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Schulz, Fritz Traugott
Typisches der großen Heidelberger Liederhandschrift und verwandter Handschriften nach Wort und Bild: eine germanistisch-antiquarische Untersuchung — Göttingen, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3971#0007
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I. Teil. Der Herrscher.

Seine charakteristischen Merkmale sind1): 1) der auf
einem Sessel feierlich thronende Herrscher erscheint dem Be-
schauer in voller Vorderansicht zugewendet; 2) das Haupt,
von dicht wallendem Gelock umrahmt und mit einer Krone
geziert, schaut ernst und voll Hoheit geradeaus; 3) die Hal-
tung der ganzen Figur ist eine manirierte, steife und cere-
moniöse, was sich besonders in der Haltung von Armen und
Beinen äussert; 4) die Kechte hält ein Lilienscepter (die Linke
ist verschieden behandelt); 5) der Purpurmantel ist in seiner
Drapierung auf beiden Seiten fast symmetrisch angeordnet;
durch das Auswärtsstemmen der Ellbogen wird er vor dem
Oberkörper weggezogen, so dass von den Schultern ab nur
die Oberarme bedeckt werden, und die Unterarme frei aus
dem Mantel hervortreten ; ein Teil des Mantels fällt dabei unten
seitlich über den Thronsitz, während die Hauptmasse in breiten
Linien den weitgeöffneten Schoss überspannt.

Der hier geschilderte Typus ist in seinem vollen Umfange
durchgeführt in dem 1. Bilde der grossen Heidelberger Lieder-
Handschrift, welches der Verherrlichung Kaiser Heinrichs des VI.
dienen soll. Auf keinem der hierhergehörigen Bilder ist das
Steife und Ceremoniöse des Ganzen so sehr herausgearbeitet und
hervorgekehrt als auf diesem. Letzteres wurde nicht sowohl
erreicht durch die Beigabe der Liederrolle, welche einen
Hinweis auf des Kaisers dichterische Thätigkeit enthalten soll,
auch nicht sowohl durch die Beigabe des Bartes, welcher den

1) Vgl. A. von Oechelhaeuser, die Miniaturen der Universitäts-
Bibliothek zu Heidelberg, 2. Teil; Heidelberg 1895, S. 93—95.
 
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