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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 30.1912

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Müller, Karl Otto: Die alten Grabstätten des unteren Friedhofes in Ravensburg, [2]
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Taufe toter Kinder in Schwaben
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https://doi.org/10.11588/diglit.27735#0030

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— 26 —

hoch, 70 cm breit, eingeumuert; dieSchrift,
stark verwittert, lautet: TVnno Oomim
1613. Jar ist iu Gott eutschlaffeu der

Ehrsam und hochachtbar.(d)orff.

am 26. Tag.... 1613.Amen.

(7 Zeilen). Höchstwahrscheinlich der Grab-
stein des Jakob Abt genaunt Würt
und seiner Ehefrau Anna Beckiugerin,
die beide 1613 starben. (Schlapperitz S. 3
unteni. (Eoangel. Grab.)

20) Sandsteiu, 1,75 m hoch, 60 cm
breit, oben Kartusche mit einem Wappen
unter einer baldachinartigen Helmdecke;
ein auf einem Dreiberg nach rechts sprin-
gender Hirsch. Hlzr: Derselbe nach r.
wachseud. (Wappen der Familie von Beck.)

Jnschrift zum Teil verwittert (vgl.

Schlapperitz-Merk S. 4):.Namen

Jesus (?) . - - 2. Zeile: iVnno 1682 den
21. Apr(il) starb der Ehrbar (?) Jakob
Beck des Gerichts, und Spitalmeißter
alhie scines Alters im 64. Jahre.

(6. Zeile:) TVnno 1681. 21. May starb
seine Eheliche Hausfraw Kathriua
Wochneriu sSchlapperitz hat fälsch-
lich Wocherins Jhres Alters 50 Jahr.

TVnno 1716 (im Grabsteiu aus ur-
sprüuglich 1616 verbeffert; Schlapperitz
hat fälschlich 1710) den 4. Mürz starb
seine andere Hausfraw Katharina
B a l d e n h o f f e r i n vou Jssni, ires
alters 81 Jahr... (Es folgt noch ein
Spruch vou 5 Zeileu, von dem nur les-
bar ist: Zu Sicher .... Siud . . dahier ..
beim ... Gott.) (Eoangel. Familie.)

(Forts. folgt.)

8. LaM toter Kinüet in Scvwaven.

Jm Freiburger O. 7V IV. (1869)
S. 319 wird eiu Auszug aus dem hoch-
fürstl Bischösl. Konstanz. Geistl. Rats
Protokoll äcl. 2, Jan. 1779 mitgeteilt
betr. die Wallfahrt in Bergatreute,
in specie aber die dorthin zur Taufe ge-
brachten toten Kinder. Daraus geht
hervor. daß die Taufe toter oder besser
gesagt totgeborener Kinder in Ber-
gatreute schon am 13. Aug. 1698 und
wiederum am 24. Nov. 1700 vom Bi-
schöfl. Ordiuariat in Konstanz verboteu
wurde. Trotzdem waren derlei Taufeu
auch später noch in Ilebung und eine
diesbezügliche Anfrage und Bitte des

Abts Dominikus in Weingarten voin 4.
Nov. 1778 wurde wiederum nicht zu
gunsten der Wallfahrt beantwortet.

Es handelt sich nun hier nicht uni
die theologischen Bedenken, melche gegen
solche Taufen vorgebracht werden müßten
und wirklich auch geltend gemacht wor-
den sind, wie I. c. zu ersehen ist, son-
dern einfach um die Tatsache, daß niau
totgeborene Kinder nach Bergat-
rente brachte zum dortigen Mntter-
gottesbild, wo sie dann angeblich „auf
eisriges Gebet hin ein Zeichen des Lebens
spüren" ließen nnd deshalb sub conäi-
tione getauft wurden.

Man würde sich aber täuschen, wenn
man glauben wollte, Bergatreute sei der
einzige Wallfahrtsort in Schwaben ge-
wesen, wo derartige Taufen vorkamen,
und es seien totgeborene Kinder nur aus
der nächsten Umgebung zu besagtem Zweck
dorthin „geschleppt" worden; ist ja dvch
im cit. Extract von der Beschwerlichkeit
der Reise die Rede (I. c. S. 321). Biel-
mehr zeigt die Durchsicht der Taufbücher
der einen oder anderen Pfarrei Ober-
schwabens, daß jener Brauch ziemlich ver-
breitet war.

Hier kann wenigstens aus 2 Pfarreien
Näheres mitgeteilt werden, Utten w eiler
und Reutlingendorf im Oberamt
Riedlingen. Als Wallfahrtsorte, an
welche Kinder aus diesen Pfarreien zur
Taufe gebracht wurden, kommen Ber-
gatreute, Moosheim (OA. Saulgau),
Sigmaringen und — wenn wir rich-
tig lesen — Erolzheim in Betracht.
Aus Uttenweiler wurden in der Zeit
von 1690—1729 6 Kinder nach Bergat-
reute aä 8. V. VlLiiam und ebensoviele
nach Moosheim aci 6. ViiAinem a^sump-
tam, 1 Kind aä llllaumatui^am viiZini8
IVIaiiae maioiw ima§!nem UioUllemii (?)
gebracht. Von Reutlingendorf brachte
man in der Zeit von 1717 bis 1731
etwa 1/2 Dutzend Kinder an Wallfahrts-
orte zur Taufe,, darunter 1 an die Wiege
des hl. Fidelis von Sigmaringen, die
anderen alle nach Moosheim.

Man kann nun annehmen, es habe
sich um scheintote Kinder gehandelt. Jn-
des weisen die Ausdrücke in den Kirchen-
büchern auf tote Kinder hin: inkaiw moi-
1uu8 ecütu8, moituu8 in uteio matii5,
 
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