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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0715
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von Champollion.

661

sich diese Verstossung gefallen lassen, ohne selbst die Genugthuung zu haben, durch einen Laut-
wechsel in das l, ih übergegangen zu sein. Daher ist auch die Verwandtschaft, welche man in
diesem h mit dem Skr. des pluralischen as und des occidentalischen es, etc. hat finden wollen l),
eine bloss äusserliche und zufallige. Denn im Skr. hat sich das so wohl männliche als weibliche s
von dem plural. ans erhalten, während es das Pluralitätszeichen n im Femin. neben sich vergehen
sah. Im Semit, aber stand das jpj in gar keiner Verbindung mit dem J n, sondern trat erst für
dasselbe nach dessen Untergange im Feminino, und zwar als ein nur weiblicher Charakter im Ge-
gensatze gegen das nunmehr bloss männliche m, n ein.

Nachdem wir das weibliche t, th bis zu seiner Aufnahme in den Plural begleitet haben, so
müssen wir jetzt genauer erwägen, ob das fl nicht für eine frühere Femininalbezeichnung anzusehen
sei als das PI, wie neulich ein gelehrter und geistreicher Alterthumsforscher behauptet hat 2). Wie
aber auch die Ansicht im Betreff dieser beiden Buchstaben sich gestalte, so müssen wir zu besserer
Verständigung des Folgenden nicht nur im Allgemeinen dem Leser in dasGedächtniss zurückrufen, dass
die älteste Geschlechtsbezeichnung des Semitischen, so weit sie sich aus dem Semit, selbst ersehen
lässt, der Regel nach vocalisch war, sondern wir haben ihm auch noch im Besondern einige hierauf
bezügliche, bis hierher versparte Gründe mitzutheilen. Den Beweis für den eben ausgesprochenen
Satz liefert nun der gesammte Pronominalstamm, welcher bis herab auf seine concrete Gestalt im
stat. emphat. den vocalischen Charakter an sich trägt. Die Abwerfung eines früherhin an dem
Pronomen WPI, tP, IT, 'T, 1~, vorhandenen weiblichen n wird gewiss ledermann von dem
Standpuncte des Semitischen aus für unstatthaft erklären. Denn das ursprüngliche Nicht-Vor-
handensein eines weiblichen n stellt sich klar hervor, so bald man bedenkt, dass im Semit,
zuerst Gemein-Geschlechtlichkeit herrschte und das ein W, IT, >T, H fortwährend und ein Pronomen
der 3t. Person MPI wenigstens noch im Pentateuch zugleich für das männliche und weibliche Ge-
schlecht gebraucht wurde. Hier kann also ein ursprünglich weibliches PI gar nicht gedacht werden3),
weil dasselbe auch das Mascul. an sich reissen würde. Ist diess gegründet, so folgt, dass das ganz allein
stehende weibliche Wtf für eine spätere Formation als T=iT anzusehen sei. Da nun aber in jeglicher
Sprache die ursprüngliche formelle Einheit real identischer Verhältnisse voraus gesetzt werden muss, so
folgt, dass auch die Nominal- und Adjectivalstämme sich in ihrer Femininalbildung nach der Formation
der Pronomina, als welche überall die Beste der ältesten Sprachbildung zu enthalten pflegen, rich-
teten und dass mithin diejenigen Feminina, welche u und i nach dem 3t. Radicale führen, diesel-
ben schon vor der Annahme eines n besassen, selbst wenn die uns jetzt vorliegenden Fälle der
Art aus einem spätem m, rv wieder verkürzt worden sein sollten. Aus der vocalischen Gemein-
Geschlechtlichkeit des u und i entwickelte sich die schärfere Bestimmung des männl. u und weibl. i.

1) Fuhrst Chald. Gram. p. 205.

2) Lkpsius Heber den Ursprung und die Verwandtschaft der Zahlwörter in der indoyerman., sentit, und kop-
tischen Sprache p. 143. „Die ursprüngliche Femininalendung war wie wir oben bemerkt haben t, dieses schwächte sich
aber vielfach in d oder s, letzteres wieder in h ab. So finden wir namentlich im Hebr. die Endung -at, die mir im stat.
constr. rein erhalten ist, im Nominativ schon in _,?/, geschwächt und es ist auffallend, dass Ewald in seiner vortrefflichen
Hebr. Grammat. das Verhältniss durchgängig umgekehrt ansieht (auch Gkskxils Hehr. Gram. §. 79. p, 145. Uß ^ nU(|
eine in alleil Sprachen unerhörte Verstärkung des h in t annimmt, ob gleich schon die Vergleichuug ,ier übrigen semit.
Sprachen darüber entscheiden musste. Im Arab. und Aelhiop. ist t rein erhalten, nur erscheint hier hinter dieser Femiui-
nalenduug noch die allgemeine Momiualendung -un«.

33 Denkbar wäre diess selbst nicht unter der Voraussetzung, dass das -Wasc. einstmals ein Schlflss-« gehabt habe;
s. hierüber weiter nuten.
 
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