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Schulz, Fritz Traugott
Typisches der großen Heidelberger Liederhandschrift und verwandter Handschriften nach Wort und Bild: eine germanistisch-antiquarische Untersuchung — Göttingen, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3971#0112
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112

das Bild zeigt, ab. Die betreffende Stelle lautet:
Ich Kolte ir mit rede bescheiden,
waz ich herzeldage
von ir trage;

si tele, als ich weere ein Heiden:
ach, min fröude scig,
ich gesweig.

Steifer als das vorhergehende Bild, und darum sich enger
anschliessend an das des Küronbergers, ist das dem Albrecht
von Johansdorf gewidmete Bild auf S. 4 7 dor Wein-
gartner Handschrift. Beide Figuren, in gleicher Grösse
gezeichnet, erscheinen einander gegenüberstellend; die Kopf-
haltung ist bei beiden dieselbe; der Dichter hat die Linke,
die Dame die Rechte und zwar in durchaus gleicher Weise
erhoben; ebenso symmetrisch erscheint bei beiden die Be-
handlung der anderen Hand ; sie wird von beiden in Brust-
höhe gehalten. Das Ganze ist auf Grund des in der 8. Strophe
enthaltenen Wechsels entstanden; die Frau wendet sich dort
an den Dichter mit der Frage, ob es nicht unbeständig wäre,
wenn ein Mann heimlich sich zwei Frauen als ihr eigen ge-
lobte ; die Entscheidung dieser Minnefrage lautet, den Männern
sei es erlaubt, den Frauen aber nicht:

Wie der cincz teete,
des frag ich, ob cz mit fuoge miige geschehen,
wäre cz niht unsteete,
dir zwein icibcn wolle sin für eigen jehen,
beidiu lougcnliche? sprechet, herre, wurre cz iht?
wan sol cz den man erhüben und den (rouwen niht.
('Minnesangs Frühling', p. 89.)

Bereits beim Grundstockmaler der Heidelberger Lieder-
handschrift sahen wir das von uns jedesmal im Eingang der
einzelnen Abschnitte aufgestellte Grundschema nicht immer
in allen seinen Teilen durchgeführt. Vielmehr zeigten ihn
kleine Veränderungen desselben bestrebt, das Augo durch
Abwechslung bietende neue Motive über das Schematischo
des Ganzen hinwegzutäuschen. Das gleiche Streben tritt uns
beim Copisten der Weingartner Handschrift entgegen, wie
 
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