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Schulz, Fritz Traugott
Typisches der großen Heidelberger Liederhandschrift und verwandter Handschriften nach Wort und Bild: eine germanistisch-antiquarische Untersuchung — Göttingen, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3971#0018
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IL Teil. Der Ritter.

Während wir den Maler bei der Darstellung des thro-
nenden Herrschers bestrebt sahen, etwas in das Aeussere des-
selben hineinzutragen, was der Person als solcher nicht ent-
sprach, was aber mit der Vorstellung der Zeit von derselben
recht wohl in Einklang gestanden haben mag, finden wir ihn
bei der Darstellung des Ritters, mit welchem wir uns nun-
mehr beschäftigen wollen, beraubt, ein möglichst getreues Ab-
bild desselben zu geben. Und dies finden wir um so natür-
licher, als sich ja, wie aus den mittelalterlichen Dichtungen
hervorgeht, das Leben und Streben der ganzen Nation einzig
und allein nach der Ritterschaft richtete. Der Ritter steht
über den anderen Kreisen, er bestimmt die gesellschaftlichen
Formen und haucht seinen Geist der Kunst und Dichtung
ein'). Worin besteht nun aber der Wert der in unserer Hand-
schrift (C) das Rittertum betreffenden Darstellungen ? Haben
wir noch in ihnen, vor allem was das Turnier anbelangt,
welches doch die eigentliche Blüte der ritterlichen Ausbildung
ist und mit dem Kultus der '■höhen ininne' auf das engste
zusammenhängt, ein Abbild der klassischen Form des Ritter-
tums zu sehen, wie es uns aus den Dichtungen des 12. und
13. Jahrhunderts entgegenstrahlt?

Was den Kern der Bilder unserer Hs. betrifft, so ist die
Entstehung desselben mit annähernder Sicherheit aus der
Grenzscheide des 13. und 14 Jahrhunderts zu datieren2).

1) Vgl. Frz. von L ö h e r, Kulturgeschichte III, p. 14.

2) Vgl. Rahn, Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz,
Zürich 1876, p. 636.
 
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