Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0628
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
574

System der Hieroglyphik

I ping. vorbehielt nach Schneiders späterer Erklärung (s. p. 556. zu Ende) in der ältern Latini-
tät beim Genit. s. der zweiten Declin. und überhaupt- in jedem andern Falle imllkührlich statt
des 1 geschrieben wird. Das E ping. wäre daher überhaupt im Latein, mit dem I zusammen gefal-
len, was gewiss Niemand zu glauben beikommen wird. Auch hält es nicht schwer, sich einer gewis-
sen Verschiedenheit des E ping. von dem EI auf das Deutlichste bewusst zu werden, so bald man
i nur einige der Formen, in denen einerseits das E ping., anderseits das EI geschrieben zu werden
pflegte, schärfer in das Auge fasst. So muss für die älteste Zeit das E ping. in dem Genit. und
Locat. s. der ersten Declin. aulae, Iiomae etc. vorhanden gewesen sein, weil man diese Wörter
in der Periode der phonetischen Schreibart in aulai, Romai etc. umsetzte. Ganz unerhört aber ist
die Schreibart aulaei, Romaei. Umgekehrt treffen wir das EI häufig für den Genit. sing, und in
wahrhaft zahllosen Fällen für den Dativ und Ablativ pl. der zweiten Deel. Aeusserst selten aber habe ich
für diese Casus ein E ping. wahrgenommen. Man könnte erwiedern, dass eben in diesen Formen
das ältere E, gleichwie im Griechischen, durchweg in das jüngere EI umgeschrieben worden sei.
Allein warum ist diess nicht auch in den Formen CEPET, ORNAVET, DEDET, FVET, FECET,
IVSET. DIXET geschehen? Man verweist mich auf das POSEDE1T, VENIEIT und SEIT.
Doch gerade die ausserordentliche Seltenheit dieser Schreibart, während die Masse der Inschriften
und selbst diejenigen, welche die grösste Vorliebe für den Gebrauch des EI an den Tag legen,
hundert und aber hundert Mal nur die analogen Formen auf IT anwenden, zeigt uns, dass die
Körner einen Grund haben mussten, warum sie hier das E ping. regelmässig nie in EI übertrugen
und überhaupt, dass sie sich des EI nicht unmittelbar zum Ausdrucke des E ping. bedienten. Die-
selbe Bemerkung lässt sich im Bezug auf den Dativ und Ablat. pl. der dritten Declin. machen, wo
die Schreibart ElBV&=ebus=ibus, meines Wissens, noch nie nachgewiesen worden ist. Eben so
wenig findet sich für das MACESTERI , magesler, Menerva mit dem E ping. ein Mageisler,
Meinerva, so häufig auch diese Wörter auf den Inschriften gelesen werden. Und fände es sich
auch, so würde es immer noch, nichts für Herrn Härtung beweisen. Denn hätte das EI den eigent-
lichen Ausdruck des E ping. abgegeben, so hätte Quintilian statt: Quid? non E quoque 1 loco
fuil? ul Menerva el leber et Magesler el Diiove ei Veiove pro Diiovi et Veiovi nothwendig sagen
müssen: Quid? non E quoque EI loco fuil? Und wie hätte vollends dieser scharf urtheilende
Mann von dem EI sagen können (s. p. 554, 3.): Quod quidem quam supervaeuum est, quia I tarn
tongae quam brevis naturam habet; tum incommodum aliquando? — da doch das E ping. zu sei-
ner Zeit noch in der Sprache vorhanden war, so dass er bei der Erwähnung des here hätte bemerken
müssen, dieses Wort sei zwar von den Alten und selbst noch von August mit dem I: heri, von
seinen Zeitgenossen aber mit dem E: here geschrieben worden, eigentlich aber habe es mit dem
EI: her ei geschrieben werden sollen. Wenn aber in der That mehre Formen, welche in der ältern
Zeit mit dem E ping. geschrieben wurden, als z. B. der Nominat. pl. der zweiten Declin.,
der Dativ und Ablat. s., der Nominat. und Accusat. pl. der dritten Declin., der Genit. und Dativ
s. der fünften Declin., so wie eine Anzahl Partikeln, später häufig das EI erhielten, so erklärt sich
diess daraus, dass man das alte E ping. zuvörderst in I und erst dieses I in EI umschrieb. Ver-
gleicht man nämlich die Schreibart der ältesten und älteren auf uns gekommenen Röin. Inschriften,

1) Gruteb p. aiLXV, 9. vgl. MACESTBATOS der col. rostr. Dach Lanzi.
 
Annotationen