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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0072
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18 Einleitung.

gen Quellen hier erst kund) eine ideologische. Wir können diesen Idealism nur als ein von Grie-
chenland aus eingepfropftes Reis betrachten, welches auf dem veralteten Aegyptischen Stamme nie
recht gedieh und stets neben sich auch noch das alte Holz treiben sehen musste. Durch eine
Analyse dieses Idealism glauben wir auch diese Annahme rechtfertigen zu können.

Dass die Aegypter schon im hohen Alterthume eine verhältnissmässig ausgebildete Astrono-
mie besassen, leidet keinen Zweifel, auch Avenn man ihnen gerade nicht die tiefste Einsicht in
diese Wissenschaft zugestehen mag. Ein Astronom, dessen mit eben so viel Kritik als Gelehr-
samkeit angestellte Untersuchungen über die Astronomie der Alten allgemein als Muster gelten^
Herr Ideler, setzt die Einführung des beweglichen Aegyptischen Jahres auf 1332 vor Christus *).
Dass aber dessen ungeachtet die Aegypter ihr ganzes Denkvermögen nicht auf blosse Astronomie
beschränkten, diess dürfte, abgesehen von den oben angeführten und den noch anzuführenden Grün-
den, mit Bestimmtheit schon aus der Natur des menschlichen Geistes hervorgehen. So hoch die
Astronomie auch steht, so ruft doch die Betrachtung der Aussenwelt und ihres Verhältnisses zu
dem Menschen in diesem noch ganz andere, wichtige Fragen hervor, welche ihn schlechterdings
aus dem Gebiete der Astronomie herausführen. Wollte er diese Fragen gar nicht hören, so müsste
er geradezu einen grossen Theil seines Denkvermögens versiegeln. Man hat vielfältig geglaubt
und man glaubt es auch hin und wieder noch jetzt, dass die hieroglyphischen Sculpturen der Ae-
gyptischen Monumente nichts als astronomische Angaben enthielten. Ohne uns hier weitläuftig auf
die Angaben der Alten zu berufen, welche auf diesen Monumenten, namentlich auf den Obelisken,
deren hieroglyphische Legenden aber keinen wesentlichen Unterschied von denen der übrigen Mo-
numente darbieten, theils gewisse kanzelleimässige pomphafte Titulaturen der Könige3), theils
historische Angaben 3), theils physiologisch-philosophische Bemerkungen *), theils allgemein religiöse
Runter ihnen ethisch-polizeiliche) Vorschriften 5) enthalten sein lassen, erinnern wir nur an die
Behauptung Young's, nach welcher in diesen hieroglyphischen Sculpturen keine astronomischen und
chronologischen Mittheilungen zu erwarten seien "). Unter den hieroglyphischen Zeichen sind näm-
lich die Zahlenzeichen mit Bestimmtheit ermittelt. Diese Zahlenzeichen kommen aber im Verhältnisse
zu den übrigen Zeichen überaus selten vor. Nun lässt sich nicht absehen, wie ohne häufige An-

1) Idki.rh (Handbuch der mathemat. und techn. Chronologie I. P- 130) scliliesst es aus dem Zusammentreffen des
Frühaufgaiiges de» Sirius mit dum lsieu Thotli, welches iu den Jahren 2783 und 1323 vor Christus und 139 nach
Christus Statt fand. Freret und Bailly gingen sogar his in die erste Zeit zurück. Man vergleiche bei Herrn Idklkii I,[>.135.
die Angabe des Clemens Alex, über die awö-jaz)/ mqmSos und deren Zusammenstimmung mit der Feststellung des Censorin.

3) AmmiaN. Marcklux. XVII, 4. ed. F.rnesti. Hermapion's Üebersetzung der Inschrift eines Obelisken von Heliopolis.
vergl. CiiamfollioN Pre'cia du Si/xt. hierogl. p. 18G. fgg. Hekhhn's Ideen etc. 2. Th. 3. Abt. -Ite Ausg. 182ö. p. 415. 2te Beil.

3) Geoiu.ii Syncklm ChronograjihU,. ed. Goah. p. 33. Angaben der Quellen Mauethon's.

4) Plixii Bist. Natur. XXXV. 14, 5. Obeliscus, quem divus Augustus in Circo magno statuit---et, qai in Campo

.Vlartio -. inscripti ambo rerum nalurae interpretationem Aegyptiorum philosophia continent. Clement. Alex. Strom. I, 23.
p. 413. Tip diu avfißoko>v tpdoaoqimv, tv rot; hqoyXvyixoiq yi>ctfifiaoiv iniäeiy.vvvTai. Jamblich, de myst. I, 3.

5) Hkkmkt. Trismkg. Koqij xoo/tov in Fa. Pathicii Nova de Unioersis pMlosophia, Fol. 33. (p- 4(34.) Nachdem
die Gesetzgebung des Osiris und der Isis gepriesen worden: ovroi t« xgvTzra vqqiv 'EQfu;q rmv e/iom erriyvoieovrai ys>apßuTo>v nav-
xoiv ««' öiaxqivovat. Kai ztva fiev avtoi xaxe/waiv, a Je xau n/iag evcgytaiav OvrjTvv t/.Oavai ortjlaiq xcu oßchoxoii; /aQa^ovaiv.

(j) Young Account of some recent discoveries in hierogly/jhical literature. and Egypttan antiquitiex. Land. i823.
p. 20. Astronomical and clnoiiological there seem to be noue, since the liumerical characters, wliich have heen perfectly
ascerlained, have not yet bfedtt fouud to occur in such a forin, as they necessarily must have assumed in the records o
Ulis description.
 
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