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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0084
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30

Einleitung.

man daran dachte, ihre Wirkungen mit in jene Systeme der Nativitätsstellerei aufzunehmen.
Namentlich wird sich von den sogenannten Paranatellonten mit Sicherheit darthnn lassen, dass
die alten Aegypter dieselben, W. B. den Sirios (Sothis), Orion (Hör), viele Jahrhunderte lang als
göttliche Mächte feierten und günstige und ungünstige Erscheinungen für die irdische Natur von
ihnen ableiteten, ehe man dieselben zu den Himmelskörpern gesellte, nach welchen man das Horo-
skop zu stellen pflegte. In welchem Sinne aber Chäremon die Paranatellonten in unserer Stelle
angeführt hat, bleibt völlig dahin gestellt Wenn nun Herr Seyffarth seinem neuesten Systeme,
in welchem er die gesammte Aegyptische Mythologie auf die von uns bezeichnete Astrologie
zurückführt, Chärcmons Ausspruch gleichsam als obersten Grundsatz an die Stirne schreibt und
dadurch ankündigt, dass er diese Stelle für eine sichere Bestätigung seiner Annahme hält, so kön-
nen wir ihm durchaus nicht beistimmen und zwar erstlich, weil die vermeintliche Nöthigung gar
nicht in der Stelle liegt, und zweitens, weil wir in demselben Briefe an Anebos erfahren3), dass,
obschon die Astrologie damals zahlreiche Anhänger in Aegypten haben mochte, doch Chäremon
selbst und viele andere sich gänzlich von ihr lossagten und sie bestritten. Da nun Chäremon ein
Aegyptischer Hierograminateus war, so beweist er thatsächlich, dass zu seiner Zeit und nur auf
diese hat sein Ausspruch Anwendbarkeit, nicht alle Aegyptische Priester der Astrologie huldigten
und dass demnach auch mit Nichten die Astrologie für die einzige Wissenschaft gehalten Averden
darf, welche der Aegyptischen Religion zum Grunde gelegen habe.

Wird nun auch von Chäremon, wie bemerkt, die physiologische Philosophie als Bestandtheil
der Aegyptischen Theologie weniger hervorgehoben, so macht sie doch, Avenn wir den alten Bericht-
erstattern über Aegypten nicht alle Glaubwürdigkeit absprechen, eines der hauptsächlichsten Ele-
mente dieser Religion aus. Denn der grösste Theil der uns von den alten Schriftstellern über die
Aegyptische Mythologie zugekommenen Erklärungen bezieht sich auf dieselbe. Namentlich bezeugt
es aber derjenige Grieche, Avelchein wenige unter den Alten in der ausgebreiteten Kenntniss des
Aegyptischen Alterthumes gleichkommen möchten, Plutarch, ausdrücklich3), dass das Wesen der
Aegyptischen Götter in physiologischen Substanzen beruht habe. Plutarch's Zeugniss ist aber,
abgesehen von dem erwähnten Grunde, von einer um so grössern Wichtigkeit, Aveil die philoso-
phische Richtung dieses Mannes ihn nur zu leicht zu einer idealen Auffassung der Aegyptischen
Religion geneigt machte. Dasselbe behaupten auch andere mit Aegypten näher vertraute Männer,
Avelche selbst am Ausgange der Aegyptischen Religion lebten *). Wenn daher Chäremon berichtet,

1) Diess Avird dadurch nicht ausgemacht, dass Porphyr an einem andern Orte (s. Po.bphyb. Isagoge in Ptolemaei
TetrubMon. ed. Vasil. 1.5,59. p. 200. im zweiten Abschnitte über die Paranatellonten) und Kusebios (s. Euseb. Praep. Ev.
III, 4. p. 94.) die geiiethliologischen Apotelesmata an die Sterne überhaupt m knüpfen scheinen, denn von Christi Geburt
bis aur das dritte und vierte Jahrhundert machte die Astrologie gewaltige Fortschritte.

3) Pobphyb. Epist. ad Anebon. p. 8. AXXa xai ol xavoveq zijq yeveOXioXoyiaq eiaiv avaqiOfiTjzoi xat, axazaXijTtzoi- aXXa
xai aivvazoq eiq yvtaoiv 7/ fiaO?jfiarixij t7«or?/^?y • noXXi] yaq öiaipowia neqi avzijv xat. Xaiq>j/j.o)v aXXoi ze noXXoi Ttqoq avzijv
xai nvreiQ-ijxaaiv.

3) Pmjtauch. Symposiac. VIII, 1. Kai ovx epoq 6 fiv&oq, aXX' Aiyvnzioi zov ze Amv ovzmq Xaxeveo&ai tpaoiv e7iaq>ft
zi\q aefajviis xai ÜXtuq aqqevi &co> Ttqoq yvvatxa övqztjv anoXemovoiv vpiXiav ! avanaXiv Se ovx av oiovrai &vt]Zov avSqa 0-ißua
O-cot zoxov xat yeveoeaiq aq-/i\v Tzaqao/civ, äta zo raq ovaiaq toiv xtetov ev aiqi xai nvev/iaoi xai ziai &eqfiozijai xat, iyqoziioi
riOea&at.

4) Obigen, conti: Ckls. V. p. 607. ovzta yaq oifiai fiezaXafißarovai zov fiev Ooiqiv ctg vätaq, tijv de Jaiv eis yyv.
Pobphyb. bei Euseb. Praep. Ev. III, 5. 95. zoiavza xai za neqi zijq yevvataq ztav ooiptnv Aiyvnzimv tpvoioXoyiaq zeS-eizat 6
JedijXwfievoq, Aiyvnxitnv ätaaatpjjoaq i'ifiiv ra anoq'qi\za, vSwq ze xat nvq aeßovzai za xaXXtoza zav azoiyeitov toq zavza atzioi-
 
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