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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0080
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36

Einleitung.

welchem Strabon mit Aelius Gallus Aegypten bereiste, lässt sich nicht mit Bestimmtheit angeben.
Man nimmt gewöhnlich an, dass es gegen den Anfang unserer Aera geschah. Strabon muss damals
schon ein älterer Mann gewesen sein, nicht sowohl, weil er den Statthalter von Aegypten, Aelius
Gallus, in seinem, vier Jahre nach Tiberius Uebernahme der Regierung abgefassten, Werke einen
Freund und Genossen nennt 2), indem vielleicht ein erst seit jener Reise fortgesetztes freund-
schaftliches Verhältniss zu diesem Manne ihn späterhin zu den vertraulichen Ausdrücken berech-
tigen konnte, sondern weil er den Stoischen Philosophen Posidonios noch gekannt haben will:!).
Nimmt man nun an, dass Chäremon bei Strabon's Anwesenheit in Aegypten einige und zwanzig
Jahre gezählt habe (viele Umstände konnten auch einen jüngern Mann dem Aelius Gallus empfohlen
haben), so leuchtet ein, dass, um von späteren Schriftstellern ein Zeitgenosse des Alexander
Aegäos und der Lehrer des Dionys von Alexandrien genannt werden zu können, er ein Alter von
einigen und siebenzig, achtzig oder höchstens neunzig Jahren erreicht haben müsste, ein Alter, welches

1) S. Gebh. Vossius de Historie. Graec. II, 6. p. 187. Vossiiis hält jedoch die bei Strabon. XVII, 1. (zu Ende)
kurz hinter einander erwähnten Cornelius Gallus und Aelius Gallus für Eine Person = Cornelius Aelius Gallus, was, wenn
es begründet wäre, für die Gleichzeitigkeit des einerseits von Strabon, andererseits von Porphyr und Suidas erwähnten
Chäremon grosse Schwierigkeit verursachen würde. Denn da der Tod des Cornelius Gallus iu das sechs und zwanzigste
Jahr vor Chr. fällt , die näheren Umstände seiner Entsetzung und Verurteilung aber die angeblich mit Strabon gemein-
schaftlich geniachte Reise durch Aegypten mindestens noch um einige Jahre zurück versetzen würden, da ferner Chäre-
mon als Führer und Begleiter des Statthalters Gallus doch wenigstens einige und zwanzig Jahre zählen musste, so sprin-
gen die nächtheiligen Folgen für die oben in Frage gezogene Gleichzeitigkeit deutlich genug in die Augen. Allein es begeg-
nete dem würdigen Vossius etwas Menschliches. Cornelius Gallus nämlich — stets durch den erstem Namen bei den alten
Schriftstellern von Aelius Gallus auseinandergehalten, — erster Statthalter Aegyptens (ex infima fortunä emporgehoben)
hatte sich, nachdem er wegen angeschuldigter hochverrätherischer Absichten und arger Bedrückungen der ihm untergebenen
Provinz (plurimis intereeptis exbausit, Am.mian.) vom Senate verurtheilt worden war, selbst entleibt. (Sueton. Octav. 66.
Dion. Gass. LIII, 23. Am.mian. Marcklmn. XVII, 4.) Dieses ereignete sich im Jahre ü. C. 72S unter den Cousuln Octav.
VIII. und Statilius Taurus , also 26 vor Chr. (Dion. Cass. I. 1.). Aelius Gallus aber, aus dem Ritterstande (Puku Ilist. Nat.
VI, 32.) hatte als Statthalter Aegyptens auf August's Befehl seinen Feldzug gegen Arabien angetreten im Jahre U.C 730
unter den Consuln Octav. X. und C. N'erban (Dion. Cass. LIII, 28. Xipiiilin. Epitom. ed. Henk. Steph. 1591. p. 72. nennt
den Feldherrn gegen die Araber Largus, was schon Harddin zu Pun. I. I. Vol. I. p- 340. 10. 4. hart rügte, Sturz aber
zu Dion. Cass. I. 1. Vol. III. p. 231. 9.) wieder beachtenswert!! fand, vergl. Zonabae Annal. X, 33. ed. Paris, p. 534.),
mithin 24 Jahre vor Chr., zwei Jabre nacb dem Tode des Cornelius Gallus. Die verunglückte Unternehmung fällt in die
Jahre 23 und 23 vor Chr. (Stbabon. XVI, 4). Gleichzeitig mit ihr war der siegreiche Feldzug des Petronius gegen die in
Aegypten eingefallenen Aetbioper. Die um Frieden bittende Gesandtschaft dieses Volkes sendete Petronius nach Samos,
wo sich eben August aufhielt, um nach Syrien zu reisen und die Vorkehrungen zu dem Armenischen Feldzuge des Tiberius
zu treffen (Strah. XVII, 1. zu Ende, vergl. Vellei. Patebcul. II, 94.). Unser Aelius Gallus beschäftigte sich vornehmlich
auch mit der Heilmittellehre, über welche er wahrscheinlich geschrieben hat, denn Galen beschreibt an verschiedeneu
Orten (s. Galen, de Composit. medicament. secund. loc. IV, 8. in Medice. Graecc. Opp. ed. Kuehn Vol. XII. p. 738. 784.
ibid. VII, 4. Vol. XIII. p. 77. VIII, 2. p. 138. VIII, 7. p. 202. IX, 6. p. 310. de Composit. medicament. per gen. II, 2.
Vol. XIII. p. 472. V, 13. p. 838. de Antidotis. II, 1. Vol. XIV. p. 114- D, 10. p. 158. (bis) p. 161. (bis) 170. II, 14. p. 189,
II, 17. p. 203.) nicht weniger als siebzehn von Aelius Gallus bekannt gemachte Heilmittel, deren Kenntniss er wohl zum
grössten Theile seinem längern Aufenthalte im Oriente, namentlich auch seinem Arabischen Feldzuge (s. de Antidotis. IV,
14. p. 189. II, 17. p. 203.) verdankte. Rr scheint hinsichtlich dieser Mittel in einem gegenseitigen Austausche mit August
gestanden zu haben. Auch diese Beschäftigung setzt ein längeres Leben des Aelius Gallus voraus. Wäre er der Aelius
Gallus, welcber in den Sturz des Aelius Sejauus verwickelt wurde (s. Taciti Annal. V, 9.), so müsste er eiu sehr hohes
Alter erreicht haben.

2) Stbabon. II, 5. Toiv Te EoifUtKov xai et; rijv tvXcuiiOvu slnaßiav efißa)JovTü>f> /tera nrqariaq veoiari,, /); iiyit.ru avrjq
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3) Athknaei Deipnosoph. XIV, 75. ed. Casaubon. p. ß57. Mvii/iovevei <h avroiv 2rqaßoiv er rqir>i reo>yqaq,oV/uvoiv,
avijq ov navv vtontqot;- Xcyci yaq avrov tv Tfl ißfo/lfl tiji; uvti]s nqaynaxuai tyvoixevat, IloaeiStimOV, tov ano riji 2roaq
tpdoooi/ov, ov 7toX).axit ne/tvijfuO-a, ovyycvofin'ov Sxmimvi tut x>\v Kaq/ijSova ü.ovn. Vergl. 1. I. XII. 73. p. 549. Das sie-
bente Buch Strabon's ist bekanntlich nicht vollständig auf uns gekommen.
 
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