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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0047
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Vorrede.

XLHI

Zergliederung des Koptischen gänzlich von den altägyptischen Formen abgesehen habe,
so dürfte das auf so verschiedenen Wegen unabhängig von einander ermittelte Zusammen-
treffen dieser Formen wohl eine hinlängliche Bürgschaft für ihre Richtigkeit darbieten.

Das günstige Urtheil, welches mich die ausführliche Untersuchung über die Kopti-
sche Sprache, und zwar trotz dem im Anfange meiner Studien gegen dieselbe obwaltenden
Misstrauen, fällen Hess, berechtigt uns, diese Sprache, als den treuesten und reinsten Ab-
druck des altägyptischen Geistes für eins der schönsten Vermächtnisse zu halten, welches
uns von dem alten Aegypten zugekommen ist. Ihre Darstellung wird uns aber zugleich
als Grundlage für die richtige Beurtheilung des durch sie zu erschliessenden altera Aegyp-
tischen Idioms dienen, mit welcher wir uns in der Folge zu beschäftigen haben werden.
Ohne diese vorausgeschickte Darstellung würde sich späterhin meine Kritik in endlosen
grammatischen Erläuterungen und Abhandlungen verloren haben, die nicht nur auf jedem
Schritte den Fortgang und Zusammenhang der Beurtheilung selbst gehemmt, sondern auch
ihre eigne innere Beweis-Kraft geschwächt haben würden, da eine solche eben nur durch
die harmonische Entwicklung des gesammten Sprach-Organismus zu erreichen war.

Hinsichtlich der aus anderen Schriften entlehnten Zeugnisse habe ich den Leser nie
mit einem blossen Schwalle sogenannter Citate abgefunden, sondern ihm die vollständig
ausgezogenen Stellen in die Hand gegeben, damit er fortwährend im Stande sei, die ihnen
Von mir beigelegte Beweis-Kraft sofort nachzurechnen. Nirgend schleichen sich Druck-
und Schreibfehler leichter ein als wie bei diesen Citaten. Daher findet man häufigst am
angeführten Orte die Stelle ganz und gar nicht. Findet man sie aber auch, so ist sie —
und wie oft! — nur halb oder auch gar nicht beweisend. Ja bisweilen enthält sie sogar
das Gegentheil. So beruft sich, um hiervon nur ein Beispiel zu geben, Ideler's Hermapion
(s. bei mir Zusätze zu p. 970.) auf Klapbotii, um darzuthun, dass oov%og auch im Koptischen
vorkomme. Allein Klapkoth gesteht am angeführten Orte geradezu, dass oov%og im Kopti-
schen (ausser in KiiiCHER's Verfälschung der Scala magna} nicht vorkomme, dass jedoch das
Wort altägyptisch sei. Bei der Darstellung des Koptischen Sprachgebäudes habe ich das
von mir zu Erweisende, so weit diess mir irgend möglich war, durch eine beträchtliche An-
zahl von Beweis-Stellen erhärtet, damit der Leser, welcher zu den selteneren Koptischen
Werken keinen Zugang hat, aus der Quantität zugleich auf die Qualität zu schliessen vermöge.

Ich habe schon oben angedeutet, dass es mir bei meinen Forschungen nicht immer

gelungen sei, die tiefere Ergründung einer Materie schon da völlig in der Hand zu haben,

als ich zu deren Darstellung schritt. Den dadurch verschuldeten Tadel muss ich bereitwillig

hinnehmen. Zu einer mildern Beurtheilung diene aber Folgendes. Durch die unverhoffte

Grossartigkeit der typographischen Mittel, über welche ich bald nach dem Beginne des

Druckes verfügen durfte, ward ich veranlasst, mein völlig ausgearbeitetes Manuscript ganz

bei Seite zu legen, und ein neues, auf Erschöpfung des Gegenstandes abzielendes Buch

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