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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0123
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Einleitung.

6<J

Gestirne untergeben werden, welche durch ihre verwandte Natur gleichsam den Hauptwirkungs-
kreis jener Gottheit darstellen. Diese Gestirne werden dann nicht etwa Wechselbegriffe, so dass
das eine auch das andere ist, sondern sie bilden eben so viele an sich verschiedene Punkte, von
welchen aus sich das Wesen der Gottheit gegen die Natur wirksam erweist. Ist z. B. Isis das
allgemeine weibliche Naturprincip, so kann sie füglich unter ihren besondern Schute nehmen den
Mond, die Erde, den Planeten Venus, den Sirios als eben so viele vorzügliche Punkte, von denen
aus sie ihre segnenden Kräfte über das Naturganze verbreitet. Ganz anders aber verhält es sich
bei einer Ansicht der Religion, welche als oberste Grössen, als höchste Principien, die Gestirne
annimmt und die philosophischen und anderen Begriffe gleichsam als Folgesätze von ihnen ableitet.
Da diese Ansicht bestimmte Dinge (Realitäten) zum Grunde legt, so kann in der Wissenschaft wie
in der Wirklichkeit jedes Gestirn nur sich selbst als eine von jedem andern Dinge streng geschie-
dene Grösse darstellen. In der Astronomie ist jeder Weltkörper auf das genaueste von dem andern
geschieden. Die Sonne ist nur Sonne, nie Mond, nie Erde oder ein anderer Weltkörper zugleich.
Ohne Wunder anzunehmen, würde hier augenblicklichst in der Wissenschaft wie in der Wirklich-
keit eine Weltzertrümmcrung, ein Zurücksinken in das Chaos Statt finden. Nichts desto weniger lässt
Herr Seyffarth in seinem Systeme, welches einzig und allein die Gestirne als oberste Grossen an-
nimmt, sie schlechterdings nicht auf höher liegende Ideen zurück führt, den Mars zugleich Sonne,
die Sonne zugleich Mars sein. Auf gleiche Weise ist ihm ein anderer Gott, Arnim, zugleich Sonne
und Jupiter. Nach dem Gesetze der logischen Uebereinstimmung ist daher Mars auch zugleich Ju-
piter. Denn da hier die Einheit nicht der Prädicate, sondern der Subjecte selbst gesetzt wird, so
findet, um mit einer dem Herrn Seyffarth geläufigen logischen Schule zu sprechen, das prineipium
identitatis absolutae Statt. Dass aber hier von Herrn Seyffarth diese Einheit wirklich ausgesprochen
worden ist, davon kann sich jeder, der nur Augen hat, selbst überzeugen. Hätte z.B. Herr Seyf-
farth sagen wollen., Phtha ist der Planet Mars an sich und der Planet Mars durch die Stellung zur
Sonne so oder so bestimmt, so hätte er sich der Formel bedienen müssen: A ist B und B durch X
bestimmt, nicht aber A ist B und X. — Da Herr Seyffarth uns zunächst nicht auf ein Wunder
verweist, so müssen wir uns nach einer natürlichen Ursache umsehen und diese bietet er uns selbst
durch die Erklärung, dass die alten Astrologen beide Sterne von ähnlicher Natur sein lassen. Allein
diess ist ja ein Schluss von derselben Bündigkeit, als wenn ich folgere, weil der Körper des
Menschen vieles mit dem Körper dieses oder jenes Thieres überein hat, so ist er dieses oder
jenes Thier. Es liegt hier offenbar die Verwechselung des prineipii logicae identitatis absolutae
et relativae.

Was haben denn nun aber die Naturen der beiden Sterne mit einander überein? Befragen
wir zuerst Herrn Seyffarth um das astrologische Wesen von Sonne und iMars. „Unter den Plane-
ten", sagt er in dem hierher gehörenden Hauptabschnitte1), „sind einige gut, andere böse, und
zwar sind stets gut Jupiter und Venus, stets böse Saturn und Mars. Gemischt ist Mercur. Stets
gut sind auch Sonne und Mond und dabei kräftiger als alle anderen Sterne, obschon ihre Kraft
nach den verschiedenen Standpunkten verschieden ist." — Demnach ist ja das Wesen von Sonne
und Mars ein schnurstracks entgegengesetztes ? — Suchen wir einige nähere Belehrung bei den von

1) Sp.vffarth Syst Adr. Aetj. p. 5G. Benefici snnt Semper % et 2, malefiei 1, et rf, v;iriiis ?. Sed © et ]), quam-
vls sint qüoqne benefici Semper et fortiores rdiquls omuibus, alinm tarnen vim habeiit In (Ulis Jocis.
 
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