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Schug, Bert [Bearb.]; Courbet, Gustave [Ill.]
Gustave Courbet - Das Atelier — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 73: Stuttgart: Reclam, 1962

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Ideal und Wirklichkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.62830#0048
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. .. Der Courbet Proudhons ist ein einzigartiger Mensch,
der sich seines Pinsels bedient, wie der Dorfschulmeister
der Rute. Selbst das geringste seiner Bilder scheint vor
Ironie und Lehrhaftigkeit zu strotzen. Dieser Courbet
betrachtet uns von der Höhe seines Katheders, durch-
mustert unsere Herzen und legt all unsere Laster bloß.
Dann faßt er all unsere Häßlichkeit zusammen und malt
uns in unserer ganzen erbärmlichen Wahrheit, die uns
die Schamröte ins Gesicht treibt.
Mein Courbet aber ist ganz einfach eine Persönlich-
keit. Dieser Maler hat damit angefangen, daß er die
Niederländer und gewisse Meister der Renaissance nach-
ahmte. Aber sein Naturell hat sich dagegen aufgelehnt,
und er spürte, daß sein ganzes Fleisch — ich sagte Fleisch!
Versteht ihr? — ihn zu der materiellen Welt, die um ihn
herum war, hinzog ...
Emile Zola, Proudhon et Courbet. In: Mes haines. 1866
.. . Die Kunst ist eine idealistische Darstellung der Na-
tur und unserer selbst mit dem Ziele der physischen und
moralischen Vervollkommnung der Menschheit. Dieser
Idealismus besteht nicht mehr in hohlen Personifikatio-
nen, die das Abstraktionsvermögen unserer Sprache und
unserer Denkmethoden überflüssig gemacht hat. .. Wir
gehen auf die praktischen Aufgaben und Ziele der Kunst
aus. Unser Idealismus besteht darin, uns selbst zu lehren
und von Tag zu Tag weiterzubilden, und zwar nicht an
Hand a priori konzipierter und mehr oder weniger geist-
reich erfundener Figurationen, sondern an Hand der
Gegebenheiten, die uns die Erfahrung und die philoso-
phische Betrachtung vermitteln.
Proudhon, Les principes de Part, 1865
.. . Zweifellos ist die Kunst unter gar keinen Umständen
eine direkte philosophische Lehre oder ein Mittel der
sozialen Reform. Die lehrhaften Bilder sind bloß lächer-
lich. Der Gegenstand der Kunst ist die Schönheit und
nicht die Idee.
Th. Bürger Thore, Salon de 1864

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