Reiseeindrücke: Allgemeines
38 ■ Reisewagen. Zeichnung von Johannes
Schickhardt. Stuttgart, Wiirttembergische
Landesbibliothek, Cod. hist. Q. 148 b, fol. 14 v
reichlich ausgenutzt und zum besten gehalten worden, worüber sich wiederum manche amüsante Anekdote
bei Casanova findet.
Was nun die Sicherheit der Wege betrifft, so hat man den Eindruck, daß sie größer war, als man gemein-
hin anzunehmen geneigt ist12. Denn in all den vielen Aufzeichnungen, die ich durchgesehen habe, findet
sich kaum ein Bericht von einem Überfall, so daß man den Eindruck gewinnt, als ob sich die Reisegesell-
schaft am Bestimmungsort mit behaglichem Gruseln erzählt hätte, wie glücklich man wieder die berüch-
tigten Stellen passiert hatte. Überfälle scheinen mehr auf die Wagenzüge der Kaufleute, die Waren
12 Die Literatur über die Räuber ist sehr umfangreich. Bereits Le Saige (1518), S. 30, hat verdächtige Leute unterwegs
gesehen. Rigaud, fol. 85’, über die Unsicherheit in der Lombardei. Sandys berichtet S. 186, 189 über die Räuberplage in
Sizilien, die aber erfolgreich bekämpft wurde; verhältnismäßig schlimm war es im Inneren des Landes, wirklich als gefähr-
lich bezeichnet er in dieser Hinsicht nur Kalabrien, S. 195. Benard, S. 367, Unsicherheit zwischen Palermo und Messina;
ferner S. 508 f. Neumair, S. 282, berichtet über die Banditengefahr auf der Strecke Rom—Neapel. Raymond erzählt in der
Vorrede von dem erfolgreichen Kampf, den der Herzog von Toskana gegen die Räuber führte. Struys, S. 106, wurde in
der Tat überfallen, erhielt aber von den Banditen bei der Freilassung noch ein Geschenk. Duval, S. 4, Audeber, S. 63 ff.,
betonen beide die Unsicherheit Süditaliens. Skippon, S. 563 f. Grangier, S. 487, bezeichnet die Strecke Rom—Neapel als
gefährlich. Ray, S. 407. Jouvin, S. 615, betont die Unsicherheit in Sizilien und empfiehlt, nur mit Eskorte zu reisen, ebenso
auch Jordan, S. 328, der dabei ein höchst abschreckendes Bild von Sizilien entwirft. Misson II, S. 222, bezeichnet die Ban-
ditengefahr wohl mit Recht als nicht übermäßig groß, dem die Cüriöse Reißbeschreibung III, S. 72, folgt: „Die Gefahr von
Strauchmördern ist in Italien nur gering.“
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38 ■ Reisewagen. Zeichnung von Johannes
Schickhardt. Stuttgart, Wiirttembergische
Landesbibliothek, Cod. hist. Q. 148 b, fol. 14 v
reichlich ausgenutzt und zum besten gehalten worden, worüber sich wiederum manche amüsante Anekdote
bei Casanova findet.
Was nun die Sicherheit der Wege betrifft, so hat man den Eindruck, daß sie größer war, als man gemein-
hin anzunehmen geneigt ist12. Denn in all den vielen Aufzeichnungen, die ich durchgesehen habe, findet
sich kaum ein Bericht von einem Überfall, so daß man den Eindruck gewinnt, als ob sich die Reisegesell-
schaft am Bestimmungsort mit behaglichem Gruseln erzählt hätte, wie glücklich man wieder die berüch-
tigten Stellen passiert hatte. Überfälle scheinen mehr auf die Wagenzüge der Kaufleute, die Waren
12 Die Literatur über die Räuber ist sehr umfangreich. Bereits Le Saige (1518), S. 30, hat verdächtige Leute unterwegs
gesehen. Rigaud, fol. 85’, über die Unsicherheit in der Lombardei. Sandys berichtet S. 186, 189 über die Räuberplage in
Sizilien, die aber erfolgreich bekämpft wurde; verhältnismäßig schlimm war es im Inneren des Landes, wirklich als gefähr-
lich bezeichnet er in dieser Hinsicht nur Kalabrien, S. 195. Benard, S. 367, Unsicherheit zwischen Palermo und Messina;
ferner S. 508 f. Neumair, S. 282, berichtet über die Banditengefahr auf der Strecke Rom—Neapel. Raymond erzählt in der
Vorrede von dem erfolgreichen Kampf, den der Herzog von Toskana gegen die Räuber führte. Struys, S. 106, wurde in
der Tat überfallen, erhielt aber von den Banditen bei der Freilassung noch ein Geschenk. Duval, S. 4, Audeber, S. 63 ff.,
betonen beide die Unsicherheit Süditaliens. Skippon, S. 563 f. Grangier, S. 487, bezeichnet die Strecke Rom—Neapel als
gefährlich. Ray, S. 407. Jouvin, S. 615, betont die Unsicherheit in Sizilien und empfiehlt, nur mit Eskorte zu reisen, ebenso
auch Jordan, S. 328, der dabei ein höchst abschreckendes Bild von Sizilien entwirft. Misson II, S. 222, bezeichnet die Ban-
ditengefahr wohl mit Recht als nicht übermäßig groß, dem die Cüriöse Reißbeschreibung III, S. 72, folgt: „Die Gefahr von
Strauchmördern ist in Italien nur gering.“
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