Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0058
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4

Einleitung.

sern Umfange nach in sich abgeschlossen. Und zwar sind hier unter den mangelnden Stellen nicht
solche gemeint, welche nur dasselbe wiederholen, was andere vor ihnen schon hinreichend bewie-
sen haben, sondern gerade solche, welche den Gegenstand von einer neuen, nicht selten von einer
für das Wesen der Ägyptischen Gotter überaus wichtigen Seite beleuchten; ferner nicht etwa Stel-
len, entlehnt aus den wegen ihrer typographischen Seltenheit weniger gelesenen oder wegen ihrer
geringem Glaubwürdigkeit minder beachteten Autoren, sondern, man sollte es kaum glauben, aus
Schriftstellern, welche, wie Diodor und Plutarch, mit Recht für Hatiptqucllen der Aegyptischen
Mythologie angesehen Averden. Es unterliegt nicht dem mindesten Zweifel, dass diese Stellen dem
vielbelesenen Jablonski recht wohl bekannt waren. Allein weil sie (wir werden später hierauf zu-
rückkommen) dem von ihm aufgestellten Sj'steme sich nicht lügen wollten, so wurden sie von ihm
entweder ganz mit Stillschweigen übergangen, oder nur theilweis angezogen und erklärt. Ja, es
trifft sich, dass Jablonski manche für die Theologie eines Aegyptischen Gottes wichtige Stelle in
dem einer andern Gottheit zugehörigen Artikel erwähnt, hingegen in der ihrer Gottheit selbst ge-
widmeten Abhandlung völlig mit Stillschweigen übergeht, oder auch, dass er sie in dem gehörigen
Artikel selbst eines Nebenumstandes wegen anführt, von der Anwendung ihres Hauptinhaltes aber
sich mit verschlossenen Augen abwendet, gleich als sei er gar nicht der Jablonski, welcher sonst
aus unscheinbaren Bemerkungen wichtige Folgerungen zu ziehen Aveiss. Wir geben jetzt einige
Beispiele. — Jedem mit den Quellen der Aegyptischen Mythologie nur einigermassen Vertrauten ist
bekannt, dass die alten Schriftsteller bei Erklärung des Sarapis immer und immer darauf zurück-
kommen, es sei dies der Gott der abgeschiedenen Seelen. Jablonski aber findet in seinen beiden
Abhandlungen über den Sarapis für gut, die eben so zahlreichen als bündigen Aussprüche der
Alten hierüber völlig unbenutzt fallen zu lassen, angeblich , weil die Aegyptische Mythologie eines
Griechischen Fluton entbehrt habe und bemüht sich, auf gar wenige und zum Theil erst durch Fol-
gerungen gewonnene Gründe hissend, diesen Gott als Sonne der untern Hemisphäre (Sarapis sol

1) Jahi.on.ski Panik. Aeyypt. 1. II. c. v. g. 7. Verum quid Aegyptiis cum Plutoue? Quorum mythologia theologica ab illa
Graecorum immune quanlum distulit et in qtionun fabulis sacris nulla unquam Dei inferorum Graeci mentio deprehenditur.
Es ist unbegreiflich, wie Jablonski , ohne der übrigen zu gedenken, nur die allbekannten Stellen ausser Acht lassen konnte:
HeRQDOT. II. 123. aQ/ijyerevciv to)v xaroi Aiyvrtnoc Xeyovai /ir^iijrqa xai Jiovvaov. II. 42. 144. Oaiqtq eori Aiovvooq. Pi,u-
TAiien. de Ts. et Os. c. 28. ßei.riov rov Ooiqtv ciq ravto avvayeiv ro> Jiovvam, TO) <J' Oaiqid'i rov 2aquniv , ore rtjv yvaiv
iiereßaie, Tavr7is Tvyovxi t»/s nQoqyyoQiaq. Und in der weitern Erörterung des Sarapis c. 39. rov imoyOoviov
ronor, eiq üv oiovrai raq r/'v/aq aneqyeaOai /iera rtjv reXevrijv, slficrOyv xu}.ovoi, nij/iaivovroq rov ovoftaroq rov Xaftßavovra
y.o.1 äiöovra. Es wird sich in der Abhandlung über den Sarapis ergeben, dass er in höchster Stellung, Herr des Amenti
CAMEN^"")» der Amenti selber war, jener l.u/ißavow xai öiSovq, jener grosse Gott, von dem es hiess: naqa itSviöv Sei
ßaäi^ecv naq avrov und oixodev mxade tag avtov Aristidis orat. in Harap. opp. ed. Jeub. L p. 54; jener allgemeine Sehooss,
aus dem alles Leben quillt und in welchen es zurückfliessl, jener tokos ro>v oireq/tanxwv lofbjv der Stoiker, Marc. Anto-
nin. Comment. X, 7. VI, 24. 4. 10. Stobaei Ecloy. phys. I. ed. Heeren p. 06., jener "JH^ C^pö, zu welchem alles Leben
kehrt, weil "InSTin Hud 7jWar iicllt Aegyptisch, den Menschen wie den Thieren; CoiiEt.. IV, 19. CHätte Koheleth
eine tröstlichere Ansicht von der vSeele gehabt als das avahiyd-iivai eiq rov 6).ov J.oyov, so wäre sein Buch, so wie in un-
serer Stelle seine nehauptung: der Mensch stirbt wie das Thier, kein Vorzug ihm vor diesem, denn allen ist Ein Geist,
völlig sinulos.) Wahrhaft Aegyptisch spricht hier der Henuetiker, wenu er auch kein Aegypter, oder ein ganz gräci-
sirter Aegypter ist. (Hermes Trismeg. in Pathicii Nova de universis philosuphia. Ferrariae 1591. p. 41. ?/ enav
Ovr{tmv 'Cfimv a7ia)luyr\, yaqio&uaa roiv uXoyav tavrrjq /uotav c^sk&ovoa eiq ro deiov ao>/ia, <k aeixivyroq ev eavrrj
xivurai n vfixen irpeno/iEvi] rw navri. Dieser Amenti, .allerdings ziemlich von dem gewöhnlichen Pluton verschieden,
war eben sowohl ein unterirdischer, als irdischer und überirdischer Gott, im Sinne von Porphyr, de abst. IV. §. .9. 10.
p. 333. 339. Jamhuch. de myst. VIII, 6. ed. Galk p. 163. Aenaeas Gaz. ex Theophrasto de animar. immortal. Mayn-
Bibl. P. P. Paris. Tom. XII. p. 163.
 
Annotationen