Die Reiseberichte
28 ■ Turin, Piazza S. Carlo und Porta Nuova. Aus: „La sontuosa illuminiazione della Cittä di Torino“, Turin 1737, Taf. 8
des Verfassers schlimmsten Mißbräuche ihres Kultes werden an den Monumenten erläutert. Hervor-
ragende Reliquien wie das berühmte Grabtuch Christi in Turin gaben Anlaß, die Verehrung der Reli-
quien abzulehnen und sich in scharfen Ausfällen gegen den Materialprunk der Behältnisse, die zu ihrer
Aufbewahrung dienten, zu ergehen, Ausfälle, die mitunter auf den Bau und die gesamte Ausschmük-
kung der Gotteshäuser ausgedehnt werden. Trotz seiner Einseitigkeit suchte der Verfasser dem italieni-
schen Volkscharakter gerecht zu werden und äußerte darüber in der Tat sehr vernünftige Anschauun-
gen245. Um so schärferer Kritik unterzog er die Verwaltung des Kirchenstaates und lehnte das päpstliche
Regime wegen des traurigen Zustandes des Landes und seiner Städte aufs schärfste ab: „Ces fameuses et
anciennes villes Ravenne, Benevent, Spolette, Peruse, Orviette, et tant d’autres qui etoient autrefois la
gloire de l’Italie, ne sont preque plus presentement que des amas de ruines, causees par l’insatiable avarice
des Papes. 11 est vrai que ce pays est naturellement le plus beau et le plus abondant qui soit au monde;
mais cependant il n’y en a point qui soit plus denue d’argent.“240 Von Camaldoli, Vallombrosa und La
Verna gab er treffende, wenn auch von bissigen Bemerkungen nicht freie Beschreibungen. Loreto247 bot
ihm Gelegenheit, in einem lesenswerten Kapitel die Pilgerzüge, die Tracht der Pilger und Pilgerinnen,
die Wallfahrtskirche selbst mit ihrem unermeßlichen Schatz und vor allem das ganze Leben in der allge-
245 S. 81 f.
246 Die berühmten alten Städte Ravenna, Benevent, Spoleto, Perugia, Orvieto und viele andere, die einstmals den Ruhm
Italiens ausmachten, sind infolge der unersättlichen Habgier der Päpste heute nur noch Trümmerhaufen. Es ist wahr, daß
dieses Land von Natur das schönste und fruchtbarste der Welt ist, aber es gibt heute keines, das so arm an Geld ist.
S. 95 f.
247 S. 144 ff.
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28 ■ Turin, Piazza S. Carlo und Porta Nuova. Aus: „La sontuosa illuminiazione della Cittä di Torino“, Turin 1737, Taf. 8
des Verfassers schlimmsten Mißbräuche ihres Kultes werden an den Monumenten erläutert. Hervor-
ragende Reliquien wie das berühmte Grabtuch Christi in Turin gaben Anlaß, die Verehrung der Reli-
quien abzulehnen und sich in scharfen Ausfällen gegen den Materialprunk der Behältnisse, die zu ihrer
Aufbewahrung dienten, zu ergehen, Ausfälle, die mitunter auf den Bau und die gesamte Ausschmük-
kung der Gotteshäuser ausgedehnt werden. Trotz seiner Einseitigkeit suchte der Verfasser dem italieni-
schen Volkscharakter gerecht zu werden und äußerte darüber in der Tat sehr vernünftige Anschauun-
gen245. Um so schärferer Kritik unterzog er die Verwaltung des Kirchenstaates und lehnte das päpstliche
Regime wegen des traurigen Zustandes des Landes und seiner Städte aufs schärfste ab: „Ces fameuses et
anciennes villes Ravenne, Benevent, Spolette, Peruse, Orviette, et tant d’autres qui etoient autrefois la
gloire de l’Italie, ne sont preque plus presentement que des amas de ruines, causees par l’insatiable avarice
des Papes. 11 est vrai que ce pays est naturellement le plus beau et le plus abondant qui soit au monde;
mais cependant il n’y en a point qui soit plus denue d’argent.“240 Von Camaldoli, Vallombrosa und La
Verna gab er treffende, wenn auch von bissigen Bemerkungen nicht freie Beschreibungen. Loreto247 bot
ihm Gelegenheit, in einem lesenswerten Kapitel die Pilgerzüge, die Tracht der Pilger und Pilgerinnen,
die Wallfahrtskirche selbst mit ihrem unermeßlichen Schatz und vor allem das ganze Leben in der allge-
245 S. 81 f.
246 Die berühmten alten Städte Ravenna, Benevent, Spoleto, Perugia, Orvieto und viele andere, die einstmals den Ruhm
Italiens ausmachten, sind infolge der unersättlichen Habgier der Päpste heute nur noch Trümmerhaufen. Es ist wahr, daß
dieses Land von Natur das schönste und fruchtbarste der Welt ist, aber es gibt heute keines, das so arm an Geld ist.
S. 95 f.
247 S. 144 ff.
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