Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schulz, Fritz Traugott
Typisches der großen Heidelberger Liederhandschrift und verwandter Handschriften nach Wort und Bild: eine germanistisch-antiquarische Untersuchung — Göttingen, 1901

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3971#0051
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
51

bei allen von demselben herrührenden Darstellungen, der Hieb
über den Rücken herüber angezogen und dann gerade herunter
auf das Haupt des Gegners geführt. Die Wunde, die ein
solcher Reiterhieb schlug, war natürlich eine tötliche. Anders
bei den Bildern No. 18 und 19. Hier wird der Hieb von der
linken Seite über den Kopf herüber angezogen, wobei die
Schwertspitze nach vorn gerichtet gewesen zu sein scheint,
und dann mitten in das Gesicht hinein geführt; ein solcher
Hieb traf, wie die Wunden zeigen, das Gesicht zumeist seit-
lich und verwundete nicht sofort tötlich. Pariert wurde dieser
Hieb, wie Bild 65 lehrt, durch seitliches Vorstrecken des mit
der Spitze gerade nach oben gerichteten Schwertes. Weiter
constatieren wir auf den jüngeren Bildern ein Fehlen des
Schildes bei den Reitern; auf dem älteren Bilde ist derselbe
zwar noch vorhanden, doch bemerken wir auf den Grundstock-
bildern überhaupt selten eine ernstliche Anwendung desselben.
Möglich, dass im Laufe der Zeit die Rüstung so fest und
dicht gefertigt wurde, dass der Schild überflüssig wurde, mög-
lich aber auch, dass der Schild im ernsten Kampf schliesslich
als etwas Hinderliches in Wegfall kam. Jedenfalls lässt sich
aus der, zumeist nur heraldischen Zwecken dienenden An-
bringung des Schildes ein solcher Schluss mit einiger Sicher-
heit ziehen.

Bevor wir von dem Ritter Abschied nehmen, sei es uns
noch gestattet, einen Augenblick bei dem 4 7. Bilde unserer
Handschrift zu verweilen, welches dem grossen mittelalterlichen
Epiker Wolfram von Eschenbach gewidmet ist und darum
wohl allgemeines Interesse verdienen dürfte. Es zeigt den-
selben in voller Rüstung neben seinem Rosse stehen, welches
ein Knappe am Zaume hält und an den Nüstern streichelt.
Breitbeinig und in voller Vorderansicht dem Beschauer zuge-
kehrt, steht er da, in der Linken den Schild, in der Rechten
die Sturmfahne, an der Seite das Schwert und oben auf dem
Helm das Zimier. Wie die Spitze oben an der Sturmfahne
andeutet, handelt es sich hier um den Auszug zu einem ern-
sten Kampf, und nicht, wie Oechelhaeuser annimmt, zu
einem Turnier; allerdings' ist uns aus Wolframs Leben nichts

von einer Schlacht bekannt, an der er Teil nahm. Es ist aber

4 *
 
Annotationen