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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0187
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Einleitung. 133

als das Zeichen der Gerechtigkeit in der Hand trägt1), doch der Sonnengott Re blieb. Ja selbst
Champollioivs übrige mythologische Erklärungen bestätigen unsere Behauptung vollkommen. Es zeigt
sich nämlich auf den Aegyptischen Monumenten nicht selten das Bild eines bald stehenden, bald
sitzenden Gottes, der als einziges Abzeichen die Feder auf dem Haupte trägt und überhaupt der
angeblichen Thmei so ähnlich ist , dass er nur durch den Bart sich von ihr unterscheidet 3). Hier
sollte doch Jedermann erwarten, eine männliche Thmei, oder einen Gott der Wahrheit und Gerech-
tigkeit zu erblicken. Doch weit gefehlt. Denn Champollion erklärt diesen Gott 3) für den Aegyp-
tischen Herkules, welcher Soou heisse. Für diesen Herkules-Soou trifft man in den Champollioni-
schen Schriften aber auch noch andere Namen an, als da sind Djom, Sjom, Sjam4), Kai5), der
zugleich der Aegyptische Mars und Herkules sein soll, Mevi, oder die göttliche Vernunft "). Wenn
nun dieser Gott mit der Feder, in dessen Erklärung die Feder der Gerechtigkeit und Wahrheit von
Champollion ganz mit Stillschweigen übergangen wird, so verschiedene Namen trägt, so konnte ja
füglich auch unsere Göttin einen ganz andern Namen als Thmei oder Sme führen. Ferner zeigt
uns Champollion das Bild einer Göttin7), welche knieend, mit ausgebreiteten Armen und Fittigen,
auf dein Kopfe unsere Feder tragend, dargestellt wird. Wer sollte in dieser Figur nicht eine Thmei
zu sehen glauben, besonders da in dem Pantheon dieselbe Göttin mit Feder = Blatt und Flügeln,
die Flügel nur vor sich geneigt, als Sate bezeichnet wurde8), Sate aber dann überall in Tme,
Thmei, Sme und wieder Thmei überging. Allein unsere gerechte Erwartung täuscht uns, denn die
zu diesem Bilde gehörende Explication erklärt sie für die Göttin Netphe, das ist, die Aegyptische
Rhea9). Was bedeutet denn aber Netphe, so dass Champollion sie uns als die Aegyptische Rhea
vorführen kann? Ihr hieroglyphischer Name ist nach Champollion:

t § \

plie

Das mit phe versehene Zeichen Avird sich uns als das nicht zu bezweifelnde Symbol des Himmels
ergeben, welcher im Memphitischen <|)F, im Sahidischen TTE lautet. Die beiden Buchstaben NT
bilden die Koptische Genitivbezeichnung, vollständig NTU, so dass diese Zeichen, da in der Hiero-

1) Champollion Pre'cis du Syst. Hierogl. II. ed. p. 267. Le dien Soleil tient dans sa main la plume ou feuille,
embleme et insigne de la de'esse Thmei.

2) Descript. de l'Eg. Ant. Vol. d. PI. I, 36, 3. Vol. II. pl. 62. 75. Vol. III. pl. 63. Salt Essay on Dr. Young's
and M. Champollion's Phonetic System of Hieroglypliics. Lond. 1825. p. 64. pl. III. no. 4. Zaluski Papyr. Aeyypt.
Cracov. 1827. Fol. I. Gau Nub. Denkm. Bl. 46.

3) Champollion Pre'cis du Syst. Hierogl. II. ed. Tabl. yener. no. 71. Explic. p. 9.

4) Champollion Pre'c. du Syst. Hierogl. 1. e'dit. p. 200. II. e'dit. p. 241.

5) Champollion See. Lettr. d M. de Blac. p. 108. Le dieu Kai, Ie Mars et l'Hercule egyptien. Mars und Hercules
waren in der Griechischen Mythologie Gegensätze; s. weiter unten.

6) Champollion Briefe üb. Aey. u. Nub. 13ter Br. p. 157. „der Gott Mevi (der Aegyptische Hercules, die göttliche
Vernunft)". Die göttliche Vernunft war doch wohl nicht Ares bei den Griechen; s. uns. B. p. 61.

7) Champollion Pre'cis du Syst. Hierogl. IL ed. Tabl. gener. no. 71. Explic. p. 12.

8) Champollion Punth. Eyypt. Livr. VII. pl. 7. A.

9) Champollion Pre'cis du Syst. Hierogl. LI. ed. Tabl. ge'ne'r. no. 73. Explic. p. 12. L'iinage de la deesse Netphe,
la Rhea egyptienne, tenant la place ou bien mise a la suite du noin phonetique No. 54. Desselben Briefe üb. Aeg. u. Nub.
13ler Br. p. 154. „Die Göttin Netphe (Rhea), die das Amt der Griechischen Thetys versieht". Sind etwa Rhea und Tethys
auch eins, wie Ares und Herakles? in dem 21sten Briefe p. 263. erfahren wir noch einen Namen der Rhea. „Unsere
letzte Behausung war zu Karnak der Tempel der Oph (Rhea)". Denselben Namen Oph führt aber auch bei Champollion
s. Br. 12. p. 140. Br. 16. p. 206. die Hauptstadt Theben und wiederum Br. 18. p. 241. der Pallast von Karnak.
 
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