibungen“ hingewiesen werden, die auf souveräner Beherrschung des Materials fußend
eine Anzahl bedeutsamer Auslassungen über die Kunstwerke Italiens mit kurzen biographischen Anmer-
kungen und Kommentaren übersichtlich zusammenstellt und damit die Wandlungen der ästhetischen Be-
griffe anschaulich vor Augen führt31.
Die genannten Veröffentlichungen behandeln vorwiegend die etwa vom dritten Viertel des 18. Jahr-
hunderts ab entstandene Literatur, die im Gegensatz zu den größtenteils recht schwer und nur in großen
Bibliotheken aufzufindenden älteren Reisebüchern leichter zugänglich ist und dem modernen Empfinden
sehr viel näher steht. Als der Verfasser an das Studium der Italienreisen des Sei- und Settecento ging,
geschah es in der Hoffnung, dort unmittelbare Zeugnisse von Zeitgenossen zu den Schöpfungen der großen
Barockmeister zu finden, geeignet, die Mentalität, aus der heraus diese Werke entstanden, zu erklären,
und war nach der mühevollen Lektüre des ersten Buches (es handelte sich um das „Journal“ des Balthasar
Grangier de Liverdis) sehr enttäuscht. Die ebenso trockene wie weitschweifige Darstellungsweise, das ge-
ringe Interesse, das gerade der „modernen“ Kunst entgegengebracht wurde, das Fehlen, wie es zunächst
schien, eines eigentlichen Kunsturteils und die verhältnismäßig ausführliche Behandlung von Dingen, die
den modernen Betrachter nur in geringem Maße zu fesseln vermögen, ließen ein weiteres Studium zu-
nächst kaum lohnend erscheinen. Erst nach und nach ergaben sich gewisse Gesichtspunkte und ein neu-
artiges von dem heutigen sehr verschiedenes Bild von Italien trat zutage. Der Verfasser mußte lernen,
das Land mit ganz anderen Augen zu sehen, er gewann allmählich Sinn für den Reiz der oberitalieni-
schen Landschaft, besonders der Lombardei mit der Fruchtbarkeit ihrer gesegneten Felder, er folgte dem
Lauf des Brentakanals und freute sich an dem Anblick der zu beiden Seiten gelegenen venezianischen
Villen, bestieg in Fusina das Schiff und hatte auf der Riva degli Schiavoni an Land gehend wieder den
großen Eindruck, den seine Vorfahren Jahrhunderte hindurch bei der Ankunft in der Stadt der Dogen
empfingen. Er lernte ferner, die Denkmäler des Altertums historisch als Ergänzung zu den Aussagen der
antiken Schriftsteller zu deuten, gewöhnte sich daran, die Inschriften zu lesen und an ihrem Stil und
Inhalt Gefallen zu finden. Dann trat ihm die Bedeutung der ehrwürdigen Universitäten Italiens für die
europäische Geistesgeschichte mit einem Male vor Augen; er besichtigte an Hand seiner Gewährsmänner
in Bologna das Anatomische Theater der Universität und den von Cassini angelegten Meridian in
S. Petronio, der jahrhundertelang als eine der größten Sehenswürdigkeiten der Stadt galt, und in Pisa
und Padua die einst weltberühmten botanischen Gärten, von denen der letztere in seiner vorzüglichen
Erhaltung noch heute eine gute Vorstellung von der Anlage eines „giardino dei semplici“ zu geben
vermag. Er gewann Einblick in die fast verwirrende Vielfalt der damaligen italienischen Staaten, die
wegen der Verschiedenheit ihrer Verfassungen und der Mannigfaltigkeit ihrer politischen Interessen das
Publikum stets von neuem zu staatspolitischen Betrachtungen veranlaßten, und las dabei staunend die
Schweizer im Ausland. Von ihrem Leben und Wirken in aller Welt. Hsgb. von der Neuen Helvetischen Gesellschaft und
der Auslandschweizer-Kommission. Genf 1931. — Lavinia Mazzucchetti und Adelheid Löhner, Die Schweiz und Italien.
Kulturbeziehungen aus zwei Jahrhunderten. Einsiedeln-Zürich-Köln 1941.
Walter von Molo, Italien. Erlebnisse Deutscher in Italien. Berlin 1921. — Die großen Deutschen in Italien. Dichtung,
Briefe und Berichte ausgewählt von Herbert Nette. Darmstadt 1938. — Italien im Deutschen Gedicht. Gesammelt, geord-
net und herausgegeben von Werner Riemerschmid und Karlheinz de Bruyn. München 1943.
Wilhelm Waetzoldt, Italienische Kunstwerke in Meisterbeschreibungen. Erläutert von Prof. Wilhelm Waetzoldt. Samm-
lung Dieterich No. 105. Leipzig 1942.

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