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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 30.1912

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Wolf, F. X.: Aus dem Leben eines schwäbischen fahrenden Scholaren
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Schön, Theodor: Herzogin Maria Augusta von Württemberg, [22]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27735#0015

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11

Stellung erwies sich Daniel Mauch auch
als Förderer wissenschaftlicher Bestrebun-
gen sowie religws kirchlicher Jnteressen
durch materielle Uuterstützung und Gast-
frenndschaft" (S. 49). Er wird als hoch-
gesinnter Mäzen, als Gelehrter und
Gelehrtenfreund gepriesen und zählt eine
stattliche Reihe von angesehenen Män-
nern, die alle gleich ihm trotz aller
Lockungen der alten Kirche treu geblieben,
zu seinen Freunden. Nur einige Namen
seien genannt: der durch seinen Psalmen-
kommentarund durchHerausgabederlloZe^
8LÜcae ecl bekannte Johann Herold,
der einst mit Beinamen wie „Säule
der Kirche, zweiter Augustinus, Tod
Luthers, Hammer der Ketzer, Abgott der
Papisten" rc. bedachte Kard. Stanislans
Hosius von Ermland, der bairische
Staatsmann Wiguleus Hundt, der
Wiener Hofprediger und Koadjutor
Friedrich Nausea, der „mutige, opfer-
willige Vorkämpfer der alten Kirche"
Georg Wicelius, der Mainzer Dom-
prediger Johaunes Wild, dessen
Ulmische Herkunft (S. 50) betont ivird
u. a. Jn solchem miindlichen und
schristlichen Verkehr mit Gelehrten geist-
lichen und weltlichen Standes, in eigener
eifriger Beschäftigung mit den Wissen-
schaften und Beförderung literarischer
Arbeiten anderer verbrachte der Dom-
scholaster oon Worms seinen Lebensabend.
Manche trübe Erfahrungen seiner letzten
Jahre verleideten ihm aber schließlich
den Aufenthalt in Worms doch noch so
sehr, daß er sich ernstlich mit dem Gedan-
ken trug sein Leben an einem anderen
Orte zu beschließen. Der Tod überhob
ihn jedoch der Qual einer Wahl.
„^nno 1567, 19. lVlazs oi>. siiti Oaniel
lAauaü, 4. suri8j lü. stru>8guej O. (octor)
8cüola8tsicu8f et Lan. sonicu^j ^orm.
satien8i8j"—so lautete einst schlicht nnd
einfach die Jnschrist ans seinem Grab-
stein im Wormser Dom. —

Das sind nur einzelne schlichte, aus
Naegeles schönem Buche ausgehobene
Proben, die aber immerhin schon erken-
uen lassen, wie so viel des Wissens- und
Beachtensmerten der Autor mit seiner
Arbeit zu bieten weiß. Aus solchen Briefen
voller Frische und Ursprünglichkeit lassen sich
aber auch oft genug tiefere Einblicke in

Lebeu nud Treiben, Denken und Fühlen,
Hoffen und Früchten einer Zeit, so hier
der so wichtigen Zeit des Humanismus
uud der Reformation, gewinnen als aus
gar mancherlei offiziellen Dokumenten.
Möchten rccht viele Leser in^ Naegeles
Buche sie snchen, dem gelehrten Forscher
aber auch fernerhin ähnlich glückliche
Funde beschieden sein!

HeiRogin Mari-» MgMa von Äümemderg.

Bon Hofrat Th. Schön.

(Schlußrstntt Forts.)

Die Landschafts-Anverwandten ent-
schlossen sich uur schwer uud ungern zu
der Deputation, welche aber nur 1n §e-
neraliüu8,^daß die^Landschafft Mißfallen
und Kümmernis neben solchen von der
Mutter gegen den Sohn bezeugten Wider-
willen und die dabei bezeugte, harte Jm-
precationen contestiren, bäte dabei um An-
weisung, wie man sich hiebei zu verhalten
haben sollte, ohne auf Sistirung des De-
putates anzutragen. So°geschah es. Jn
der Audienz erscheint Serenissimus recht
mildiglich; Gott im Himmel mißfalle die
von der Fran Muttersohne seinen Willen
angegebenen Jmpräcationeu. Landschafts-
consulent Stnrm meiute: Durch die land-
schaftliche Anteilnahmestönnte, wenn über
kurz oder lang ein Vergleich erfolgte, der
Landschaftviel Verdruß erwachsen; Stock-
mayer:«Auch sei zu besorgen, daß man
die Landschaft in andern Fälleu, die sie
nichts angiengeu, eiumischen wolle. Zu-
dem sei der landschaftliche engere Aus-
schnß nicht beisammen. Auch läge kein
Dekret vor. Bcngel meinte: Der Her-
zog, dem von seiner Mutter so viel
übles angewünscht worden sei,
habe doch". bezüglich fEducation seiner
Schwester eine so'gutefJntention geäußert.
Tafinger nieinte: Die landschasllichen
Depntirtenisollen bitten, daß iGott den
gegebenen sFluch- injsSegen verwandeln
möchte.

Man sieht aus allem dem, diejLand-
schaftnvollte sich nicht gerne in das Zer-
würfnis szwischen Mutter und Sohn
mischen, zumal erstere, wie man sah, bei
der Landschaft beliebt war und auch nach
ihrem Sturz bei derselbeu Sympathie ge-
noß und Freunde hatte.
 
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