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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0039
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Vorrede.

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Ausbau in der Sprach-vergleichenden Forschung zu Bopp's Ruhme bei, da dieser Ausbau
nur über dem von dem Meister gelegten Grunde auszuführen ist.

Im Betreff der für die Untersuchungen angeführten Semitischen Wörter halte ich es
nicht für überflüssig zu bemerken, dass ich geflissentlich nur da, wo die Scbrift ein Ver-
doppelungs-Zeicheu (Dagesch, Teschdid) trägt, die Verdoppelung der Consonanten für die
Ausspracbe angegeben habe. Es sind demnach Wörter wie 5sA." *£1<f*". (lies 'ellu, kemmu)
von mir 'ela, kemü geschrieben worden. Ich wollte nämlich theils die paläographische
Eigentliümlichkeit unangetastet lassen, theils aber auch die Ursprünglichkeit der Form mehr
hervorheben, da in dergleichen Fällen der wiederholte Consonant meist nicht primitiv ist.

Die angedeuteten Erörterungen sollten als Mittel zum Zwecke dienen. Dieser Zweck
war die Darstellung und Würdigung der Koptischen Sprache. Konute ich denn aber hin-
sichtlich der Darstellung nicht auf schon Vorhandenes verweisen? Besitzen wir nicht eine
Anzahl Koptischer Grammatiken, welche den Bau der Sprache systematisch aufgeführt ha-
ben? Allerdings, allein welchen Anspruch auf unsere Anerkennung sich auch einige der-
selben erworben haben, so waren sie doch, mit Ausnahme der fast völlig unbrauchbaren
Rudimenla linguae Coptae ed. Tuki Romae 1778, von viel zu beschränktem Umfange.
Von den beiden gelungeneren Arbeiten der altern und neuern Zeit umfasst Scholtz Gram-
matica Aegyptiaca ed. TVoide Oxonü 1778 siebzehn, die Grammaüca Ibiguae Copticae
ed. Peyron Taurini 1841 nur zehn Bogen, während ich der Besprechung der Koptischen
Sprache (mit Einscbluss des paläographischen Anhanges) 149 Bogen habe einräumen
müssen. Der genauem Darstellung stand indess nicht bloss der geringe Text-Umfang im
Wege, welcher meine Vorgänger nöthigte, manches flüchtig, vieles gar nicht zu berühren,
sondern auch der hinsichtlich des zum Grunde gelegten Koptischen Sprach-Materials sehr
beschränkte Gesichts-Kreis, bei welchem sie die Betrachtung der Sprache unternommen
hatten. Daher ist es gekommen, dass eine bedeutende Anzahl der von ihnen aufgestellten
Sprach-Gesetze nur halb wahr, andere ganz irrig sind. Die halb wahren sind es desshalb,
weil sie nur unter gewissen Sprach-Verbältnissen gelten, unter anderen aber nicht; die
irrigen darum, weil sie etwas als Grundform angeben, welches sich schlechterdings nicht
als solche erweisen wird. Schätzbare Belehrungen gab Hr. Pkyrox über den Sahidischen
Dialekt. Allein er hat seine ganze Grammatik dadurch verfahren, dass er den Sahidischen
Dialekt als die Normal-Bildung des Koptischen Sprachbaues darzustellen sich bemühete.
Dieses Bestreben ist an und für sich ein achtbares, wissenschaftliches Unternehmen, selbst
wenn es nicht gelingt. Hr. Peyron aber kämpft gegen den Mempbitischen Dialekt, ohne
sich, es thut mir Leid zu sagen, vertraut genug mit ihm gemacht zu haben, so dass er in
seinem Buche nur allzu oft ungerecht gegen diesen Dialekt gewesen ist. Abgesehen von
diesen Mängeln war die bisherige Behandlungs-Weise der Koptische» Grammatik eine rein
empirische, welche sich damit begnügte, die verschiedenen Sprachformen nach gewissen

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