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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0677
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von Champollion.

«23

Da nun auch jede der übrigen nachgewiesenen Formen nicht bloss für sich selbst zeugt, sondern
über sich hinaus zeigend, durch das Setzen ihrer selbst zugleich das Setzen einer andern bedingt
und in diesem Wechselverhältnisse den in einander greifenden Gliedern einer Kette gleicht, so dür-
fen wir wohl jetzt unsern Blick von der Betrachtung des Einzelnen zu der des Ganzen erheben. Es
erhellt nun sofort, dass im Grunde nur eine einzige Declination vorhanden war und dass dieselbe,
an und für sich eins, nur durch die Anknüpfung an den zu declinirenden Wortstamm zu einem von
sich selbst Verschiedenen wurde. Der Typus der an sich gleichen Declination erscheint am Bein-
sten in der 3t. Declination, indem die Eigentümlichkeit derselben darin bestand, dass der Deel»*
nationsstamm es, is etc. sich ohne Weiteres, oder ohne verbindendes Mittelglied mit dein zu decli-
nirenden Wortstamme in Verbindung setzte. Dahingegen war es das Eigenthümliche der anderen
Declinationsformen, dass sie sich an den zu declinirenden Wortstamm nicht unmittelbar, sondern
durch einen zwischen sie und den Wortstamm tretenden Bindungsvocal anschlössen. Dieser Bind-

Kümer das grössere I willkührlich bald für T, bald für II, bald für 1 und einige, wie die Schreiber der Tabb. Ancyr. bei-
nahe für jegliches daselbst vorkommend« I setzten {Tab. 1. beginnt ANNOS VXDKVJgIxtI. NATVSi. EXEBCfTVM. Pßl-
YATO j| COXsIlJo. ET. PlllVATA. IMPENSA. COMPABAVl.) und vielleicht hier einen Deberrest der ältesten Schreib-
art aufbewahrten, in welcher das aus dem Phönikischen emporgewachsene eingebogene lud Öfters über die audereu Buch-
staben hervorragte (vgl. Bokckii Cur/j. Inscr. Gr. I. 110. 3. 7. 20.). Schneider nahm bekanntlich KI für das Aequivalent
von Is In:SEl. LANGENSES. KAM. PKOYXIAM. XON. DAliVNT. NE©VE. SATIS |] FACIKXT. ABHITBATVV. G EX VA-
TI VM. liiitte demnach das Beeret. Gemiat. nach der wegen ihrer Genauigkeit belobten Abschrift von Zachak. das I dop-
pelt bezeichnet. Doch zu den VV. Ausgemacht ist, dass die 4t. Declin. einen Vocal eingebiisst hat (fruetuis fruetus,
curruum currutn), eben so ausgemacht, dass die Genitive sing, der 8t. Deel, (und die 4t. Deel, war nur eine Abart der
3t.) nicht bloss in den Pronom. und Adjectiven, sondern auch in den Substantiven in der altern Latlnität öfters pingius
durch us geschrieben wurden. Bedenkt mau nun, dass das SC. de Bacch. viermal SEXATVOS schreibt, so wird man es
bei der dieser alten Inschr. noch ganz natürlichen Sitte, V durch 0 auszudrücken (vgl. COXSOLERETVR (bis), COSOKE-
BETVR, QVOM, AIQVOM, TABOLAM), gewiss ungleich angemessener finden, das obige Wort durch SENATV-VS aufzu-
fassen, als es mit Schneider Elementarl. p. 8.5. für ein versetztes SENAT-OVS (nach der dem SC. beliebten Schreibart
IOVSISKXT, CONIOVBASE, PLOVS, NOVND1NVM, IOVBEATIS) zu halten. Würden wir nun auch ein im SC. de Bacch.
gefundenes SENATWS in die Kategorie der IVYS und VVTEI setzen, so kann doch bei der ginz gewöhnlichen', aller
Alterthümlichkeit und alles Gesuchten fremden Schreibart der die obgedachten Formen auf A'VS darbietenden Inschriften
wie: PBO SALVTE. IMP, CAKS. M. AVK. SEVEBI || ALKXAXDKI. AVK. GKXIO. SANCTO. KASTBPEB. (castrorum pere-
grinornin) || TOTIVSQVE. EXEBCITVVS. 0- HATERIVS. VALERIA || NVS FRVM. LEG. VIII. AVG. ET! M. AVRELlVS il
SÖPHAENITVS. FKVM. LEG. XIII. GEM. SEVKIUAXABVM. STATIÜXKM. COLLEG1IS. SVIS || I.MPKSDTs. FECKRVNT.
meines Kruchtens kein Zweifel obwalten, dass der Concipient hier nicht etwa die von seiner anderweiten Schreibart arg abfal-
lende Absicht hegte, das V durch eine, selbst in der altern Zeit ungewöhnliche, Verdoppelung dieses Buchstabens anzugeben (und
warum unterlless er diess bei SALVTE und FRVM. ?), sondern, dass er absichtslos ein friiherhin allgemein gültiges, in der Volks-
sprache nicht so leicht verdrängtes, hier nur pingius gehaltenes exercituis brauchte. Auffallender als die Genitive auf««» (s. ein
zweites DOMVVS bei Grut. p, CVI, 18.), sind die gleichlautenden Accusativformen, bei welchen das nrsprüngjjiche is von der
Dunkelheit des dem Wortstamme anliegenden u getrübt wurde. Allein auch hier darf mau die Inschriften nur selbst lesen
wie: t. KK.AVITO || KOREXSI II || VIR. ITEB. 00. OMNIB || MVXEBIBVS l'VXCTO. BIG || IDEM AD LAVACRVM BAL-
NEAB. PVBLIPAR. L1GNI || DVBL VEBES x. CCCC EN || THKCAK NOMINE IN PER || PKTVVM OBTVL1T ITA || TAMEN
VT MAGISTBATWS || QVODANNIS SVCCKSSORIB || SVIS TBADAXT KIL10 | t. KL. AVITI V. E PATHOS. COL || ORDO
KT POPVLVS. MISEXAT., um sich augenblicklichst zu überzeugen , dass das MAGISTBATWS dieser Inschr. wohl eine
alterthiimliche, rusticau gewordene Sprachweise, keineswegs aber einen in seiner "Vereinzelung widersinnigen Zug alter-
thümlicher Orthographie enthalten konnte. Alan könnte mir endlich entgegnen , dass diese Können auf uns erst ein Pro-
duet der spätem Zeit seien, welche ja auch die häufige Anwendung eines dem Alterthume fremden II erzeugt habe. Allein
man werfe nur einen Blick auf die mit dem n augefüllten abgeschmackten Inschr. wie bei GnVT.'f. DCGCXVIH, 3. D. M || M.
PONTIVS. HIIDISTVS||DANAIINI: COIVGI. BIINIJ | MIIBUNTI. FIICI. VIXIT | ANNES. MIICVM, TBIBVS. p. DCCCCXLII,
3. D. M || L. IVL1VS AGATHOPVS || 1VLIAII CALLISTII || XI. PATBOXII. SVAII || PECIT. BIIAXII. MEBENTI (Boiss.
BQNHMHRHI, welcher überhaupt in der ganzen Inschr. ein II gesehen zu haben scheint), OrELLI no. 1200. TU LAPIS
OBTUSTOR LUVITER SVPIIB OSSA RIISIDAS, ,lm alsbald inue zu werden, dass diese jämmerliche NächRffung des Griech.
H (dafür hielt es schon FaSBHIM) himmelweit von unseren Können auf UUS verschieden ist. Endlich stützt sich das utls>
der Inschr. eben so auf das mus der Geuit. cornuus uud yentms bei Habt« Ca*« iu« P- 73- ««*• Guot. vgl Schx. Formen!,
p. 333., wie dieses auf jenes.
 
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