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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0170
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116

Einleitung.

also zum Ruhm anrechnet, jenes Land besucht zu haben? Wie vereinigt es sich mit diesem Natio-
nalstolze, dass eine Menge Griechen' älterer und neuerer Zeit gar manches in Aegypten lobenswerth
fand, anderes bewunderte und anstaunte und von einer gewissen Begeisterung hingerissen, mehreres
über alle Gebühr erhob? Und unter diesen Lobrednern gab es doch einige, die nicht ohne Sach-
kenntniss urtheilten und ihr Lob nicht unbedingt zu spenden pflegten, wie wenn Piaton das Uebrige
zwar dort nicht besonders, die Gesetzgebung aber und Staatsverfassung ganz ausnehmend findet
ein Aristoteles aber bei der Eintheilung des Volkes in verschiedene Stände sich vor allen auf
Aegypten beruft a). Ferner, wie kommt es mit diesem alles Fremde von sich abstossenden Natio-
nalstolze überein, dass die Griechen selbst mehreres anzugeben wussten, was sie von den Aegyptern
gelernt haben wollten? Und hierunter giebt es doch einige nicht ganz unbedeutende Dinge, so wie
niehrere der Männer, welche es behaupten, wie z. B. ein Aristoteles, Strabon, Seneca, nicht eben
allzusehr in Aegypten verliebt und auch sonst nicht zu den ungründlichsten Beurtheilern zu zählen
sind 33« Doch da dieses alles Urtheile einzelner sind, einzelne aber eine Ausnahme von der Ge-
sammtheit machen können, so berufen wir uns darauf, dass, wie wir oben nach Aristophanes, Cicero
und Pausanias bemerkten, die Hellenen überhaupt, unter ihnen aber vornehmlich die Lakedämonier
und Eher, sich auf das häufigste um des fremden Amun's Orakel bemühten. Und sollen wii auch
dieses nicht glauben, nun so verweisen wir auf die Menge der Tempel und Altäre, welche selbst
in Griechenland Aegyptischen Göttern erbaut waren. Die Eher, heisst es, spenden nicht bloss den
Hellenischen Göttern heiligen Guss, sondern auch unter den Libyschen der Aminonisehen Hera und
dem Parammon. Des Hermes Zubenennung aber ist Parammon. Dann wird erzählt, wie die Arerehrung
des Amun bis in die älteste Zeit hinauf reiche *). Dass derselbe Gott ein Heiligthum in Sparta
hatte, befremdet nicht 53, da die Lakedämonier vor allen Hellenen vom Anfange an mit dem Liby-

1) Platon. de Leyy. II. p. 557. Noiio&erixov nev ovv xai noXirixov vneqßaXXovruq. cf. Diod. Sic. I, 98.
S) Aiustotkl. Politic. VII. 8. 9. cf. Isocbat. Bush: 8.

S) AiusTOTEr.. de Cod. II, 12 O^bt'w? <!i? xai neqi rovq aXXovq aareqas Xeyovaiv ol TtaXai rertjqrjxuTcq ex nXcunoiv eriuv
Aiyvntiot xat BaßvXMVIOl, naq' ü,v noXXag nioreiq e/o/iev neqi exaarov rmv aarqiov. vergl. Pr.aton. Epinom. p. 937. Stuabon.
XVII, 1. (Heliopol.) — et).).' ijyvociro rernq ö eviavroq naqa TO«; 'E).).tjBiv, o'iq xai all« nXeio), eatq ol veoireqoi ao r q o Xo yo t
n a q e Xa ß ov n a qa t o>v fie & e q fiy v ev a avr ü) v eiq ro 'EXXfjvixov ra tmv leqemv v n o/ivt] /i ata ' xai tri vvp
naq aXa/t ßav ovat ra an' exeivoiv, ö/ioioiq xai ra n« Xai d a i iav.

SkNkc. Nut. Quaest. VII, 3. Gklui Xoct. Attic.
XIV, 1. Schouast. in Abat. l'haenom. 753. lieber die Erweiterung der mathematisch-astronomischen Wissenschaften, der
Griechen durch das Ausland, siehe den Verlauf dieses Theiles selbst.

4) PAUSAN. V, 15. öeoiq äe ov roiq 'EXhjvixoiq fiovov, aXXa xai roiv ev Aißvrj nnevöovai xai 'Hqa re A/tfiovia xai T/aq-
afi/iom • 'Eqaov ä' enixX^mq totiv 6 Ilaqafi/uDV. tpaivavrai de yqmnevoi x. r. X. s. oben p. 87. Ich will durch diese Stelle
weiler nichts beweisen, als die Verehrung des Amun iu Elis, woselbst er auch einen Tempel hatte. Ob die Libysche
Hera nicht am Eude eine Griechische durch Kyrene in Ammonium eingeführte und von da wieder nach Hellas ausgeführte
war, bleibe dahin gestellt. Eben so gebe icli nichts auf den Parammon. Es konnte nichts leichter sein, als dass dieser
Hermes ein rein Griechischer, bei dem Amnion aufgestellter (naq' Afifiowi Idqvfievoq) war, schlechtweg Hermes beim Amnion
(<5 naq' A/iftowi) genannt wurde und am Eude in das mysteriöse naqa^iav überging. Koptische Etymologien auf dieses
Wort bauen zu wollen, wäre sehr anzeitig.

5) Pausas. III, 18. nqoeXO-ovTi de evrevOev leqov ennv ^i/i/tiovoj" yaivovTui x. r. X. siehe oben. Xeyetai de xai Avaav-
dqf> noXmqxovvTi Aipnriv t)}v ev Tfl IlaXh\ri\ vvxr<oq ennpavevra A/ifMiva nqoqayoqeveiv <uq afieivov exeivio re eooiro xai Tt] Aa-
xedaipovi noXe/,ov nqoq Aqvraiovq navoapevoiq- xai ovrut Ttjv noXioqxiav dieXvoev 6 Avoavdqoq xai Aaxedaifioviotq tov Oeov
otßeiv nqoijyayev c5 nXeov. Vergleicht man Pi.utahcu. Lysand. 20, so wird es sehr wahrscheinlich, dass Lysauder bei
Aphyte gar nicht au Amun dachte, dass er vielmehr erst in Sparta, um sicli den Epboren zu entziehen, eine notwendige
Heise nach dem Libyschen Ammonium vorschützte, um dem Gotte die Gelübde, welche er schon vor dem Feldzuge {nqo
ayoitoiv) gethau haben wollte, zu entrichten und, dass das Histörchen vouAphytis erst später unter die Leute gebracht wurde,
damit der Eutschluss Lysanders besser motivirt erscheine.
 
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