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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 30.1912

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Beck, Paul A.: Die verschiedenen Ravensburg
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Lamenta Germaniae
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https://doi.org/10.11588/diglit.27735#0052

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der Ansicht dieiien Kühe zur Staffage.)
Es gibt noch ein Ravensberg, ein
Gnt im Mecklenburg-Schwerin'schen Kreise
Mecklenbnrg, Amts Bnckaw nnd Amts-
gerichtsbezirls Neu-Bnckow Dann folgen
Rabensburg, politische Gemeinde
Mistelbach, Gerichtsbezirks Feldsberg in
Oesterreich; Ravensbusch, Ortschaft
im Fürstentnm Oldenburg, Anitsgerichts-
bezirks Lubek, in der Gemeinde L-tockels-
dorf; Ravensbruck, Flecken im preuß.
Regierungsbezirk Potsdam, Kreise Tem-
plin, Amtsgerichtsbezirks Lpchen; Ober-
und Unter-Nnvelsbach im Bezirke
Ober-Hollabrnnn in Oesterreich; Ravens-
giersburg, Dorf im preuß. Reg.-Bez.
Koblenz, Kreis und Amtsgerichtsbezirk
Simmern.

eck. Lamenta kermaniae.

(Alagolied Gcrmaniens.)

llnter dicscr Aufschrift fand sich in eincr
Neres heimer, jetzt in der Registratur dcs dvr-
tigen fürstl. Thurn- und Taxis'schen Rentamts
ausbeivahrten Klosterchronik von p. Leonh. Haydt
(geb. zu Augsburg I6S4, ch 17l0), einem weit-
gereisten Manne, „vir plurirnae Isctionis et
scriptionis", nne es im N. Klosteralbum (O.-^.
XIII., 1895, No. 12, S. 182) hcißt, ein dem
Schwedenkrieg, beziv. dem Bericht iiber die Schlacht
von Nvrdlingen (I634H „den satalen Tag für
diese Stadt" angehängtes Zeitgedicht, welches —
gewiß nicht das inindeste jener herz- und poesie-
iosen Zeit — der Klage über den Verfall des
Nechts, herbeigeführt durch inneren Hadcr und
die leidige Nachäffungssucht des Fremden, die
Sittenverwilderung und Zuchtlvsigkeit usw. er-
greifenden Ausdruck verleiht. Davon in Nach-
folgendem einige Verse zur Probe:

Troja ist hin, ich leugn' cs nit,

Schon lüngst im Rauch aufgangen:

Jn HektorS Saal init weichem Schnitt
Mag jetzt die Ceres prangen.

Jch deutsches Land bekenn' mein' Schand,
Wird's Troja bald nachmachen.

Mein' eigne Zucht, die schlimme Frucht,

Wirft rnan dem Feind in Rachen.

Wir suchen selbst den llntergang,

Wir iieben unsre Wundcn,

Wenn irian nur hört den Silberklnng,

So ist das G'müt schon bunden.

Gch's, wie es woll', ivann nnr ist voll
Mit Geld der Beutcl g'füllet,

Es fällt dcr Glaub' ais wie das Laub,

Das Geld den Meister spielet.

Bei dieser Welt ist iveit gefehlt,

Daß d' Jugend nit wird zogen,

Jhr Schad das Polster und das Geld,

Jhr Schad der Liebe Pochen.

Bom Wiegen an hcißt cs galant,

Galan, galantisieren,

Man tanzt, inan springt, man sauft sich an,
Daß stieben möcht' das Hieren.

Der Vatcr stiehlt, die Mnttcr stiehlt,

Das sehen kleine Kinder,

Nichts Bess'res führen sie im Schild,

Und wollen sein nicht minder;

Was Hänsle g'wohnt, das hält der Hans,
Cr läßt sich hart mehr biegen,

Die jung' machts nach der alten Gans,

's liegt viel am Auferziehen.

So geht's, Großhansen koinnien durch,

Der arin' Vau'r muß Haar lassen,

Nur nagcn an dem Hungertnch,

Und andere sehen prassen.

Menn bei dem Handel fehlt das G'wicht,
Das läßt sich schon crsetzen,

Nur tapfer g'schmiert, ist allcs g'richt,

Man wird dich nicht verletzen.

Viel habcn als ein' licbste Braut
Frau G'rechtigkeit ang'nommen,

Bersprochen eher Haar und Haut,

Als um die Frei' zu kommen.

Kaum hat der g'wöhnlich Hochzeitsring
Ang'hcbt am Finger z'glanzen,

Da mackit die Justiz krumme Spriing',

Nllt Schelm und Licb pflegt tanzen.

Wic sieht nit diese Tugend aus,

Kcin Mensch niag sie mchr kennen,

Ihr Bild steht zwar an dcm Rathnns,

Darin darf's kein Sitz nehinen.

Jhre Nase ist aus Wächs formicrt,

Das G'sicht init Blut beronncn,

Die ist halb tot, so hart traktiert,

Als wär' sie preis der Sonnen.

Die deutsche Stimin', der deutsche G'sang
Sind hin ivie stnmpfe Messer,

Ausländer Sprach', Ausländer G'sang
Sind taiisendnial jetzt besser.

Es schmeckt kei'm mehr dic dentsche Supp',
Man muß nach Mode kvchen,

Draufstreueu ein ganz neuen G'strupp,

Sonst wird dcr Magen pochen.

Was hilft mich aber singen viel,

Was hilft mich all' mein Klagen?

Ich eben schweige leicht gar still,

Und b'halt' die Wort im Kragen.

Nnr Gott allcin uns helfen kann,

Er weiß die Zeiten schlichten,

Nach Donncrstreich cr pfleget an
Den Sonnenschein zu richten.

Laßt uns in Oulci jubilo
Ein wenig noch pausieren.

Die Zeit giebt jedes, seid nur froh,

Dies Spiel wird sich verlieren,

Was obeu stcht, fällt gehling hin,

Davon ist gar kein Zweifet,

Dcr vor gehabt den größten G'winn,

Wird bald ein armer Teufel.
 
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