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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0592
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538

System der Hieroglyphik

hierin eine Erscheinung erblicken, welche den älteren Griechen überhaupt, nur den einen mehr, den
anderen weniger, und im Vergleiche mit den jüngeren Griechen bei weitem seltner in der gebilde-
ten Schriftsprache zu eigen war. Wie weit jedoch in der gemeinen oder ungebildeten Schrift eine
solche Verwechselung bereits bei den älteren Griechen der verschiedenen Länder um sich gegriffen
hatte, darüber lässt sich nichts bestimmen, da von diesen nicht dergleichen Originaldocumente, wie
von den Gräco-Aegyptern auf uns gekommen sind. Aus dem Bisherigen aber ersieht man zur Ge-
nüge, mit welchem Hechte Marius Victorinus oben p. 507.no. 1. sagen konnte, dass das E bei den
Griechen vor der Aufstellung des Vocalbuchstaben H gleich dem 0 einen dreifachen Laut geführt
habe, den des kurzen und langen E (er meint das JJ) und den des langen I, wenn es mit dem
E verbunden worden sei. Das Letztere heisst mit anderen Worten, der dritte Laut des Griech.
E sei der des in der spätem Schriftverbindung El liegenden langen I-Lautes gewesen. Noch
bestimmtere Auskunft erhalten wir hierüber von Herodian !}. Das E und I nämlich seien mit ein-
ander verwandt, was ja der Name des E (EI) durch seine Aussprache I zeige. Wenn man nun
das verwandte E und I zusammen gestellt habe, so sei dadurch ein sehr starker Diphthong, das
ist, ein sehr" starker J-Laut gebildet worden. Hieraus erklärt sich auch, wie Piaton die Lauterwei-
terung des I zu EI in dem Namen des Gottes IIogeiöcüv 2) als eine würdevollere Ausdrucksweise
bezeichnen konnte. 31an weiss, dass die Griechen die Breite und Fülle der Vocale, wie sie sich
Arornehmlich in dem Munde der Dorier ankündigte 3) und zum Theil in dem Attischen Chor erhielt,
für einen Charakter feierlicher,- erhabener Rede ansah, wesshalb denn auch Piaton die für das I
und E und für das J eintretenden breiteren Laute H und Z (<5s) oben (p. 522. no. 2.) [isycilo-

Sylbe ßw bin bestehen konnte, wie hei Aristoph. Pac. 426. fgg. bei ßei ßoti&eiv, vi vi\via in den Sylben ßo und v, so wie
das Wortspiel mit AirotXoiq auch nur in der Aehnlichkeit der ersten Sylben von aireiv und AiroiXoq besteht, akist. Equ.
79.", und beweist dadurch gerade das Gegeutheil. Denn das I piugius lautete bei den Rom. ganz und gar nicht E oder
Deutsch EI, sondern fast wie ü, Cicero aber und überhaupt die feinere Aussprache seiner Zeit hielt den Laut des I piugius
für „rustican" und drittens, ward denn etwa das Rom. El wie El oder Deutsch EI ausgesprochen? — Cicero's Aussprache
des ßivei durch bini ist aber von grossem Gewichte, da sicherlich Niemand ihm die Kenntuiss der feinern Griech. Ausspra-
che abstreiten wird.

1) Schol. in Dionys, Gram. Berk. Anecd. Gr. II. p. 798. „Bqaxea dvo, e xai o". — Kai em rovrav de, zi»v ßqa-
yemv ?>?//"> 0 Te Bqoidiavoq xai 6 tovtov natijQ AnoXXwviuq e^ijTrjoav, ri Tivoq eari ßnaxvreqov. Kai o fiev AnoXXo>vioq <pr\ai
ro o eivai ßqazVTeQov T0V £, a7todei^ei roiavrtj ■/Qo)/.uvoq- Xeyei yaq ort to i exarequ avzoiv TiqoqOeiq noiijaeiq dijXovori dvo
dap&oyyovq, xai •>] ptv *ari /lei^tov fj ro c exovaa, ?/ de eXXaootov ■>) ro o exovaa, oiq eivai avrrjv xai ßqay_eiav ev roiq rovoiq, wq
ev w 'O/njjQOi, Jlgict/ioi xai ra 6/j.oia. '0 de 'Hqojdiavoq to 6 fiaXXov Xeyei ßqcixvreqov, anodeixvvq ovrt»q. <pi\ai yaq nqoq tov
nareqa, ön ov dei it[ naqa&eaei tov i t^erai,eiv exeivorv Tfjv dvvaftiv, «U« xar tdtav avev rivoq Tzaqa&eaeoq xai paXiara rr\q
tov f rovro yaq avyyeveiav riva e/ei nqoq to £ xai deixvvoiv ex tov tijv exq> lavtjo iv tov i eivai ovo/ia
tov e yqa/t/iarbq. (Vgl. bei uns p. 523.). rq> ovyyevei ovv rtqoqre&ev fteyaXijV Tiva xai ävvanixoirarrjv
tiitp-Ooyyov ane Te X eoev. to de o nqoqeXOovroq tov m ovx exei avyyeveiav, ovx evedei^aro oXijv rijv eavvov dvvapiV iaq eni
7taQadeiy(iaroq avO-qomeiov, ha (taXXov xai aaipoiq avTO voqoojfiev, ei nq adeXq>ov avrov &eaoairo xQttav £X0VTa ßorjO-uaq, öXtj
Tfl ipvxfl ineqaanfei avrov xai av/.i7tqarrei xai vneq/iaxer aXX' ovv ovx H>Vxfl ineq tevov tovto 7toii]Oei, ff oi xai adqa-
veoreqa rj toiv afiyoreqow ävvctfuq TtQoq Tovq ej evavtiaq oirpO-tj. oiroiq xai em to i votjaov, ort ovz bjj.oi(i)q enedeitiaTO t?/v lav-
tov ävvaftiv <!>q erci tov e tov avyycovq. ibid. p. 800. Ilav oroixElov a<P tavrov aqx^ai, TO de c ovx atf eavrov aXXa tov e,
mfte ovyyeveq avno ton. TO de ovyyeveq, to idiov nqoqXaßßavov, fieyaXixarartjv Tiva dty&oyyov anoteXei.

2) Platon. Cratyl. p. 402. tov ovv aqzovTa Tijq dvvapewq Tavrijq &eov wvo/xaoe Iloaeidoiva, o'q noaideofiov owt'
to de e eyxtirai ia<aq evnqenetaq ivexa.

3) Schol. in Dionys. Gram. Bekk. Anecd. Gr. II. p. 662. doxei yaq to Joiqiov avdqoytieoTeQOv tc eivai roiq ßioig, xai
neyaXonQeneq roiq y&oyyaiq tojv ovo/naTwu xai ro> rqq <ptav>iq tovok
 
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