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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0965
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von Champollion.

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dieser Laut flüchtig ausgesprochen, so musste sich je nach der verschiedenen Hinneigung des Or-
<ranes nach der einen oder der andern Seite, bald ein vorherrschender ß-Laut, bald ein vorherr-
seilender e-Laut, bald ein vorherrschender i'-Laut entwickeln, welcher am Ende mit Aufgebung aller
Aspiration (man; denke an das Schicksal des Digamraa) in einen reinen a-, e-, t'-Laut überging.
Daher nun der Gegensatz, des Dor. u und des Ion. y für eine und dieselbe Grundform. Dass aber
dem v in der That ein eigenthümlicher /-Laut zukam, ergiebt sich aus dem so häufigen Eintreten
des v für das mit einem unreinen i-Laute behaftete ei wie in innyg, ßaailyg für inneig, (Gr. Cor.
d. D. Ae. §. XLIII.3, des tl&yv, i§rp für eX&eiv (Gr. C. d. D. D. §. CXIII. d. D. Ae. X. LH.),
so wie umgekehrt aus dem Eintreten des ei für y wie z. B. in Qetß/jog, Qyßaioq, Oußuog (s. p.
515.), ferner aus dem Eintreten des y für ov = « wie in vo?/[isvog — vos/fitvog, voov/mvoq (p. 515.)
und aus dem Gebrauche des Gen. sg. Masc. ov der Ist. Deel. Wäre nämlich der Grundcharakter
der Ist. Deel, reines a oder e, so würde dieser Genit. gegenüber den Genitiven sing, der übrigen
Griech., so wie den der stammverwandten Deelin. (vgl. vornehmlich für die DecJin. mit «-Subject.-
Suff. das Skr. m. ?T^T as-ya, f. Himtfä-yds, Lat. m. f. ai, späteres ae, Goth. m. is, aizös mit
Nom. pl. m. ai, f. 6s, Litth. m. 0, f. 6s mit Nom. pl. m. ai, f. osj höchlichst befremden. Dieses
Befremden verschwindet aber, so bald man annimmt, dass das mit einem Schluss-s zu versehende
ov das einstmals vorlautende u in seinen tiefen i-Laut (vgl. das i ping. der Lat.) aufgenommen und
dass demnach hier der Vocal des Object.-SulF. sich eben so vorlaut benommen hat, wie in anderen
Casus der Vocal des Subject.-Suff. Beide A:ocale sind uns indess in der ältesten männl. Genitiv-
forin der Ist. Deel, a-o erhalten worden und entsprechen hier dem Latein, a-i, wenn man sich
nur des in der ältesten Zeit innegehabten tiefen i- oder «-Lautes des Gr. o erinnert. Der Hin-
wegfall des s überrascht uns nicht mehr, da wir nicht nur denselben Abfall auch anderwärts, im
Litth. Genitiv, so zu sagen vor unseren sichtlichen Augen, eintreten sehen, sondern auch den männ-
Nominativ sg. der Ist. Deelin. bereits in der ältesten uns zugänglichen Griech. Sprachperiode auf
ein « herabgesetzt finden (Innoru, /uvritra, etc.), woran, wenn auch nicht die Börner Qjoela, au-
riga, etc.), doch die jüngeren Griechen selbst, bis auf die alterthümlicheren Aeolier, Anstoss nah-
men und desshalb den Nom. wieder auf >;g, ccg erweiterten. Dieser vorauszusetzende Gen. a-og
steht dem weibl. Gen. ?;g viel näher als es auf den ersten Anblick scheint, wenn man nach meiner
Ansicht in dem y ein tt-t oder ein findet. Wie leicht übrigens auch in dieser Declin. bei dem
Zusammenstossen bloss gewordener Vocale Vocal-Verringerung erfolgte, zeigen die Bildungen 'Eq-
fieiea, sv/xatha, Boom für 'Eofiasco, etc. Das Latein, hat für die Wörter auf «-Subject.-Suff. keine
solche Formspaltung eintreten lassen, sondern Gen. Masc. und Femin. gleichmässig zuerst in a-i
auseinander gehalten und später in ae zusammeniliessen lassen. Mit Becht dürfen wir aber im
Bezug auf die Wiederherstellung des altern männl. Gen. der Ist. Griech. Deel, auf den männl. Gen.
der anderen Griech. und stammverwandten Declin. blicken. Denn ursprünglich kann es in diesem
aus einer Wurzel entsprossenen Sprachstamme nur eine einzige Declin. d. h. eine gemeinsame Art,
das Subjectiv- und Objectiv-Verhältniss der persönlichen Wörter auszudrücken, gegeben haben.
Die mit der Zeit eintretende verschiedenartige Form-Verkürzung aber erzeugte allmählig eine

terliin bei dem grüssera Bediirfuiss einer genauem Orthographie das für die Schrift überflüssig gewordene Aspirationszei-
chen zum Ausdrucke des ij-Lautes benutzen konnte, ohne dass dieser ^-Laut die entfernteste Aehnlichkeit mit dem des
Spiritus asp. zu haben brauchte.
 
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