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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0594
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System der Hieroglyphik

gegangen. Denn IE ist im Neuhochdeutschen ortographische Dehnung des I. Gleich wie im
Griechischen bildet auch im Deutschen das I den Zusatz zu dem E, nur dass es seine Stellung
vor, nicht hinter dem E genommen hat. Bekanntlich hat sich aber auch im Neuenglischen das alte
E mit seinem I-Laute, wie z. ß. in liere, me erhalten und Deutsch-Englische Grammatiker pfle-
gen gerade diesen Laut durch das Deutsche IE, wie in hier wieder zu geben. Doch hat sich auch
in anderen Fällen das mittelenglische E wie in Feld (Mittelniederländisch Vetty, Scheid umgesetzt
in das neuenglische IE in Field, Skieid, von denen das eine im Neuhochdeutschen zu dem E von
Feld, das andere zu dem I von Schild ausgeartet ist (vgl. dagegen Thief und Dieb).

Wenn die Griechen den Laut des Doppel-I in das E legten, so thaten sie diess schwerlich
bloss desshalb, weil sie das Iota schon mit dem Laute des I und J versehen hatten. Trug viel-
leicht schon die Mutter des E, das altsemitische t! in seinem Schoosse die Hinneigung so wohl
zu einem A und E als auch zu einem I-Laute, der aus der Aullösung des Gutturales zurück blieb?
Dass diess der Fall war, scheinen die Verba i~i;> zu bestätigen. Zwar lehren die Grammatiker
der Hebräischen Sprache *), dass in diesen Formen das >« wie das 1 das Ursprüngliche und H
das aus diesen Buchstaben Entsprungene sei. Allein erwägt man das oben besprochene Schicksal
der Gutturale, die im Laufe der Zeit immer mehr ihres eigenthümlichen Wesens entkleidet und am
Ende zu Vocalbuchstaben umgebildet wurden, erinnert man sich, dass diese Erweichung der Gut-
turale so wie der Vocalconsonanten V, J zu Vocalen in dem, allen Sprachen gemeinsamen Gesetze
der allmähligen Lautglättung besteht 2), so kann man sich der Frage nicht erwehren, ob das fl nicht
umgekehrt das härtere Erste und das l und 1 als Consonant und dann zugleich als Vocalbuchstabe
das aus ihm erweichte Zweite sei. Die Verwandlung des H=A zu l=to besteht in der Sänftigung
des Kehlhauchlautes zu einem Lippenhauchlaute. Von da führt ein Schritt weiter zu der Erwei-
chung des Lippenhauchlauters )—v in seinen homogenen Vocalbuchstaben o. Diesen ganz na-
turgemässen Gang sehen wir deutlich an dem Verb. Vib: rhu? ruhen, 1^ ruhig, Ruhe,
iW, riW Ruhe (Name der bekannten Stadt). Doch bei weitem die meisten der Verba th schla-
gen um in Verba V und zwar aus sehr natürlichem Grunde. Nämlich >==J ist ein schwächerer
Spirant, der von Grimm geradezu den altdeutschen Gutturalen beigesellt wird. Je kräftiger nun der
Gutturallaut des n=/t ist, desto mehr wird es sich dem 1~i—ch nähern, je schwächer er ist, desto

1) GkSKNiüs Ilebr. Gram. p. 135. Ewald Krit. Gram d. Hebr. Spr. P- 421. vgl. Fuerst Chald. Gram. p. 85.

2) Natürlich hat nian hier den Gang der Sprachbildung im Allgemeinen fest zuhalten, indem sich im Einzelnen leicht
partielle Rückschritte auffinden, obschou auch diese nur eine Zeit lang dem Strome entgegen arbeiten können. — Schon
Grimm l. I. p. 589. bemerkte: Das Sanskrit aspirirt ten. und med. jedes Organs, so dass bh, ph; dh, th; gh, kh vorhan-
den sind. Davon zeigen sich in den Tochtersprachen nur vermengte Trümmer. — leb habe oben darauf aufmerksam ge-
macht, wie die Griech. Sprache sich allgemach der gehäuften Aspiration theils des Asper, theils der Modificationen des Di-
gaimna zu entledigen suchte. Nichts desto weniger tauchte im Einzelnen eine Aspiration auf, wo sie ursprünglich
nicht vorhanden war, wie z. B. für ftoiaa, ßoiidm, ftoma nach Eti/mol. M. p. 391. die Argiver, Lakonen, PamphyJierj Ere-
trier, Oropier Mim, für fiovouta (Wlxa, für Bovaoa Bovin und die Büotier nach PmsciA.v. p. 557. für Musa Muhte sprachen,
während bekanntlich umgekehrt die Dateiner den Griech. Spir. asp. theils wie die Aeolier durch das Digam., theils aber
auch durch das S wie in t'£ sex sechs, ema Septem sieben, vq sus Sau, sai «alz (Scuxhdrii hat. Gram. I. p. 198.)
brachen. Allein jenes Moha und Muha konnte sich in Griechenland eben so wenig halten, als die im Lateinischen, zu einer
Zeit eingerissene Aspirationssucht. Und wenn auch nach Festus : fedum anlimii dicebantpro hedo, folus pro holere, fostira pro
hoste, fostiam pro hostia, also das mildere F Dig. mit dem H vertauschten, so sehe man, wohin das H im Italienischen
gekommen ist. Hinsichtlich des Griech. darf man nicht etwa die spätere Einführung des <1>, X anführen, da die Lautver-
Imidungen IIH, ICH längst vorhanden waren. Noch weniger beweisen die Aspirationen des Neugriechische«. Denn erst-
 
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