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Beck, Paul A. [Editor]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 30.1912

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Müller, Karl Otto: Die alten Grabstätten des unteren Friedhofes in Ravensburg, [6]
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Rummel, Anton: Der letzte Versuch einer Gegenreformation in Biberbach und dessen hospitälischen Ortschaften 1628-1649, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27735#0108
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104

denen Denkmäler zu machen nnd zn ge-
eigneter Zeit die gegebenen Maßnahmen
zu treffen._

Ver letrte Versuck eirier Gegenrekor-
rnation in Libera^ unc!
dessen kospitäliscben Ortsckasten
! 628—1649.

(Nach den Akten i,n kath. Sladtpfarrarchiv
zu Biberach.)

Von Kaplnn Rummel.
(Fartjetzung)

2. Röhrwangen. Das gleiche De-
kret, das die Kaiserliche Commissioit sür
Attenweiler ani 15. November 1628 ans-
gestellt hatte, galt auch für Röhrwangen.

Jndessen Hans Erust van Pflunnnern
meinte im Rat den 17. November 1628,
dem Dekret solle man noch den Befehl
bcifügen, die Röhrwanger sollen ihre Ka-
pelle ansräumen. Pflummern berichtet
zngleich im Rat, daß im verflofsenen
Jahre der Salmansweiler Pfleger nnd
der Pfarrer zu Schemmerberg die Kapelle
zu Nöhrwangen visitiert und die Reliquien
im Altar herausgenommen hätten, wo-
rauf man beschlassen habe, auf Kosten
von Salmansweil eine Altartafel zu
machen, was aber die Banern nicht zuge-
lassen hätten.

Am 30. November 1628 niachte man
Ernst nnt der Ausführung der Dekrete.
Franz Nollin, Paul Kalteisen und vr.
Hettinger zogen nach Röhrwangen, lasen
die Dekrete der Kaiserl. Commission nnd
des Stndtrats vor, ermahnten zum Ge-
horsani und forderten die Nöhrwanger
auf, fürderhin die lutherische Predigt und
lntherischen Gottesdienst zu meiden. Hier-
auf begehrten sie von jedem Röhrwanger
eine Erklärung über seine Stellung zu
den Dekreten und erhielten folgende Ant-
worten: Der Amann Conrad Eiselin
meinte, er rede dem Kaiser nicht in seine
Gewalt, er wolle demselben gern gehor-
sam sein, aber der lutherischen Lehr nnd
Kirch wolle er nicht entsagen, sondern
dnbei verbleiben, wie es ihm auch ergehe,
frage nichts darnach, habe ohnedies nichts
mehr, cr habe nunmehr viel darüber aus-
steheu müssen, wolle es mit Gott weiter
tragen, hofsend, er werde ihn nicht ver-
lassen. Und als man ihm zugesprochen
hat nüt der Erzählung, wie es Fürsten

ergangen sei, die sich dem Kaiser wider
setzt, hat er doch bei feiner Erklärung
b .harrt und gemeint, er höre, der Hei-
delberger (Churfürst) erhole sich wieder.

Jhm ftimmten bei Michael Eiselin,
Bastin Angelin, Ulrich Sauter und Mich-
ael Fischer. Nicht erschieneu sind: Witwe
Caspar Roser, Witwe Ulrich Angele,
Georg Brenz, Stoffel Gerfter und Witwe
Hans Ersing. Katholisch erklärt haben
sich wie sie es schon längst getan haben,
Hans Blaser, Michael Stocker nnd Jacob
Fischer.

Hierauf wurde die Kapelle, die un-
sauber und mit Bollen, Werk, Brettern
und anderem angefüllt war, auf das Ge-
heiß der Biberacher Abgeordneten gesäu-
bert und zugleich befohlen, abends und
morgens das Ave Mariazu läuten. Wegen
des Läutens antwortete der Schultheiß,
er wisse nicht, ob dies geschehen werde;
übrigens gehöre die Kapelle der Gemeinde.

Da die evangel. Röhrwanger trotz
allem nicht folgen wollten, wurden sie
am 21. Dezember 1628 auf das Rathaus
nach Biberach citiert und ihnen abermals
die Dekrete der Kaiferlichen Commissäre
und des Rats vorgelesen. Hierauf wur-
den die einzelnen Röhrwanger wieder
verhört. Die 3 katholischen Gemeinder
zeigten hiebei an, daß die lutherischen
Röhrwanger sich einmal nachts im Hause
des Schulheißen versammelt hütten, bei
welcher Versammlung sie abec niemand
aus der Stadt wahrgeuomnien hätten.

Der Amann Conrad Eiseliu äußerte
sich beim Verhör, er glaube an den Herrn,
so ihn erschaffen habe, wolle dem Kaiser
in allen gebührlichen Dingen gehorchen,
er verbleibe aber bei dem, worauf er ge-
tauft fei, er fei ein armer Sünder und
habe kein reines Herz und wenn er heute
den ganzen Tag vor der Obrigkeit stände,
er wolle sich nicht anders erklären, er
weiche nicht von seinem Glaubeii, wie
es ihm auch darüber ergehe.

Ulrich Sauter: er wolle dem Kaiser
gehorsam sein, aber die Religion betreffend
wolle er in feinem Glauben sterben, er
sei zwar kath. geboren und erzogen und
von Simmetingcn vor 39 Jahren nach
Röhrwangen gekommen.

Georg Branz, Georg Gerster, Hans
Branz, Hans Kolb und Hans Ersing
 
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