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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0539
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von Chainpollion. 485

NDIEDN XEJpCOl,'C0JpCaJ 0(ler 'CEJPCO{l'C0jPC°y> w0 der Spiritus lenis 0 nicht wie in dem,
gewisserraassen nur die Erinnerung an den verschollenen Buchstaben bewahrenden Griechischen, ein
negatives, sondern ein positives Sprachelement abgiebt. Natürlich konnte nun auch nach dem vor-
lautenden Consonant der Anfangsvocal gleich den anderen Vocalen des Wortes ausfallen. — Unter
den mit Sicherheit ermittelten Semitischen Wörtern der Palmyr. Inschriften kenne ich wenige Fäl-
le, welche wie hlJ^JOBKS und f(l)rTM-|^& laut der spätem Punctation den consonantischen Charakter des
N beeinträchtigen. Wären aber auch noch so viele vorhanden, so würde die sofortige Beurtheilung
derselben nach der masorethischen Punctation ein durchaus unkritisches Verfahren sein. — Mit den
Palmyr. Inschriften hommen hinsichtlich der Vocalbuchstaben vollkommen überein die chaldäische
Inschrift von Carpentras 2) und die in gleicher Sprache abgefassten Fragmente der Blacasischen
Papyrus 3). Wahrhaft charakteristisch ist aus der Inschr. von Carpentras das dreimal wieder
kehrende '"IDIN (Osiris) im Vergleiche mit dem dasselbe bedeutenden 1DN der älteren Inschrif-
ten 4). — Immer vocalreicher, besonders im Bezug auf den Ausdruck fremder Wörter, sind die
aus den Handschriften gezogenen Texte. I, U, 0 (vornehmlich die beiden ersteren) werden selbst
bei mehrmaligem Auftreten in einem fremden Worte bei weitem häufiger gesetzt als nicht gesetzt und bei
den spätesten Schriftstellern erscheint das Uebergehen dieser Vocale als eine Seltenheit 5). Am

1) Nach einer Bemerkung bei Lanzi Saffgio di Liny. Etrusc. L<p. 130. könnte man leicht glauben, dass der Spi-
ritus lenis in der Gestalt Hl auf den Monumenten gestanden und gleich dem Spir. asper vor Alters einen Ruchslaben ge-
bildet habe. Allein Laxzi's Berufung auf VIUIA. RHODE bei Farretti ist unpassend, weil alle in Fabhktti Inscr. anti-
yuarum, quae in aedibus paternis asservantur, Ex/jlicatio. Rom. 1099. p. 19.5. vorgelegten Beispiele, wie RHODE, EVfY-
CHVS, PHAPXACE, C 1L.0E nur beweisen, dass in diesen Latein. Inschriften das Ii. also äer Spiritus asper diejenige Form
hatte, welche die Latein. Grammatiker (s. oben p. 428. no. 1. 430. no. 2.) dem Lenis zuerkannten, während andere Bei-
spiele bei Fahrktti l. I. p. 196. DEMOSTHEXES, AXTIVS HLARVS dem H die dem Spirit. asper gehörige Form geben.
Ein Spiritus lenis findet hier also nirgends Statt. Ueber die Form l-=Spiritus asper höre mau Mazociiii Comment. in
Herculan. Mus. Aen. Tabulas Heracleens. Xeap. 1754. p. 126. Prinium ajo literam \- (quam liisce tabulis et nununiS
aliquot; nämlich von dem Tarentin. Heraklea vgl. I. I. p. 112. u. Ilerakl. Tafeln in d. Hall. Enc.~) itemque Maslrilliani vasis (II.)
inscriptioni nuperrime a me detectae debemus) novain prorsus videri debere; eamque Magnae Graeciae tamdiu habendam esse
peculiarem, donec procul alicunde moniunenta afferantur alia, in quibus eadem haec Sit Jaacta litera. Beispiele des h aus diesen
im Dorischen Dialekte geschriebenen Tafeln sind (7. I. p. 14.5. fgg.) hA 110AI2, VUPAKAEIAA, hAIPEßENTES, t-YJJEP.
vgl. über I- auch Grotefend Rud. Lina. Umbr. P. II. p. 16. — Aus diesem Spiritus asper h und aus der Latein. Aspirate -I glaubt nun
Mazoccui, habe Aristophaxes aus Byzanz (um 264. v. Chr.), der Vater der Griech. Accentuation (MoNTFAUCON Palaeoyr.
Gr. IA. 4. p. 33.), die Zeichen des Asper und Lenis gebildet, welche sich allmählich bis zu dem noch üblichen " verkürz-
ten. Allein auch er vermag das Dasein des Lenis H nicht früher als es Montfauco.v l. I. gethan hatte (IX. Saec. Cod.
Dioscorid. Reg. Bibl. P«rjv.), yA\ documentiren, während PkisciaX. p. 560. H literam non esse ostendimus, sed notam as-
pirationis, quam Graecorum antiquissimi similiter Dt Latiui in versu scribebant, nunc autem dimserunt et dexteram ejus
partetn Slipra literam ponentes psilen notam habent, quam Remnius PaSaemon exilen vocat, Grlllius vero ad Virgil, de
accentibus scribens lenem nominat, sinistram autem contrariae illi aspirationis dasian, quam Grillius flatilem vocat, die Ent-
stehung des Lenis offenbar nicht über seine Zeit hinaussetzt. (Die Xotiz vom Latein. II aus H gehört jedoch nur dem Sergius,
nicht den anderen dort angeführten Gram., wie man aus meinen Worten p. 430, 2. folgern muss.) Ueber d.Leniss. noch p. 488.1.

2) Korr Bild. u. Sehr. d. Vorz. II. p. 339. Beer Inscriptiones et Papyri Veteres Semltici quotquot in Aegypto
reperti sunt, editi et inediti, recensiti et ad originem hebraeo-judaicam relati cum palaeographia hebraea concinnata.
P. I. Lips. 1833. c. 1.

3) Laxci la sacra scrittura illustrata con monumenti fenicio-assyri ed egiziani. Rom. 1827. vgl. Gesenils in All-
gem. LUzt. Inn. 1836. No. 99. p. 170. fgg.

4) iD^lajJ Inscr. Melit. I-, IL, Inscr. Cit. II., XXIII.; IQB'IDN I»scr- mUt h ll > "IDN'r^O Inscr. Melit.
bei Hamaker vgl. Beer Inscript. et Papyr. p. 13. Gesenks in Allyem. Litzt. Auy. 1835. No. 135. p. 453.

5) Gegen ihren vollen Vocalinlmlt wird man nicht etwa die daneben stehende Voealbe/.eichnuug geltend machen.
 
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