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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0067
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Einleitung.

13

res bestimmte »*), so sehen wir hier in Amun die Sonne in der Allgemeinheit ihres Begriffes. Allein
oben war ja die Sonne erst aus Amun hervorgegangen und der Sonnengott Osiris sollte ausdrück-
lich nur im metaphysischen Sinne Amun heissen. In welcher Semitischen Religion wird denn aber
Bei als ein ewiges, anfangloses Wesen bezeichnet? Ferner wenn Herakles, als Sonnengott, der
seiner Mutter, des Luftkreises, Ruhm genannt wird 2), Zeus Auge heisst, so ist doch wohl Zeus
nicht tautologisch auch die Sonne, sondern übereinstimmend mit dem alten Zeus der Griechen, dem
alten Jupiter der Lateiner, der allumfassende Aether3}? Während wir nun den Amun als Sonne
und zwar in ihrem allgemeinen Begriffe erhalten, lesen wir doch kurz vorher bei Herrn Creuzer 4~):
„Amun der Widder eröffnet das Aegyptische Jahr und war das Zeichen der anbrechenden Früh-
„lingssonne." Mithin bekommen wir Amun wieder als Sonne in ihrem besondern Begriffe. Kurz
darauf aber wird Amun bezeichnet5) als „ der hinkende Amnion Harpokrates." Harpokrates nun
ist nach Jablonski und Creuzer ebenfalls ein besonderer Begriff der Sonne und zwar „das Sonn-
clien"6}, das ist die kraftlose Sonne, „die Wintersonne"'7); folglich der Frühlingssonne und des
Jomard Herbstsonne entgegengesetzt. Später jedoch ist „Amun wieder die Sonne im Frühlingswid-
„der, Osiris — Bacchus dieselbe im Frühlingsstier und Fan die Sonne im Fuhrmann"' 8). Da nun
Amun auch, oder ganz eigentlich, l'an war, so müssten wir ihn ebenfalls auch die Sonne im Fuhr-
manne nennen.

Wir lassen es jetzt völlig dahingestellt, ob diese Begriffe theilweise, oder in ihrer Vereini-
gung dem Amun zukamen. Allein selbst zugestanden, dass sie ihm sämmtlich zugehörten, so wol-
len wir zwar nicht einen Augenblick zweifeln, dass Herrn Creuzer der genetische Zusammenhang
aller dieser Bestimmungen vollkommen bekannt ist, aber sollte wohl demjenigen, welcher aus der
Symbolik Belehrung sucht und nicht zugleich Zeit und Gelegenheit hat, sich einem tiefern Quellen-
studium der Aegyptischen Beligionslehre hinzugeben, nach den mitgetheilten Erklärungen die Grund-
bestimmung Amuns in völliger Klarheit vor Augen stehen? Sollte es nicht selbst bei obiger Vor-
aussetzung gerathener gewesen sein, vor allen diese Grundbestimmung Ainun's gleichsam den Stamm
seines mythologischen Wesens im festen Boden wurzeln zu lassen? Mögen sich dann vom Stamme
aus die Aeste und Zweige noch so sehr in Höhe und Breite strecken, so wird der Blick des Be-
schauers doch nicht so leicht irre geführt werden.

Nachdem wir diese allgemeinen Beobachtungen vorausgeschickt haben, forschen wir tiefer
dem Grunde nach, wesswegen Gelehrte, denen wir eine ausgedehnte Quellenkunde nicht abspre-
chen mögen, dennoch sich selbst dazu verurlheilten, entweder einen Theil des vorhandenen Stoffes
nicht zu gebrauchen und eben dadurch einen Theil wichtiger Bestimmungen in die Aegyptische Re-

1) Cbeuzkh's Symbol. II. p. 87. 2G6.

2) Macbob. Saturn. I, 20. revera Herculeni solcm esse vel ex nomine claret. 'H$ayh;s euim quid Aliud est, nisi
'Hpa;, id est, aeris xito?? Qnae porro nlin aeris gloria esl, nisi Solis iUtunlnatio e(c. etc. Diono». Sic. IV, 10. Sebvius zu
Am. VI. 392- Hehmann's (Briefe über den Homer etc. II. p. 20.) <I; >;ri«To x).iof bleibt unbenommen.

3) Theon'IS Comment. in Arati Vhaenom. ed. Ai.d. Fol. I. Tov atQ<x Ata. i.iyovmv — — — ovätr y«» torty u urt
7te7rXr;^o)Tai aeQog. Hotodoq, nrxvra. id'o>v Aiq$ 0(pQa).ptO(;, tov aefKt ovro) xaXwv —.

4) C'.ieuzeb's Symbol. II. v. 805.

5) Cbeuzkr's Syflibol. II. p. 215.

6) Cbeuzeb's Symbol. I. p. 377.

7) Cbkuzeb's Symbol, ibid. u. p. 293.

8) Cbeuzkb's Symbol. III. p. 240.
 
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