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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0027
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Vorrede.

xxiii

aufgenommen habe, so dass derselbe dem altägyptischen heiligen Dialekte wahrscheinlich
eben so fern stehe, als, selbst nach Champollion1) die leibhaftige Beschaffenheit der heu-
tigen Kopten von dem Ausdrucke der alten Aegypter verschieden sei.

Es ist allerdings wahr, dass die Unzulänglichkeit der Koptischen Sprache zur Ent-
zifferung der altägyptischen Schrift und vornehmlich der Hieroglyphen-Schrift gewöhnlich
von solchen Gelehrten behauptet worden ist, welche des Koptischen entweder gar nicht
oder doch nur sehr oberflächlich kund waren (s. über Klaproth, den andere vorzugsweise
zum Angriffe gegen Champollion vorschoben, mein Buch p. 299. 363.) und dass gerade
solche viel von dem geringen Umfange der Koptischen Literatur zu sagen hatten, welche
höchst wahrscheinlich nicht einmal Zoega's Catalogus codicum Copticorum MS. qui in
Museo Borgiano Velitris adservantur jemals vor Augen gehabt haben, dessen Inhalt schon
allein den Umfang der althebräischen Literatur weit hinter sich zurück lässt. Nichts desto
weniger waren jene Männer bei ihren Fragen vollkommen im Rechte. Sie durften er-
warten, dass man die Rechtmässigkeit ihrer Zweifel entweder anerkenne oder gründlich
widerlege. Hat man diess irgend wo gethan? Meines Wissens, nirgends. Man sah ent-
weder mit vornehmer Miene über die Einwendungen hinweg oder man stellte ihnen dilatorisch
die entgegengesetzte Behauptung gegenüber. Dadurch verlor die Sache der Hieroglyphik,
wenn auch nicht bei den Dilettanten dieser Wissenschaft, doch in dem Auge des beson-
nenen Sprachforschers bedeutend. Ledige Voraussetzungen haben nun einmal in der Wis-
senschaft kein Gewicht; nur Beweise. Da man die letzteren nicht gab, so begann der nach
gründlicher Belehrung Suchende an deren Vorhandensein überhaupt zu zweifeln. Unver-
gesslich sind mir in dieser Hinsicht die Bemerkungen des verstorbenen, trefflichen Professor's
Weiske in Leipzig. Ich ward überrascht, unmuthig gemacht durch sein unaufhörliches
Verlangen nach Beweisen in Sachen der Hieroglyphik, über welche ich mit aller Welt
klar zu sein glaubte. Es half aber nichts, ich musste beweisen und bei dem Bestreben den
klaren, vollen Beweis zu geben, ihm öfters, mit Beschämung, aber mit dem grössten Danke
eingestehen, dass gar manches, was auf der Oberfläche spiegelglatt aussah, eine gar hohle

lj Champollion Gram. Eyypt. Inlroducl. p. XIX. On decidcra en meme temps si les Egyptiens n'appar-
tenaient point ä une racc distincte; car, il faut le declarer ici, contre l'opinion commune, les Coptes de 1'
Egypte moderne, regardes comme les derniers rejetons des anciens Egyptiens, n'ont offert a mes yeux ni la
eouleur ni aucun des traits caracteristiques, dans les lineaments du visage ou dans les formes du corps, qui
püt constater une aussi noble descendance. Man höre dagegen Denon im Voyage dans la Basse et la Haute
tyyple pendanl les campaynes du general Bonaparle. Paris J802. p. 46. Je crus reconnaitre evidemment
dans les Coptes l'ancienne souclie Egyptienne, espece de Nubiens basanes, tels qu'on en voit les formes dans
les anciennes sculptures: des fronts plafs, surmontes des clieveux demi-laineux; les yeux peu ouverls, et
'Cleves aux angles; des joues elevees; des nez plus courts qu' epates; la bouche grande et plate, eloignee
du nez et bordee de largcs levres; une barbe rare et pauvre; peu de grace dans le corps; les jambes ar-
'luees et sans mouvement dans le contour, et les doigts des pieds alonges et plnts.
 
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