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Schulz, Fritz Traugott
Typisches der großen Heidelberger Liederhandschrift und verwandter Handschriften nach Wort und Bild: eine germanistisch-antiquarische Untersuchung — Göttingen, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3971#0010
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von geistlichen und weltlichen Würdenträgern und Bürgern,
das sich aber jedesmal in symmetrischer Anordnung um den
thronenden Fürsten herumgruppiert. So zeigt ihn Bild XI b *)
in steifer, ceremoniöser Haltung auf dem Throne sitzend, das
Lilienscepter in der Rechten, die Linke in der Mantelschleife,
in Gegenwart einer grossen Anzahl Fürsten, geistlichen Würden-
trägern und cremonensischen Bürgern. Wie die Unterschrift
„Portas {e)t turres cü(m) leone aureo destruxit i{h) jndic(i)o
seäens" lehrt, ist er im Begriff, den Spruch, den die strengen
Andrea Garetto und Giovanni de Castiglione gefällt hatten,
zu erlassen, dass nämlich Cremona als eine Majestätsverbrecherin,
die Thore und Befestigungswerke verlieren, alier Rechte und
Freiheiten früherer Kaiser verlustig gehen, eine Strafsumme
von 100 000 Goldgulden zahlen und in Zukunft volles Eigen-
tum der Reichskammer sein sollte.

In derselben Haltung und mit nur wenig von der vorigen
verschiedenen Umgebung zeigt ihn auch Bild XV b2), nach
der Unterschrift (Eex seiet t(n) judic(i)ö Brixie muros (e)t
turres vaJIat) eine Darstellung des öffentlichen Gerichtes über
Brescia, wie es der König in Gegenwart seiner Grossen,
vieler italienischer Herren und Rechtsgelehrten in aller
Feierlichkeit am 1. Oktober 1311 in der Stadt abhielt. Wir
sehen ihn, angethan mit dem Königlichen Mantel auf dem
Throne sitzen, in der Rechten das Lilienscepter, auf dem
Haupte die Krone, die Linke anscheinend mit dem bekannten
Redegestus erhoben. Im Vordergrunde knieen in demütiger
Stellung die Brescianer, den Huldigungseid leistend, während
den Hintergrund ritterliches Gefolge in Kuppelhelmen ausfüllt.

Die gleiche Composition wie die beiden vorhergehenden
weist auch Bild XVI bs) auf, welches nach der Unterschrift
Juraverunt Ecgi Januae die öffentliche Huldigung der Ge-
nueser zum Gegenstande hat. Auch hier sehen wir den König
in steifer Positur auf seinem Throne sitzen, in der Rechten
das Lilienscepter, auf dem Haupte die Krone, die Linke mit

1) Die Romfahrt Kaiser Heinrich's VII. S. 48—49.

2) Daselbst S. 56.

3) Daselbst S. 59.
 
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