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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0560
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506 System der Hieroglyphik

sehr wir nun auch bei verwandten Vocalen die Möglichkeit einer Verwechselung, insbesondere für
die älteste Zeit zugestehen müssen, so geht doch aus dem nicht zu verkennenden Schicksale des
Y in der Griechischen Sprache, allmählich eine immer hellere Aussprache, selbst bis zu dem Zu-
sammentreffen mit dem I, zu erhalten, deutlich hervor, dass dasselbe nur in dem Aeolism der älte-
sten Zeit als ein Träger des O-Lautes benutzt worden sein könne *);

Dass wir aber bei der Uebertragung des O-Lautes auf das alte Y der Natur dieses Buch-
staben durchaus nicht zu nahe treten, ersieht man, so bald man den Blick von Griechenland nach Italien
wendet. Die Etrurier undUmbrer, bei denen wir bestimmt wenigstens altgriechische Schrift wiederfinden,
besassen nämlich bis auf die Zeit, wo sie sich mit dem Lateinischen Alphabete befreundeten , kein
0, sondern nur das aus dem \j— Y entstandene V 2) welches als der Vertreter des U- und O-Lau-
tes vollkommen dem Semitischen 1 entsprach, nur dass es dessen consonantischen Theil nach dem
Vorgange seiner Mutter Y, dem F Digamma überliess. Dass man jedoch aus diesem Mangel des 0
nicht etwa einen Schluss auf die spätere Entstehung des 0 in dem Griech. Alphabete mache, diess
verbietet schon das D, welches dem Etrurischen und Umbrischen Alphabete gleichfalls fehlte und
doch sicherlich eben so wenig im Semitischen als im Griechischen einen nachgebornen Buchstaben

lic|isten Beweis für diesen U-Laut des o giebt die Inscr. Ter/, no. 1511. in Boeckh Corp. hiscr., wo wir v. 11. 12. 19.
XIAI02=yü.iovq, v. 19. MEAIMNOZ=iudifivovq, v. 11. AAAOZ=a).).ovq, v. 2. AAPIYOS (vgl. v. 15.) höchst wahr-
suhemIieh=cia(K>toi;;, hingegen vi 22. auf das Deutlichste XIA10Y2 lesen, so dass Boecku l. I. p. 098. bemerkt: Scribo
autein aqyvqiov nou aqyvqim et Co!. I. /isdifivovq uon fiedißvoiq etc. ob -/ihovq v. 22. Daher glaube ich auch, dass AAMI-
OPfÖS und EniKÖPQS der Tess. Borg, bei Bokckh l. I. no. 4. noch Damiurgos, Epikuros auszusprechen ist und dass
erst späterhin die Zerdehnuug Aa^iovqyoq, Enixnvqoq (Tim. Locb. de anim. m. p. 94. 98. Pindah. Olymp. I. 177. in Aa-
fuwqyoq, EmxMQoq zusammen ging. Dass dieses alte 0 in vdie Mscr. überging, ist auch schon längst bemerkt
worden, s. Stürz zu Maittaike p. 227: Sic in vetustiss. Gloss, Mss. Cod. supra cit.: toro, xoopoaiv, noqtvo, KoqTjreq, ano
yev'oq, ficOvoaa pro rovrov, xoafiovaiv, 7toqeiov, Kovqtjrcq. Salmas. Not. in Inscr. Vet. p. 38. Sic Hesych. et Phav. eßo-
Xovro pro ißavlöitio etc. Man sieht demnach, mit wie viel Wahrscheinlichkeit oqavoq alterthiimlich für ovqavoq steht. Man
sieht ferner, dass wenn bei Pinoar neben Olvimoq und Ohifima häufig OvXvfmoq und (M.vfiniu steht (vgl. Olymp. III, 24.
04. IV, 3. V, 3. VII, 10. VIII, 2. XIII, 131. Pyth. IV, 312.), der Laut ov gar nicht zu schreiben notwendig war, da er
schon hinlänglich in o lag. Uebrigens drang die Contracüon ia * keineswegs durch. Denn, wenn Pindau's äliov (Olymp.
1, 7. II, 70. Isth. V, 1. bei Tim. Loc. d. anim. m. äiioi lautet, so liest man bei Abchimed. Arenar. fortwährend wieder
cdiov. Aber auch im Tim. Loc. steht p. 97. dXiov, so wie für das gewöhnliche i<» p. 100. rov, für das gewöhnliche w p.
101. ov (Pindar. Olymp. VI, 120, f| ov.). Im Theochit. EidvX. t". v. 112. treffen wir Aiwvaov, Eid. Xq, v. 37. Aiowoot;
Eid. v- 18*. OlvßTtov, Eiä. x. Ov).Vfi7to>; Eid. d. v. 90. raq naqfrevoq, Eid. d'. v. 11. t«; hr/.oq, Eid i. v. 109. ictq n/t-
Tzcloq, v. 114. 1»; xavaaqoq, viel häufiger aber die Formen mdovq (.Eid: ß'.), xavovq 09, ro/iovq (';), ßtovq, ßqorovq, aoidovq,
ctvüqomovq, iviavzovq, ty&qovq, ayqovq etc. Gr'), innovq (xd) ; daneben oipOaXfioiq, ravqotq, dqv/iotq (a), avXviq (i), KoX/otq
Oy"), veoooog («!"), orerpaveoq (mJ), xvvayaq (_;.'). Dagegen finden die Accus, auf w; in den Tubul. Hcracleens. durchgängig Statt.

1) Niemand aber wird dafür einen Beweis finden in der Bemerkung des Gham. Lkii>. d. ß. Aeol. §. VI.
( vgl. §. 2.) Avri rov 0 rot v xqotvrai, brav Xcyotniv ifioiov uvti rov öfioiov xai orvpia avn rov oro/ia xai ctii aXXoiv nvmv
■hiouiiq; vgl. oben p. 503. no. 4. und eben so wenig jetzt in d. Inscr. Amycl. Fourm. Bei Boechii I. no. 4.5., s. weiter unten.

2) Phiscian. I. p. 553. O aliquot Italiae civilates, teste Plinio, non habehanl, sed loco ejus pouebaut V, et maxime
Dmbri et Tluisci. Lanzi Sag. di hing. Etrusc. I. p. 211. 0 ha luogo solamente nejl' alfabelo eugaueo e nel volsco (ibid.
IL p. 034. Euganei e Veneti io non distinguo). La escluso dall' etrusco e dal!' iimbro per la ragione, e per l'autorita
di Plinio (bei Pbiscian). ibid. p. 214. v cioe u e la stessa in tntti gli alfabeti d'Italia. Neil' Osco si adopera la y irequen-

lemente: pell' etrusco ve ne ha pochi esempj. Gkotefend lindim. hing. XJmbr. II. p. 14.--alphabeta veteris Iialiae

docenl, üiubros, ut Oscos, Tuscorum literis usos, u pro o, Romanos vero ex antiqua Graecorum, unde literas suas aeeepe-
re, coiisueludine, 0 pro u scripsisse, cf. Priscian. p. 5^4. Ko tempore vero, quo Iguvinüe (abulae exarabantur, non Tuscis
quidem, sed Latinis lileris o et u licet saepe permutarenlur, distingui jam solebant. Perperam igitur Lepsiüs de Tabb.
Eugub. p- 30. sq. qi,0d ad scripturae genus pertinebat, ad diversorum lempoium prflnunciaMonein retnlit. Hemerkenswerlh
ist der 0-Laut des Etrur. Conson. F Digam.<=V B- in LAVSINA u. LA FS INA s. Laxzi l. I. I. P- 214. (wofern V hier
-nicht dennoch Conson.), vgl. oben p. 437. no. 4. FAZISIN und OAÄUIN.
 
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