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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0206
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Ueber die Haupt Systeme

Buchstaben, zum zweiten die hieratische oder priesterliche, deren sich die heiligen Schreiber bedie-
nen, endlich aber, als die letzte, die hieroglyphische, welche theils durch die ersten Buchstaben
sich eigentlich (kyriologisch), theils S3'mboIisch ausdrückt. Wiederum drückt sich auch die symbo-
lische Hieroglyphenschrift theils eigentlich (kyriologisch) vermöge der Nachahmung aus, theils
schreibt sie tropisch, theils aber vermöge gewisser Räthsel durch und durch allegorisch. Wollen
sie nun die Sonne schreiben, so machen sie nach der symbolisch-kyriologischen (d. h. nach der durch
Nachahmung sich eigentlich — kyriologisch — ausdrückenden]) Art einen Kreis, wollen sie den
Mond bezeichnen, eine mondförmige Gestalt. Tropisch aber schreiben sie, indem sie nach gewissen
verwandtschaftlichen Beziehungen verändern und umsetzen, hier umtauschen, dort aber vielfach um-
bilden. Fassen sie jedoch das Lob ihrer Könige in heilige Mythen, so schreiben sie in Anaglyphen.
Ein Beispiel dieser dritten, räthselhaften Art (d.i. der Anaglyphen) sei dieses: die anderen Sterne
geben sie wegen ihres schrägen Laufes durch Schlangenkörper, die Sonne aber durch einen
Käfer wieder.

Keine Stelle irgend eines alten Schriftstellers dürfte wohl vielfacher und doch meistentheils
vergeblicher besprochen worden sein, als die vorliegende des Clemens. Scharfsinn und Gelehrsam-
keit scheiterten gewöhnlich an der vorgefassten Meinung, dass die Hieroglyphen schlechterdings nicht
buchstäblicher oder alphabetischer, sondern lediglich symbolischer Natur seien. Ja so mächtig wirkte
diess, vornehmlich auf die Schriftsteller des Alterthumes gestützte, Vorurtheil, dass Männer, welche
einer richtig angewendeten Hermeneutik zu Folge den wahren Sinn erfassten, wie Marsham und
Stanley, von dem sonst so ausgezeichneten Warburton streng getadelt und gleichsam mit Gewalt
wieder auf den Irrweg zurück getrieben wurden. Der Vergleich mit dem Originale wird dem Leser
ohne mein Bemerken leicht fühlbar gemacht haben, dass der Satz: v V#i> eaTi Sca rmv hqcütcov
arot/eiav xvQioloyixi], •>) de avfißohxi], wörtlich: von welcher die eine durch die ersten Elemente
eigentlich, die andere aber symbolisch schreibt, vor allen hier den Stein des Anstosses bildete.
Ciebt man unbefangen der syntactisch-logischen Anordnung Gehör, so wird man sicher mit Marsham
und Stanley den Satz an das zunächst voraus gegangene Wort leQoylvcptxi] anschliessen, und zwar
dergestalt, dass man durch ihn zwei Haupt-Unterabtheilungen der Hieroglyphenschrift bekommt, von

1) Warbdbton Ihe Diu. Legat. Vol. III. p. 127. Marsham takes it (sc. y fwv ean %av nqpxav atoiyuoiv
y.vQioloyixij, ?} Je ov/tßohxij) just wrong aud so does Iiis nephew Stanley: the first of these learned inen quotes and (rans-
lates tlie passage Ums: Triplex erat apud Aegyptios characterum ratio, ErtioToXoyqaQt,.,^ ad scribendas epistolas
apta sice vulgaris; 'Iega? my, qua utuntur 'Ii qoy qo. iijiat t iq , qui de rebus sac7-is scribunt; et 'IeQoy).vg>ixtj Sacra
sculptura; BVJüS duae sunt species, Kv qioloy ikij , proprie loqüens per prima elementa et 2Sv n ßo ).t,kij, per Signa.
(Can. Chron. p. 38. Franeq. Ed.} The secoud thüs, — the last and most perfect, hieroglyphical; whekeok one is curio-
logic, the oiher symbolic, (Lioes of Vhil. p. 329. 3d ed.) By this Interpretation, the learned Father is, 1. made to enume-
rate three Kinds of Writing, but to expläin only the last, namely hieroglgphics; 2. whicli is worse, he is made to say one
kind of hlerbglyphics was by letters of an alphabet; for that is the meaning of cJV« ro>v ÄQi&tiav moiyuuiv: 3. whieb is still
worse, he is made to divide hieiyoglyphlcs iulo two sorts, curiologic aud symbolic; and symbolic into three sorts, curio-
logic, tropical and allegorical; which makes the prior division into curiologic and symbolic, inaccurate aud absurd; and
spreads a geueral confusion Over the whole passage. Their mistake seems to have ariseu from supposing /ufrodov iegoyXv-
9>«x^« (the immediale antecedenf) was unterstood at ?J? »J ptn ean; whereas it was the more remote antecedent, (teO-oäov
Aiyvnruav y^a/i/ianov: and what made them suppose this, was, I presume, the autbor's expressing the common piain way
of writing by letters of an aiphabet and the common piain way bfimitating by figures (two very different things) by the same
words, y.vqio).oyiy,^ aud xvgioi.oyeiTcu; BOt cousidering that öta rmv nqonav tj-cotytioiv, joined to the adjective, signiüed writing
by letters; and xaTa ßtfl-,iatv, joined to the verb, siguified writing by figures. In aword then, the piain and easy meaning of
Clemens is this: — the Kgyptian method of writing was epistolic, sacerdotal aud hieroglyphical; of this method, the epistolic
and sacerdotal were by letters of an alphabet, the hieroglyphical, by Symbols; symbols were of three kinds, curiologic,
tropical aud allegorical.
 
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