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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 30.1912

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Müller, Karl Otto: Die alten Grabstätten des unteren Friedhofes in Ravensburg, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27735#0107

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103

wie sie sind und suche sie nach Kräften
zu erhalten. Nach Entfernung mancher
(aber ja nicht aller!) neueren auf den
Baden reihenweise gesetzten Grabsteine
mit den in iinmer wiederkehrender Wcise
auf einen Steinsockel aufgesetzten Kreuzen
wirken die Sandsteintafeln an der Mauer
mit ihren Reliefbildern und den hiibschen
Wappen nur um so eindrucksvoller in
der Umgebung von Kastanien- u. Akazien-
bäumen, Cypressen und Trauerweiden?)

Ein besonderes historisches Jnteresse
an der Erhaltung der Grabdenkmäler des
nnteren Friedhofs müßte namentlich die
eoangel. Kirchengemeiude Ravensbnrgs
an den Tag legen: Hier ruhen nicht nur
unter dem Boden die Gebeine der Ravens-
burger Reformatoren, an den Mauern
des Friedhofs ragen noch heute die Grab-
mäler der Väter und Söhne der Refor-
mationszeit in Ravensburg empor und
verkünden die Namen der Kröttlin (vgl.
Hafner, Chronik S. 491), Lechler.Tafinger,
Hinderofen, Schellang, v. Bunkhofen,
Volland (v. Vollandseck), Kollöffel, Kroa-
ria, Knoll, v. Beck, und Furtenbach, der
Nabholz, Mausseli, Mündler, Mittler,
Beitler, Stoll, Schäler, Senner und an-
dercr ihrenGlaubensgenvssen in der Gegen-
wart. Dazwischen erheben sich die selte-
neren Grabstätten katholischer Familien.
insbesondere dcr Mock, v. Sigmarshofen,
Schultheiß (No. 90), Ankenreute, Geld-

') Eine alsbald zu läsendc Aufgabe dec Stadt-
verwaltung oder des Altertumsvereius wird es
sein, vou alleu ältercn, hier beschriebcucu Grab-
denkmaleu, die nicht zu schr bereits zerfallen sind
oder sonst ohne jcde Bedeutung sind, gutc Photo-
graphien bei geeigneter Beleuchtung der Grab-
inäler anferttgen bzw. soweit bereits von friiher
her (s. oben) solche vorhanden sind, von diesen
(wegen des damals noch besseren Erhaltungs-
zustandesl Abzüge machen zu lasscn, wobei auch
älterc Denkrnale mit nur geringem bildnerischem
Schmuck wegen ihres Gesamtcindruckes und der
Grabinschrift im Bilde sür die Zuknnft festzu-
halten sind. Es handelt sich hienach um folgende
Ziffern, die im Jnteresse der lleberlieferung an
dic Nachwelt eine Photographierung verdicnen i
1, 2, 3 (s u. d), 4 <a u. b), ü, 6, 8, 10, 14, 16,
16, 18 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 28, 29, 80,
31, 32, 33, 34, 35, 36, 38, 39, 40, 41, 42, 44,
45 (vielleicht ältester Grabstein), 46, 47, 48, 49,
60, 55, im Ganzen 4l Grabmäler, von denen
ja in einer Reihe von Füllen bereits Photogra-
phien vorliegen. Zur Not kvnnte hievon Ziff.
28, 29, 18, 16, 20 weggelassen werdcn. Die Holz-
tafeln von Ziffer 62 sollten alsbald zum Schutze
in die Alterlumssammlung verbracht werden.

rieh (letztere Familie zum Teil auch der
evaugelischenKirche augehörig), derAbegg,
Gall uud Denriug vou Mittelweiherburg,
der Wilwer, Besserer und Precht vou
Hochwarth.

Mögen auch einzelue weuige dieser
Grabmäler, bei deuen der Zerstörungs-
prozeß schon jetzt zu weit voraugeschrilten
ist, dem Zahn dcr Zeit volleuds ganz
zum Opfer falleu, die Mehrzahl dieser
alten Grabmäler kanu, weun sie nicht aus
Uuachtsamkeit oder Böswilligkeit weiter-
hin verstümmelt werdeu, noch Jahrhuu-
derte überdauern unter dem Schutze des
alteu Gemäuers uud nötigenfalls mit
Hilfe auderer zum Teil bereits augewand-
ter Schutzvorrichtuugen. Uebrigens bedarf
es zur Erhaltuug des Stimmungsbildes
keineswegs der Erhaltung des ganzeu
Friedhofs. Die gauze größere nördliche
Hälfte (uördlich des Brunueus iu der
Mitte des Friedhofs), die wohl auch erst
später zum alten Friedhos hinzukam,
kaim seinerzeit anderen Zweckeu dienstbar
gemacht werdeu. wenn hier uumittelbar
uördlich des heutigen Osteingangs eine
Mauer (ja keiu Staketeuzaun!) iu ge-
rader Linie zur westlichen Friedhofmnuer
hiu gezogeu wird: lediglich die iu Ziffer
64 u. 55 beschriebenen Grabmäler be-
dürften bei dieser Maßuahme zu ihrer
Aufbewahrung ciner Versetzung in eiue
der leeren Nischen des alsdann hoffeut-
lich um so sicherer für immer als histo-
risch-künstlerisches Denkmal verbleibeuden
und sorgsam gehiiteten alten, untereu
Friedhofs zu Raveusburg.

Die beschreibeudeArbeit, diedeu dauern-
den, völligeu Verlust so maucheu Wortes,
Wappeus und Bildes auf diesen Grab-
denkmäleru für die Zukuuft verhütet, ist
ja nunmehr im Vorliegeuden, ich möchte
— augesichts der trotz aller Hilfsmittel
uicht selten gebliebeuen Lückeu iu Schrift
und Bild — sagen in 11. Stunde, mit
der größtmöglichen Sorgfalt und Genauig-
keit getan; konnten ja doch sogar bei un-
serem Rundgang mehrfach die Aufzeich-
nungen des uoch in viel günstigerer Zeit
arbeitendeu Schlapperitz als ungenau er-
wiesen werden.

Sache der Gesamtheit ist es jetzt,
über die künftige Erhaltuug der vorhau-
 
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