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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0068
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14

Einleitung.

Jigionslehre nicht aufzunehmen, oder wenigstens ihre Darstellung durch eine Unbestimmtheit
der obersten Principien, und durch eine schwankende, unsichere Begriffserklärung gleichsam zu
untergraben.

Einen Haupterklärungsgrund für diese Erscheinung bietet der Umstand dar, dass man als-
bald zu der Beschreibung der Aegijplischen Religion schrill, bevor man sich noch umsichtig genug
über das oberste, oder die obersten Principien dieser Religion verständigt halle, so dass man
nun beim Forlgange der Untersuchung tvechselsiceise aus einein Principe in das andere fiel, ohne
eines derselben erschöpfend abzuhandeln, oder sich von vorn herein einseitig für dieses oder
jenes entschied und es dann auf eine eben so einseilige Weise durchzuführen suchle.

Schon eine geschichtliche Vergleichung aller anderen gebildeten Völker des Alterthumes hätte
warnen sollen, die Aegyptische Religion nicht als den einseitigen Ausdruck einer einzigen Wissen-
schaft aufzufassen. Die Religion der alten Völker umfasste ja das ganze höhere Geistesleben des
Menschen und ging namentlich in die zwei Hauptrichtungen auseinander, welche schon die Grie-
chen durch Philosophie und Astronomie bezeichneten und ausdrücklich x) für die Hauptbeschäftigung
der Aegyptischen Priester erklärten.

Der allgemeine Gang menschlicher Geistesentwickelung, der sich in dem einzelnen Menschen-
leben wie in dem Mikrokosmos spiegelt, lehrt uns in der Geschichte der Völker, dass, sobald sie
nur die niedrigste Stufe der Roheit überstiegen, auf welcher der thierische Organisin noch um
seine Sicherung, gleichsam um seine Anwurzelung gegen ein feindliches Element kämpfen musste,
sich ihr Geist sinnend den Gegenständen der sie umgebenden Welt hingab, dass er sich von ihnen
unterschied, sich im Allgemeinen von etwas Höherem, ausser ihm Seiendem abhängig erkannte und
diese Ueberlegenheit an die hervorstechendsten Punkte dieser ihn umgebenden Aussenwelt anknüpfte.
Vor allen zogen Sonne, Mond, Gestirne und ihr Träger, das strahlende Firmament, so wie die
nahrungsprossende Mutter Erde, die ihn trug, seine Aufmerksamkeit auf sich2). Nach sich selbst %
schliessend, trug er auf diese Wesen Seele und Einsicht über, eine um so höhere, je überlegener
sie selbst allem Menschlichen zu sein schienen. Sie galten ihm für die an sich Guten, für die Göt-
ter. Ein weiteres Sinnen und Brüten über die Natur dieser Götterwesen, ihr Leben und Wirken,
ihren Verkehr unter sich und mit den Menschen musste für ihn bald den höchsten Reiz gewinnen.

1) Stuadon. 1. XVII, 1. ot (!' Uqeiq xai qidoaotpiav ijnxovv xai aarqovOfiiav. DlODOH. Sic. I, 50 ol Oijßaioi yaoiv —
Trag tavroiq nqonoiq tpü.oooipcav t£ tvqija!}ai xai rtjv tri ay.qißeq aarqokoyiav x. r. X. I, 28. Taq <fe naqartiqijoeiq roiv aorqtav
tovrovq (rovq Xa).öaiovq~j Tconjnai, fufiov/tevovq rovq 7laq' AiyvTtzioiq leqciq xai ipvoixovq tri äe aorqo).oyovq. vergl. I, 40.
StrauoN. I. 1. Icyorrai xai aoTqovo/ioi xai i/iloooqoi fialima ol evravOa («• Q>ißaiq~) Irqtiq. Hehodot. II, 3. ol 'W.iovno-
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(putv tmSqmv xat aOTqovo/nxo)v. Pj.utabch. de Ts. et Os. c. 9. '0 Je na-/ip<ov anodedtiyptvoq (ßaoi/.evq) ev&vq eyivero iiov
hqimv xai fitru/e Ti;q ipiloooyiuq e7tiy.exqv/i/icit?iq ta no).Xa pvfroiq xai Xoyoiq afivd'qaq ifiyaoeiq r>/q ahi&eiaq xai öiaipaauq
f/ovaiv. c. C. TtaXlaq aoifovq ayvuaq exovoiv, ev alq yiXoooyovrTeq xai /.cavOavovTeq xai (Siöaoxovnq t« &tia SiaitXovai. vergl.
Isocratis Bush; ed. Lange, p. 373. Philon. de vit. Mos. I. ed. Fabbio. p. 600. Joseph, contr. Apion. I, Cap. 6. §. 2.
Plimi llist. nat. XXXV, 15. 5. Diog. Lakiit. de vitis. l'rooem. VII, 10. Pohi'hvk. de abstin. IV. 6\ ed. Rhokk. p. 308.
JAMBMQH, de myst. I, 2. Jambmcii. de Vythaijor. vit. 4. ed. KiessuNG. I, p. 50. Clement, alex. Strom. I, 23. ed. Potxeh.
p. 413. Tebtüluän. advers. Valentin. XV. Euseu. Vraepar. Et), HI, ö- P. 95. Toiavra xai tu ntqi r>jq yevvataq toiv oo-
tpoiv Aiyvnnoiv yvaioXoyiaq rc&eirai o deöt]Xoi/tei>oq, Aiyv-rirmv äiaaaqitjaaq tpitv ra anoqqijra, ort te 'Ydo>q xai Ilvq oeßovai
x. x. ).. Hibbonym. advers. Jovin. II, 13- Thkodobkt. Serm. V. ed. SlBMONDl Tom. IV. p. 534. 557. Serm. II. p. 489.
Serm. XII, p, «75.

2) Pj.atON. Cratt/l. p. 398. (haivovrai poi ol nqwzoi ro>v av&qanwv toiv neqi r>jv 'E):).a<Ja rovronq /uovovq &tavq fjyet-
aO-ai, ovqTttq vvv 710M.01 tmv ßaqßaqmv, fy.iov xai oeXtjvrjv xai yijv xai aorqa xai ovqavov Are yovvavra uqojrrtq Karra aet
ivvra riqofiw xai deorra, ano TavTijq t?/? <pvoeo>q Tiy? tov \}eeiv, &eovq avrovq cnovo^aaai.
 
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