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Schulz, Fritz Traugott
Typisches der großen Heidelberger Liederhandschrift und verwandter Handschriften nach Wort und Bild: eine germanistisch-antiquarische Untersuchung — Göttingen, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3971#0052
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52

nicht ganz unmöglich, dass unser Bild auf Grund von V", 3
(bei Lachmann 8, 30) entstanden ist:

er sprach: „nü wil ich riten.
din wiplich giiete neme min war,
und si min schilt hiut hin und her, und her nach

galten ziten."

Doch ist zu bedenken, dass dieses Lied ein Tagelied, und nicht
anzunehmen ist, dass der Ritter in voller Rüstung zu einer
heimlichen Zusammenkunft mit der Geliebten gekommen sei.
Immerhin könnte das „nü wil ich riten" die äussere Veran-
lassung zu unserer Darstellung gegeben haben. Doch ist es
wahrscheinlicher, dass dieselbe auf Grund der seine Ritter-
schaft und seine ritterliche Gesinnung betonenden Stellen in
seinen epischen Dichtungen entstanden ist; und das wird
auch wohl von der Hagen gemeint haben, wenn er Min-
nesinger IV, p. 193 sagt, das Bild stelle nur den
Ritter dar. Er verlangt nicht um seinen Sang geminnet zu
werden, sondern um seine Ritterschaft1); Parz. 115,11:

Schildes ambet ist min art:

swä min eilen si gespart,

swelhiu mich minnet unibe sanc,

so dunlcet mich ir ivitge leranc;
'und Schildesamt d. h. Schildesdienst ist im Deutschen des
Mittelalters so viel als Ritterthum'2). Nur durch Schild und
Speer will er sich Minnesold verdienen 3); Parz. 115,15:

ob ich guotes wtbes minne ger,

mag ich mit schilde und ouch mit sper

verdienen niht ir minne solt,

al dar nach si sie mir holt.

vil hohes topeis er doch spüt,

der an ritterschaft nach minnen gilt.

Seine Darstellungen ritterlicher Rüstungen, Kämpfe und Schlach-
ten zeigen lebendige Anschauung, und gern tritt er selbst

1) Von der Hagen, a.a.O. p. 192.

2) Wackernagel, Kl. Sehr. I, p. 262.

3) Von der Hagen, a.a.O. p. 225.
 
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