Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0557
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
von Champollion.

503

zukam t), so dass man ihnen, wo sie das Grieche Y durch 1, o wiedergaben, die Aussprache U
unterlegen muss. Allein erwägt man, dass der alterthümliche Aeolische Dialekt 3), sein Y zuvor wie
U aussprach *), so sieht man, dass während dem Consonant 1, », ^ das Aeol. Dig. F gegenüber

1) Der Laut Ü, welchen man früherhin (z. B. Vater Handb. d. Hehr. Gr. g. 2.) dem Kibbuz — beilegte , wird
von den neueren Grammatikern in ü umgewandelt, s. Gesexius Hehr. Gram. 11. Äiisgb. §. 8, 5. p. 39. Ewald Krit.
Gram. d. Hehr. Spr. p. 69. Anm. 2. vgl. Gr. d. Hebr. Spr. 3 Aufl. p. 63. Das und Vjti, was man früher kül
und metäl auszusprechen pflegte (vgl. Vater Handb. d. Sgr. Gr. g. 2, 2.), lautet richtiger Icul und metul (s. Hoffmann
Gram. Syr* V- 03)- Das Arabische macht jedoch eine Ausnahme, s. Ewald Grit. Gram. läng'. Arab. I. p. 39. Videtur
enim vocalis ü adinodum in i inclinassc: moustrat id evidentissime rythmi finalis ratio, ex qua poetis Semper üna et ina
sinediscrimiuecopulare licet. Desshalb erklärt es sich, warum die Araber das Griechische Ymeisteutheils durch ihr f wiedergaben.

2) Giese Der Aeolische Dialekt H. 1. p. 65. fgg. (daselbst wird auch Hermann's Ansicht vom Hervortreten des
Aeolism aus dem Dorism widerlegt), vgl. Boeckh Corp. Inscr. Gr. I. p. 27. und 717.

3) Phiscian. I. p. 554. Pouitur haec eadem littera (V) in Graecis nominibus modo loco ov diphthongi, ut Musa pro
jHovaa: modo pro o correpta; ut Homerus pro 'Onijqoq, pro eadem producta, ut für pro <po>q ; sicut e coutrario pro ßovq
bos, modo pro v louga, ut pro fivq mus, modo pro correpta: noqvvqa purpurn. In plerisque tarnen Aeoles secuti hoc fa-
cimus. Uli nempe &ovyari]Q dicuut pro S-vyarijq, ov corripientes, vel mayis v sono u soliä sunt pronunciare, ideoque ad-
scribunt o, nou ut diphthoin/um faciant ibi, sed ut sonr.m v Aeolicum ostendant, ut Callimachus: y.aluymqov -/Oovoq ovomq
■Oav/az-ijo. (Vgl. Wki.ckkr zu Ai.cmax. Fragm. CXXIX.). Ouod nos secuti, u modo correptam, modo productam habemus,
quam vis videatur diphthongi sonum habere. Die Worte Priscian's besagen auf das Deutlichste, dass die Aeolier das Y
nur durch OY geschrieben hatten, um den in ihrem Y liegenden U-Laut hervor treten zu lassen. Daher hält auch Wki.c-
ker l. I. das ovQiaq für die Aeol. Schreibart von Ygiag. Wie aber kamen denn die Aeolier dazu , den U-Laut des ihnen
geläufigen alten Y durch die jüugere Lautverbindung OY zu umschreiben und gleichsam zu commeuliren? Ohne Zweifel
thateu diess die Aeolier dann, als sie bemerkten, dass das Y(U) bei dem grössten Theile der Griechen in Ü übergegangen
war und dass diese Zerweichung sich auch bei ihren Stammgeuossen einzuschleichen begann und sie thaten es desswegen,
um den U-Laut in den ihm von Alters her gebührenden Stellen zu schützen, so dass sie, wo vorher Oryariiq stand und
&UyarijQ gesprochen ward, nun OovyarijQ schrieben und dadurch einen Protest einlegten gegen das f)ifyanjQ der übrigen
Griechen. Wenn daher Quintilian Inst. Or. I. IV, 16. sagt: Odvaaevq, quem Ovövaaea fecerunt Aeoles, ad Ulyssem de-
ductus est, so sieht man, dass die Aeolier, wie Sturz zu Maittaire Graec. Ling. dial. p. 213. bemerkt, früher unstreilig
Yävaoevz geschrieben halteu, späterhin aber den U-Laut des Y durch das den übrigen Griechen geläufige OY deutlicher
hervor hoben. Solche alterthümliche Schreibart des Y für OY hat sich auch iu einzelnen Beispielen erhalten, wie in ^vaa
=^=fiovoa, fiv).u=ßovka (Maittaihk ed. Sturz p- 211.). Und eben diese Schreibart war es, welche bei der nahen Verwandt-
schaft des Lateinischen mit dem Aeol. (vgl. oben p. 433. no. 3. u. Dionys Hauc. Ant. Rom. I, 90. 'Po^mioo öe tpwvr\v
/lev ovr axQuy ßaqßaqov, ovr a7I?iQTio/iev<aq W.adu g&eyyofrat, pixrnv de Tiva ej upyoiv , t)q eativ 7j nlutav AioXiq'"} Wie in
Mvoa Musa, xvßoq cubus, fivq mus, u. so vielen anderen Wörtern (s. Schnrtdkr hat. Gr. I. p. 40. fg. Seykfarth de son.
Ut. Gr. p. 415.) das altgriechische Y (s. Giese l. I. p. 74.) geraden Weges iu das Lateinische V übergehen Hess, wie
wohl auch manche derselben zu Gunsten der jiingeru oder nicht äolischen Aussprache des y=Ü ihr V in Y umänderten,
Wie Dürrns =:Pyrrhus, #7'u</ei=Phryges vgl. Cicer. Orat 48. §■ 160, Quintil. 1, IV. 16. Priscian. p. 547. und selbst
das Y in 1 verdünnten, wie in Oävoaevq, Ulysses, Ulixes, vgl. Schneider l. I. p. 42. Daraus erklärt sich sehr leicht, wie
die Aeolier für den U Laut des Y auch den in dem alten 0 liegenden U-Laut setzen konnten (wie z. B. in oqava Alcaei
Fragm. II. (bei Iam p. 53.), I. (bei Bi.omfiei.d s. Mus. Crit. 1. p. 423.), wo Codd. taqavm vgl. Buttmann Gr. Gr. Gram.
I. (2. Ausyb.) p. 99. und weiter unteu; dagegen Neue Sapphon. Fragt*, p. 23. der sich auf eine nnnüthige Bemerkung des
Herodian. stützt, s. bei ihm p. 41. Fr. IX. vgl. das BOAAEYETJ1, BOAAA, ÜPOTANIOZ der hesb. lnschr. bei Boecke
no. 2166.). Wenn nun die Aeolier umgekehrt für das 0 der übrigen Griechen Y setzten, wie z. B. in i/iotoq für of,oioq
(vgl. Inscr. Lesb. no. 2167. v. 17.), ovvf,a für op0fia (vgl. Inscr. Cum. bei Cayi.us Ree. d'Antuf. IL 'rab- LV|- »• 7. 17.
ibid. v. 29. AIIYJOXA) otvfia für orofta, vmo&a, tSv7zio»a fiir tmia&ev, etoma&tv, vaioq für oXot, av^oq für aoyoq, s.
Greg. Cor. d. Dial. Aeol. g. IX ed. Scharf, p. 584. fgg. Gram. Leid. d. Dial. Aeol. g. II. VI. Gram. Meerm. d. Dial.
Aeol. g. VII. Gram. August, de. Dial. Aeol. g. VII. Eustath. in Hom. II. A, 18. ed. Ups. I. 1>- 24- Maitt. cd. Sturz p.
212. (seltner auch statt Sl, wie 7Avvn*=/A*>vih Xe).vviov=x^ti>viov s. Maitt. I. /.), so wird mau auch diesem Y den Aeol.
U-Laut beilegen. — Die Schreibart OY fiir Y (ritt am Stärksten bei den dem Aeol. Stamme angehörenden Uöotiern her-
vor, welche nach Eustath. in II. A, 10. ov?.v für 0V(y0IQ f,;,. t'„j„J? schrieben. Hierüber höre man vor allen Boeckh
Curp. Inscr. Gr. I. p. 722. Ypsilon sive produetum sen corrcplum post consonam, credo etiam post vocalem alia syllaba
comprehensam, (rausit in ov, uulla meusurae mutatione: xowe; enim pro priorem brevem habet (Schol. Dionys. Thrac.
p. 77». 31. et Herrn. Emend. rat. Gr. Gr. p. 6.). Sic xanovt no. 1583. aovv, oovyyeaV<>(;, oovyx„,Quaiq,

aqyovqiov no. 1569.

a., aaovha n. 1562. sqq. rov/a (llOU tiov/u) 1564., BulovO-mq (g. 5.), MovQira, Kov^ixrjvoi; 1583., Movqtm seu Jtbvftd
1645. unde MovqtiSo. dedi iu Corinnae Fragin. §. 4., Hov&tiv, llov&eao, IJovO-tag 1593. 1583. 1597. llovfäanfQoq 1563, a.
In Aristophan. Acharu. hoc non reperitur: certe ex nostro texlu v. 869. est rvlav, 869. tu, 870. ifieq etc. Ex Gramma-
 
Annotationen