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Schwetzinger Wochenblatt — 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.30180#0421
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Schwetzinger Wochenblatt.

F° 104.

Mittwoch, 30. Drcrmlm'

1863.

Erscheint Mittrooch und Samstag. — Preis: monatlich 12 kr., vierteljährlich 36 kr., unter Vorausbezahlung. —
Anzeigen merden die einspaltige Zeile oder deren Rnum mit 2 kr. berechnet.

Man abonnirt sich in Schwetzingen bei Geschwister Schwab, auswärts bei den betreffenden Boten.

Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.

Einladung zum Abonuement.

Am 1. Jcmuar begimlt wieder ein neues
Abonnement anf das „Schmetzinger Wocheliblatt," zu
welchem wir freundlichst einladen. Die Verleger.

R undscha u.

Oeskerreich. Wien, 22. Dezb. Man unterhält
sich in Jtalien von dem bevorstehenden Frühjahrsfeldzug
wie von einer ausgemachten Sache. Hier aber steht
der Entfchluß unbeugsam fest, Venedig um jeden Preis
gegen eine Jnvasion zu vertheidigen, und weml Pienlonts
Haltnng einen Druck auf Oesterreichs Elltfchließungen
ausüben soll, fo kann er nur dazu dienen, dieselben zu
befestigen. Die Lage ist gespannt, und Oesterreich mit
seinen Angelegenheiten vollauf beschäftigt. Trotz alledem
werden sich Oesterreich und Deutschland (?) im entschei-
denden Augenblick dort zusammensinden, wo ihr wechsel-
seitiges untrennbares Jnteresse sie vereinigt hält.

Bayerm. Müllchen. Ani 22. Dezember empfing
der König eine Deplitation des Schleswig-Holsteinischen
Hülss-Vereins llnd dankte demselben in herzlichen Wor-
ten für seine ausgesprochenen Gesillnungen, namentlich
für die am letzten Sonntage frühe vor dem Schlosse
dargebrachte Huldigung, welche Seine Majestät der
König nie in seinem Leben vergessen werde.

Württemberg. 700 Geistliche der evangelischen
Landeskirche haben an die evangelischen Geistlichen in
Schleswig-Holstein „zum Christfest 1863" ein offenes
Schreiben erlassen, worin die ausharrende Treue der-
selben belobt und endlicher Sieg verkündet wird.

Stuttgart, 24. Dez. Dem Vernehmen nach ist
zwischen den Königreichen Bapern, Württemberg und
Sachsen eine vollständige Uebereinstimmung in Betreff
der fernerell Behandlung der fchleswig-holsteinischen An-
gelegenheit erzielt worden, natürlich in einem der Sache
der Herzogthümer dnrchaus günstigen Sinne. Freiherr
v. Beust war deshalb in persönliche Conferenz mit dem
k. baperischen Minister v. Schrenk getreten und hatte
den hiesigen Minister des Auswärtigen, Frhrn. v. Hügel,
von München aus zu einer Besprechung nach Augsbnrg
eingeladen, welcher Einladung derselbe Folge leistete.
Die Besprechung fand vorgestern Nachts um 8 Uhr statt
und dauerte bis 1 Uhr. Wie wir hören, wurde ein
klares und entschiedenes Vorgehen auf dem Boden des
Bundesrechts beschlossen. Dieses Uebereinkommen wurde
sofort hier, wo unmittelbar nach der gestern Mittag
12 Uhr erfolgten Rückkehr des Frhrn. v. Hügel Minister-

rathssitznng stattfand, voln Gesamnltministerium gut-
geheißen.

Baderr. Karlsruhe, 26. Dezember. Das Be-
finden der Frau Markgräfin Wilhelm soll im Ganzen
befriedigend sein.

Mannheim, 28. Dezember. Am Abend des ersten
Weihnachtstages wurde in der Wohnung der Gebrüder
Matter, Photographen hier, eingebrochen nnd an Geld
und Werthpapieren eine Suinme von 3000 fl. entwsn-
det; — 2 Tage vorher wurde nüchtlicher Weile in
einer Cigarren-Fabrik ebenfalls ein Einbrnch versucht,
aber vereitelt.

Heidelberg, 21. Dez. Heute Nachmittag gegen
4 Uhr bewegte sich ein unabsehbarer Leichenzng durch
die Hauptstraße unserer Stadt. Einer großen Anzahl
kathol. Geistlicher im Ornate, welchen die Kinder und
Lehrer der kathol. Volksschule vorhergingen, folgte in
dem reich verzierten mit den Emblemen geistlicher Würde
geschmückten Trauerwagen die sterbliche Hülle des in
unserer Stadt so sehr geliebten und leider viel zu früh
dahingeschiedenen kathol. Stadtpfarrers und erzbischöf-
lichen Decans Hrn. F. A. Hauck.

Psorzheim. Seit Kurzem wurden in hiesigem
Bezirk drei Truppen Zigeuner aufgegriffen und per
Schub über die französische Grenze gebracht.

Großh. Hessett. Darmstadt, 26. Dezember.
Auch die hesfische Geistlichkeit hat sich, ähnlich wie in
Württemberg, an die Geistlichkeit der Herzogthümer
gewendet und sagt in ihrer Zuschrift: „Necht muß doch
Recht bleiben, und dem werden alle frommen Herzen
zufallen."

Nassüu. Wiesbaden. Eine Versammlung der
Schützen, welche über die Schleswig-Holsteinische Frage
sich aussprechen wollten, wurde polizeilich verboten.

Hümburg, 23. Dezember. Die telegraphische
Verbindung nach Holstein und dem Norden ist seit
heute Mittag unterbrochen, wie es heißt, würen die
Dräthe in Holstein abgeschnitten.

Schleswig-HoLsteitt, 24. Dez. Heute Morgen
8 Uhr zog die süchsische Jnfanterie in Altona ein, welches
von den Dänen erst beim Einrücken der Bnndestruppen
verlassen wurde. Der Jubel der ungeheuren Volksmassen
war sehr groß. Sobald die Dänen eine Straße ver-
lassen hatten, wurden deutsche und schleswig-holsteinische
Fahnen herausgehängt. Die Civilcommissäre sollen nn
Rathhause abgestiegen sein, wo eine große deutsche Fahne
herabhängt. An den Straßenecken steht eine Procla-
mation der Civilcommissäre, ein Placat: „Es lebe der
 
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