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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0353
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von Champollion.

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phischen Systemes auftritt, kommt mit Young darin überein, dass er der Aegyptischen Schrift im
Ganzen eine symbolische Natur beimisst und das Gebiet der Lautzeichen auf die fremden Eigennamen

die nöthige Rulie und Unbefangenheit verlieren sieht, so dass sie die Rolle des nnparleischen Beobachters, der über die
fragliche Sache ohne irgend eine vorgefassle Meinung — siua ira ac studio — berichten und abstimmen soll, mit der eines
Anklägers vertauschen, welcher nur riarauf ausgeht, die Schattenseiten des Befehdeten hervor zu heben, die Lichtseiten
hingegen entweder ganz zu verschweigen, oder, wo sich diess gar nicht Umgang haben lässt, so kurz und leicht, als nur
immer thunlich, abzufertigen. Diese Bemerkung drang sich leider dein Verfasser auf, als er die Kritiken der Herren Wat.l
und Klai'both las, welche, trotz dem, dass sie eine nicht geringe Anzahl der von Chainpollion begangenen Missgriffo auf-
decken, doch schwerlich dein Systeme dieses Gelehrten die beabsichtigte Wunde beibringen werden, eben weil sie durch
den Mangel an Unbefangenheit ihre eigenen Waffen abstumpfen und bei dem Eifer, Champollion's Ansichten tödtlich zu ver-
letzen, selbst bedeutende Blossen geben. Einige Beispiele mögen diess Urtheil bestätigen.

Herr WiU bemüht sich, zu zeigen, dass die Dialektverschiedenheit der Koptischen Sprache von Champollion nicht
richtig angegeben worden sei, indem ja erstens viele Worte eines gleichen Stammes im Memphitischen und Sahidischeu
nicht bloss verschiedene Vocale, sondern auch selbst verschiedene Consonanteu enthielten, und zweitens in einer Masse
von Wörtern die Vocale nicht ausgefallen seien, (s. Wall Inquiry etc. p. 117. If the dialects differed only in thcir
vowels, aud if these were always omitted, then the differeuce of dialects and sameness of the hieroglyphic writing
throtighout Egypt would be quite compatible with Ihat writing havlng been phonetlc. But it so happens that neither of the
premises here assumed is true. Thus, for instance, the Coptic for the Ileavens is in one dialect Nld^HOyi, NiphPoui,
and in the otber RTTHyB, Empeue ; all the consouants of the two words being different, and none of the vowels of
either being omitted, except the initial one of the second : and nbmerons examples of Ibis kiud might be adduced from (he
translations of the Bible in the two dialects, where the parts still extant have a reference to the same verses of the
original). Sollen wir nun die zahlreichen nicht näher angeführten Fälle nachdem vorgelegten Nlf|)HOyi und MTTHyB
(beinahe den einzigen Koptischen Worten, mit welchen Hr. Wall Champollion philologisch angreift) ermessen, so würden
Wir über deren Bündigkeit sehr wenig mit dem genannten Gelehrten übereinstimmen. Denn er hätte doch denen, die das
Koptische nicht kennen, sagen sollen, dass so wohl Nl als M gar nicht zum Wortstamme gehören, dass Ml, im Memphi-
tischen der bestimmte Artikel des Plural, dem Sahidiscben NB entspreche, dass das NB aber häufigst metathetisch zu PN
umgehe und dann gewöhnlich TT (sprich en) geschrieben werde, dass ferner dieses N vor TT euphonisch sich zu M (spr.
emj gestalte, daher denn in den Parallelstellen dem M. Nl (j)HOyl gewöhnlich ein Sah. M TTHyp gegenüberstehe (Matth.
3, IG. 17. 5, lö. G, 9. 2G. 7, 11. 18, 10. 14. 18. 19. 3.5. 19, 21. Eph. 1, 20. 2, 6. 3, 10. 15, 6. 9. 2 Petr. 3, 10. 12.), dass
mithin der reine Plural vou dem Memphit. (np und dem Sab. TTF : M. d^HOyi, S. TTHyp laute (z. B. mit dem unbe-
stimmten Artikel M. gAN (])HOyt, S. gpN TTHyp 2 Petr. 3, 13.), dass jedoch an Statt des TTHyE: »ich im Sahid.
auch noch das alterthümlichere TTHOyp erhalten habe (s. Mixgakkixi Kan. Bibl. Aeyypt. Coilä. Reliq. Fase. I. p. XV.
Zokga Catal. coild. Copt. p. 370.). Den Laut des HOy Hess nämlich das Sahid., wie wir später sehen werden, gewöhn-
lich zu Hy zusammenschrumpfen und das auslautende 1 zu p entarten. Der durch die Euphonie bestimmte Plural-Artikel
Fl = TT = NB 0*. die Beweise dafür später) war allerdings von dem Herausgeber der Schollzischen Gram- noch
nicht erkannt worden, indem er (s. Scholtz Gr. p. 17.) in dem Sahid. HTT und TTM die seltenere Memph. Artikelform
NFN zu sehen glaubte. Allein das TT bildet hier das sogenannte Casuszeichen. Daher entsprechen sich in dem parallelu
M. -f/ METOypO NTB Nl (pHOyl, S. TMHTBpO N Fl TTHOyB, meistens TTHyB, h ßaodem r<t>r ovqavwv,
die Elemente: Artik. 'j-, TB (»/), Nomen MBTOypO, MTTTBpO (ßaaikem), Genilivzeichen NTB, TT, Pluralartikel
Nl, Fl (ti,iv), Nomen (hp, TTB im Plön: (j)HOyi, TTHOyB, TTHyB. Der ganze Thatbestand so wie die ganze Dia-
lektverschiedeuheit der beiden Wörter ist daher von Hr. Wall nicht erkannt worden. Champollion aber halle diese Ver-
schiedenheit angegeben (s. uns. B. p. 275. no. 1., p. 278. no 1., obschon er nur die oft vorkommenden oyi mld OyF ein-
ander gegenüberstellt und in der irrigen Ansicht von Scholtz Gram, noch befangen war. Dass endlich die im Koptischen
beibehaltenen Vocale nichts gegen eine im älteru Aegyptischen Statt, gefundene Auslassung beweisen , verdient gar nicht
bemerkt zu werden, wohl aber, dass das angestrichene N, M des älteru Kopt. die Auslassung des Vocals selbst belhä-
tigt. — Zum zweiten Male geht Herr Wall auf das für unsere Wissenschaft fundamental wichtige Koptische in folgender
Bemerkung ein (Inquiry etc. p. 271.): Of the regulär formation of the plural number, M. Klapboih has given ns an example
in this very analysis in the Coptic for „goori" of which the Singular is NOflpF, nafre, and the plural NFTO(|pp,
netofre: and in like manner every otber ktnd pf inflexiou, when regulär, is made in this langnage al the beginning, and not at
the end of each word cfalsch!). Allein NBTOtjpp ist gar kein Plural, sondern ein Druckfehler Champollion'» (s. Tabl.
yr'n. no. 425.) für NFNOqpB, welchen Klaproth mit diplomatischer Treue wieder abdrucken Hess («. Exam. crit. p."
145.), aber schon auf einer der folgenden Seiten (s. 1. 1. p. 148.) stillschweigend in NFNOqpp berichtigte. Deberhatipt
beruft sich Herf Wall hinsichtlich des Koptischen fast stets auf die Auctorität Kiaproth's (vgl. vornehmlich Inquiry p. 126.).
Wie wenig man sich aber in dieser Beziehung auf Klaproth verlassen dürfe, wird folgende Aeusserung desselben zur
 
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