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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 30.1912

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Rummel, Anton: Der letzte Versuch einer Gegenreformation in Biberbach und dessen hospitälischen Ortschaften 1628-1649, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27735#0110

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106

Nur zu Attenweiler hätten sich etliche 14,
zu Röhrmangen i und zu Birkendors und
Bergerhausen etliche unbelehnte Wittwen
eines Besseren besonnen. So schrieb der
Rat an Pflunnnern. Offenbar hatte aber
der kath. Nnt anfangs 1630 der Gegen-
refonnation in Röhrwangen mehr Nach-
druck verliehen. Laut einer Verteidigungs-
schrift des kath. Nats gegen die Anklagen
der Protestanten v 6. März 1630 haben
die Spitaldiener die Nöhrwanger nach
Schemmerberg geftihrt und ihrem rechten
Pfarrer vorgefnhrt, damit sie von andern
nicht vexiert werden, aber nicht sind sie,
wie die Protestantcn klagen, wie Gefan-
gene uuter vielem Weincn von Spital-
dienern in die Kirche zu Schemmerberg
genötigt worden. Die Röhrwanger schei-
nen sich dann im März 1630 gefügt zu
haben. Denn am 27. März 1630 be-
richtet der kathol. Rat an die Kaiserl.
Commission: „Nachdem die Röhrwanger
sich wieder zur kath Religion bekennt
haben und die Soldaten ihnen wicder
abgenommen worden waren, sandte der
Magistrat am folgenden Sonntag den
Spitalsyndikus zu Pferd ab, ob sie sich
wirklich in ihrer ordentlichen Kirche zu
Schemmerberg einstellen, welche sich dann
auch ohne Gewalt und ohue Zwang dort
einfanden. ^ Der Rat ließ die Röhrwanger
nicht aus den Augen. Am 1. Juni 1630
wurde deshalb vom kath. Rat beschlossen,
wiederum sich bei den Untertanen in Röhr-
wangen zu erkundigen, ob sie an Sonn-
und Feiertagen nach Schemmerberg in
die Messe gehen und ihnen ferner zu be-
fehlen, allgemach kath. zu beichten und
zu kommunizieren, und den Pfarrer in
Schemmerberg zu ersuchen, die Röhrwan-
ger in der kaith. Religion zu unterrichten
So ging es fort mit den Bekehrungsver-
suchen in Röhrwangen, bis denselben der
Einzug der Schweden in Biberach 1632
ein Ende machte.

3i Birkendorf und Bergerhausen.
Das gleiche Dekret. wie an die Atten-
weiler, wurde auch an die Birkendorfer
und Bergerhauser erlassen. Jn Birken-
dorf und Bergerhausen scheinen einzelne
Personen nicht vorgefordert worden zu sein,
um eine Erklärung über ihre Stellung
zum kath. Glauben abzugeben. Wäre diese
Vorforderung vielleicht zu heikel gewesen

wegen der Nähe der Stadt? Judessen wer-
den sie am 15. Dezember 1629 ebenso
wie die Röhrwanger ermahnt, vom evang.
Glauben zu lassen und zum kathol. über-
zugehen. Mitte Mürz murden dann den
Birkendorfern und Bergerhausern auch
Soldaten einquartiert, um sie znm kath.
Glauben zn nötigen. Weil sie aber im
evangel. Glauben verharrten, hatten sie
die Soldaten noch im April 1630 ini
Quartier. Ja, um sie noch mehr zu pres-
sen, wurde im April 1630 den unkatho-
lischen Untertanen in Birkendorf n. Berger-
hausen anfgegeben, an ihrer verwirkten
Strafe jeden Freitag so viele Taler an die
Stadtrechnerei abzuliefern, als ein jeder
Soldaten im Quartier habe. Zugleich
wurde bekannt gegeben, daß der kath Rat
den Bauern, die nicht gehorchen, ihre Gü-
ter nehuien könne. Jn der Sorge um
die Zukunft schrieben deshalb die Birken-
dorfer und Bergerhauser nm 4. April 1630
an den kath. Rat, daß sie. nachdem den
Protestanten in Bickendorf und Bcrger-
hansen publiziert worden, daß sie vom
evang. Glauben znm kathol. zurückkehren
müßten und daß die Ungehorsamen als
Rebellen angesehen werden und die Un-
gnade des Kaisers erfahren nnd ihrer
Ehre, Hab und Gut verwiesen werden
nnd daß, wenn sie nicht innerhalb 3 Ta-
gen ihren Abstand vom ev. Glauben er-
klärt haben, mit 60 Talern gestraft wer-
den und bis Georgi ihr Eigentum zu ver-
kaufen und von ihren Höfen abzuziehen
hätten, in großer Bestürzung seien. Sie
bezeugten vor Gott, baß es ihnen nie in
den Sinn gekommen, sich der Kaiserl.
Majestät und Obrigkeit zu widersetzen;
es sei auch nicht Mutwille, daß sie von
der Augsburgischen Confession nicht ab-
fallen wollen, sondern der Grund sei der,
weil sie nicht anders wissen, als daß sie
bei ihrer Religion die ewige Seligkeit zu
erlangen sich getrauen; sie besorgten nicht,
daß der Kaiser über ihr Gewissen hinaus
Gehorsam fordern werde; was daraus
hervorgehe, daß er neuestens eine neue
Commission eingesetzt habe zur Erteilung
neuer Befehle. Man möge also mit der
Fordernng dec Religionsänderung bis
zum Spruch der Commission abstehen.
Sollte aber der Kaiser gegen sie entschei-
dcn, dann müßten sie es dabei verbleiben
 
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