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Beck, Paul A. [Editor]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 30.1912

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Rummel, Anton: Der letzte Versuch einer Gegenreformation in Biberbach und dessen hospitälischen Ortschaften 1628-1649, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27735#0109

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105

wollen dem Kaiser gehorchen, aber bei
ihrem Glauben bleiben.

Bastin Angelin: er sei bei der Ge-
meindeversammlung gewesen, wo man
sich^gegen einander erklärt habe, man
wolle beim luth. Glauben bleiben; wie es
denen zu Birkendorf und Bergerhausen
ergehe, solle es auch ihnen ergehen, man
werde-ihnen keine eigene Kirch bauen.

Georg Angelin: er sei auch bei der
Versammluug gewesen, was seine Nach-
barn tun, wolle auch er tuu.

Nachmittags den 21. Dezember 1628
wurden dann die Erklärungen der Röhr-
wanger dem kath. Stadtrat vorgetragen.
Hierauf wurde beschlossen die Widersetz-
lichkeit den Kaiserl. Commissären zu mel-
den, ihnen Reiter einzuquartieren und weil
sie sich verbunden hätten, 1 od. 2 Röhr-
wauger eiuzuziehen und zn examinieren,
wer sie zu solchem Bündnis vcrleitet hätte.

Gemäß dem Beschlusse wurde nun ein
Wachm eister mit Reitern den Nöhrwangern
ins Quartier gelegt. Aber schon am 30.
Dezember beklagte sich der Amann von
Röhrwangen über das Quartiergeld, wo-
rauf den Röhrwangern befohlen wurde,
wöchentlich auf jeden Neiter 2 fl. zu geben.
Bald waren die Röhrwanger so ausge-
zogen, daß der in Röhrwangen liegende
Wachmeister berichtet, die Röhrwanger
könnten nichts mehr bczahlen, sie hätten
nichts inehr als ihre fahrende Habe, Roß
und Vieh u. s. w. Zugleich meldet er,
daß er gleich anfänglich die Bauerschaft
dahin gebracht habe, daß sie auf gutem
Wege gewest; als sie aber in die Stadt
gekommen, seien sie dcr Meinung gewor-
den, daß sie eher alles hingeben, als kath.
werden wollen; sobald sie in die Stadt
kommen, seien sie gleich anderen Sinnes.

Jnfolgesdieses Berichtes wurden Georg
Gerster, Georg Branz, Hans Branz, und
Hans'Ersing examiniert, ob sie mit den
Biberachern oder Virkendorfern oder Ber-
gerhausern verkehrt und verhandelt hätten.
Nur HansZBranz gestand ein, daß er bei
Notar Schönfeld gewesen und uin Nat
gefragt habe, der ihm aber nicht helfen
und raten wollte.

ManAieß es bei diesem Verhör nicht
beruhen. Weil sich die Bauern verbun-
den hatten'und sich von Biberachern hatten
verleiten lassen, wurde am l l. Februar

1629 beschlossen, einige in Arrest zu legen
und zu exaininieren. So wurden aus
Röhrwangen eingezogen der Amann Con-
rad Eiselin und der junge Hans Ersing;
aus Bergerhausen Hans Stolz und Hans
Rodin; aus Birkendorf Martin Bremlin
und Michael Jäcklin.

Trotz all diesen Bemiihungen des kath.
Nats machte der kath. Glaube keine Fort-
schritte in Röhrwangen, Birkendorf und
Bergerhausen u s. w. Am 15. Dezember
1629 muß der kath. Rat eine ernste Rüge
erlassen an die in Röhrwangen, Berger-
hausen, Birkendorf, Winterreute u. s. w.
wegen ihres Verharrens in der luth. Ne-
ligion und ihrer Weigerung, der kath.
Kirche sich anzuschließen. Dieselben ließen
sich eben von ihrein nach Wien abgeordneten
Gesandten Haas bereden, als könne er
die Freigebung ihres lutherischen Glau-
bens mittels Kaiserl. Briefes erwirken.
Jm Namen des Kaisers forderte der kath.
Rat sie hiemit bei einer Strafe von 30
Neichstalern auf, luth. Kirche nnd Predigt
nicht mehr zu besuchen, weder öffentlich
noch geheim oder das Abendmahl zu
empfangen oder Kinder taufen oder Tote
an solchen Orten begraben zu lassen,
sondern alle die kath. Kirche samt Weib
und Kind zu besuchen und dort zu beich-
ten und zu communizieren und die Kin-
der nur in die kath. Schule und an Sonn-
und Feiertagen in die kath. Kinderlehre
zu schicken. Außerdem schrieb der kath.
Rat an den Salmansweiler Psleger Ernst
von Pflummern zu Schemmerberg, die
Abtrünnigen seien allen Ernstes wieder-
um zum Anschluß an die kath. Kirche
aufgefordert worden unter Vorlesung
Kaiserl. Dekrete. Aber sie berüfen sich
auf ihren von Wien wieder zurückge-
kommenen Haasen und crklärten, sie woll-
ten nicht kath sein und werden und
seiner Majestät hierin nicht gehorsamen.
Sie hätten zwar gewisse Widersprecher
in das Gefängnis gelegt, lange darin
behalten und ihnen ernstlich zusprechen
lassen, aber all das habe bei ihnen
nicht verfangen. Auch bildeten die Neu-
erer sich ein, es werde mit der Kaiserl.
Majestät nicht allezeit so obsieglich her-
gehen, sondern ev. Potentaten oder Für-
sten obsiegen, so daß ihr Luthertum wie-
der sich behaupten u. durchdringen würde.
 
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