DAS WERK
Angeblich auf Betreiben der Kaiserin Eugenie, der Ge-
mahlin Napoleons III., wurde im Jahre 1855 in
Paris eine Exposition Universelle des Beaux-Arts ver-
anstaltet. In dieser Weltausstellung sollte die zeitgenös-
sische Kunst sämtlicher Länder Europas und Amerikas
vertreten sein. Der französische Beitrag bestand aus einer
erheblich erweiterten Form des alljährlich in Paris statt-
findenden „Salons“. Der weltweiten Bedeutung der Aus-
stellung entsprechend wurde aber von der sonst üblichen
Auflage, daß die Künstler nur die im Laufe des vergan-
genen Jahres entstandenen Bilder, die meist eigens für
den Salon gemalt waren, einsenden sollten, abgesehen.
Um auch die Künstler aufnehmen zu können, deren große
Zeit schon vorbei war, und um einen möglichst reprä-
sentativen Überblick über die französische Malerei zu
vermitteln, wurde jedem Künstler das Recht eingeräumt,
die Werke einzusenden, die er — ohne Rücksicht auf das
Entstehungsjahr — für die besten seines Schaffens hielt.
So vermag uns der Katalog der Weltausstellung von
1855 mit insgesamt 5112 ausgestellten Werken ein um-
fassendes und auserlesenes Bild von dem Kunstschaffen
der so bewegten Mitte des vorigen Jahrhunderts zu
verschaffen. Neben der klassizistischen Kunst Ingres’
und seiner bürgerlichen Nachahmer, neben den pompö-
sen Historien Coutures, dessen „Römer der Verfallszeit“
heute allzu leichtfertig als Symbol einer ganzen Epoche
zitiert werden, finden wir die Romantiker aus dem De-
lacroix-Umkreis, während der romantische Realismus
von den Landschaften Corots über die Schule von Fon-
tainebleau bis hin zu Millers Bauerngestalten vertreten
ist. Als neue Stoßtruppe treten die durch keinerlei Adjek-
tive mehr eingeschränkten Realisten auf, die sich seit der
Revolution von 1848 und den zu dieser Zeit von aller aka-
demischen Reglementierung befreiten demokratischen Sa-
lons den Weg in die Öffentlichkeit erzwungen hatten.
Gustave Courbet ist mit insgesamt 11 Bildern vertre-
ten. Da die Jury sich entschließen konnte, selbst so betont
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Angeblich auf Betreiben der Kaiserin Eugenie, der Ge-
mahlin Napoleons III., wurde im Jahre 1855 in
Paris eine Exposition Universelle des Beaux-Arts ver-
anstaltet. In dieser Weltausstellung sollte die zeitgenös-
sische Kunst sämtlicher Länder Europas und Amerikas
vertreten sein. Der französische Beitrag bestand aus einer
erheblich erweiterten Form des alljährlich in Paris statt-
findenden „Salons“. Der weltweiten Bedeutung der Aus-
stellung entsprechend wurde aber von der sonst üblichen
Auflage, daß die Künstler nur die im Laufe des vergan-
genen Jahres entstandenen Bilder, die meist eigens für
den Salon gemalt waren, einsenden sollten, abgesehen.
Um auch die Künstler aufnehmen zu können, deren große
Zeit schon vorbei war, und um einen möglichst reprä-
sentativen Überblick über die französische Malerei zu
vermitteln, wurde jedem Künstler das Recht eingeräumt,
die Werke einzusenden, die er — ohne Rücksicht auf das
Entstehungsjahr — für die besten seines Schaffens hielt.
So vermag uns der Katalog der Weltausstellung von
1855 mit insgesamt 5112 ausgestellten Werken ein um-
fassendes und auserlesenes Bild von dem Kunstschaffen
der so bewegten Mitte des vorigen Jahrhunderts zu
verschaffen. Neben der klassizistischen Kunst Ingres’
und seiner bürgerlichen Nachahmer, neben den pompö-
sen Historien Coutures, dessen „Römer der Verfallszeit“
heute allzu leichtfertig als Symbol einer ganzen Epoche
zitiert werden, finden wir die Romantiker aus dem De-
lacroix-Umkreis, während der romantische Realismus
von den Landschaften Corots über die Schule von Fon-
tainebleau bis hin zu Millers Bauerngestalten vertreten
ist. Als neue Stoßtruppe treten die durch keinerlei Adjek-
tive mehr eingeschränkten Realisten auf, die sich seit der
Revolution von 1848 und den zu dieser Zeit von aller aka-
demischen Reglementierung befreiten demokratischen Sa-
lons den Weg in die Öffentlichkeit erzwungen hatten.
Gustave Courbet ist mit insgesamt 11 Bildern vertre-
ten. Da die Jury sich entschließen konnte, selbst so betont
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