Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein!" und ein Auf-
ruf an die Bevölkerung von den Deputirten Altona's,
zu einer Versannnlnng auf hente um 12 Uhr vor dein
Bahnhof-Gebäude einladend. — Heute wurde die Eider-
Zollgrünze eüigeführt. Rendsburg wird weiter verpalli-
sadirt. Die Kieler Stadtbehörde hat beschlossen, unt
der Proclamirung des Herzogs Friedrich vorzugehen.
Altona, 24. Dezember. Heute wurde in einer
großen Volksverfammlung Herzog Friedrich VIII. als
gesetzlicher Landesherr proklannrt. Der Enthusiasmus
war großartig. Die Bundesconnuissäre verhinderten
die Versannnlung nicht; die sächsische Regimentsmusik
spielte das Schleswig-Holstein-Lied; die Beamten, welche
dem Könige von Dänemark den Eid geleistet haben,
werden abgesetzt.
Wandsbeck, 23.Dzbr. Nachmittags 3 Uhr. Unter
furchtbarem Schneegestöber wird soeben Herzog Friedrich
proklamirt. Eine zahllose Meirschenmengs ist aus dem
Marktplatze versannnelt und gibt durch Handaufheben
das Zeichen der Huldigung. Das erhebende Lied „Nun
danket alle Gott" wird voil alleil Anwesenden gesungen
und macht einen tiefen Eindruck. Die dänischen Schilder
an den Staatsgebäuden werden herabgenonnnen und
die Proklamation Friedrichs angeheftet.
Frmrkreich. Paris. Der „Moniteur" zeigt an,
daß der Kaiser am 1. Januar um 1 Uhr das
diplomatische Corps, die großen Staatskörper rc. rc.
empfangen werde.-
Dmrenrlrrk. Kopenhagen, 24. Dezbr. Das
Gesammtministerium Hall hat seine Entlassung gegeben,
da der König die Aufhebung der Novemberverfassung
verlangt. Der König hofft aus sriedliche Beilegung
des Streites wegen der Herzogthümer und Ordnung
der Streitfrage aui verfassungsmäßigem Wege.
Nußland. Lemberg, 23. Dezember. Ein
osfizieller russischer Bericht im „Wilnaer Conrier" mel-
det: Am 5./17. Dezember wurde zwischen Wilki und
Sredniki der Jnsurgentenführer Mackiewicz mit seinem
Adjutanten Dartinzi uud dem Cassier Radowicz vom
Stabskapitän Ozierski gefangen genommen und in
Kowno vor das Kriegsgericht gestellt.
Das Vermüchtniß.
Jn dem Hanse des reichen Meisters Gutgrund war
Alles in ganz besonderer Bewegung. Ob man schon
dort an Rührigkeit gewöhnt war, schien es doch etwas
Außerordentliches zu sein, was heute vorging.
So war es auch. Heinrich, der Pflegesohn von
den Gutgrund'schen Eheleuten rüstete sich zur Wander-
schaft.
Die ehrlichen Alten waren bei großem Vermögen
kinderlos, und hielten sich längst verpflichtet, einen
Neffen von armen Eltern an Kindesstatt aufzunehmen,
und er war es, um den sich heute Alles bewegte. Zum
Letztenmale war ja der sreundliche Junge um die
guten Pflegeeltern und die theuern Hausgenossen: Alle
liebten ihn von Herzen, kein Wunder also, daß Freunde
und Nachbarn wehmüthig aus und ein gingen, um dem
Redlichen noch einnial die Hand zu drücken, und wohl
auch gute Lehren mit in die Welt zu geben.
Wie aber der Augenblick der Trennung nahte, und
ein großer Kreis treuer Jugendgenoffen kam, dem
Pflegesohn das Geleite zu geben, um sein wohlbepacktes
Felleisen zum ersten Nachtquartier zu tragen, drückte die
bekümmerte Alte den Liebling ihres Herzens an die
kränkelnde Brust, und weinte bittere Zühren. Du wirst
mich nicht mehr finden, sagte sie schluchzend, Manches
wird anders werden, und wenn Du Dich getäuscht siehst
in den Erwartungen und Aussichten, die Deinen glück-
lichen Jugendjahren bei uns gelächelt, so verzage nicht!
nimm meinen Segen, und als Vermächtniß habe ich
Dir etwas bestimmt, das man nach meinem Tode bei
Deiner einstigen Rückkunft Dir aushändigen wird. Der
Junge mochte es fühlen, daß er zum letzten Male an
der theueren Brust ruhte, deren Herz so warm für sein
Wohlergehen schlug. Unwiderstehlich zvg es ihn immer
auf das Neue wieder zu der Edlen, die ihm Mutter
war, welche ihn nicht unterm Herzen, wohl aber ftets
im Herzen getragen hatte. Endlich schied er unter
ihrem Segen, und auch der rauhe Pflegevater wünschte
ihm Glück und schüttelte ihm derb seine Hand.
Heinrich ging hinaus in die Fremde, und war
überall wohlgelitten. Der Pflegevater hatte ihn das
Handwerk tüchtig gelernt, und die gute Pflegemutter
ihm Sittlichkeit uud Wohlverhalten gepredigt, der Junge
selber aber Alles tief in sich ausgefaßt, was zu seinem
einstigen Fortkommen nöthig war, und so konnte es
ihm mit Gottes Hülse nicht fehlen, daß er unter guten
Menschen gastliche Ausnahme fand. Unverdorben an
Seele und Leib, war er die Freude derer, welche ihn
kennen lernten, und nähern Umgaug mit ihm hatten.
Manche Stadt, ja manches Land hatte Heinrich
bereist, bis er nach Jahren endlich bereichert mit
Kenntnissen und Ersahrungen in seine Heimath zurück-
zukehren sich vornahm.
Aber! wie hatte Alles sich da verändert. Die
unvergeßliche Pflegemutter ruhte schon mehrere Jahre
im ersehnten Grabe; Meister Gutgrund war wieder
geheirathet, und an der Seite einer jungen Frau, die
ihn zum Vater eigener Kinder gemacht hatte, betrieb
er sein Geschüst, das er einst an Heinrich übergeben
wollte, eisriger als je. Du siehst, sprach, zwar nicht
ohne innere Bewegung, der Alte, welche Pflichten ich
nun habe, und daß ich also Dein Fortkommen nicht so
begründen kann, wie es mit Deiner seligen Pflegemut-
ter uud mir verabredet war. Du bist ein tüchtiger
Mann geworden, werde nun ein eben so braver Meister,
und ich werde stets meine Frende an Dir haben. Daß
Du aber nicht leer ausgehest, hat meine selige Frau
mir ausgegeben, Dir dieses Päckchen zu übermachen.
Heinrich nahm das theure Geschenk unter dankbarem
Abschied vom Pflegevater mit in das nahe Wirthshaus,
wo er bis zur Errichtung des eigenen Haushalts
wohnen wollte, und öffnete es daselbst unter heißen
Thränen.
Es war ein Buch, welches der Verlassene am
Confirmationstage als Prämie seines Fleißes in der
ruf an die Bevölkerung von den Deputirten Altona's,
zu einer Versannnlnng auf hente um 12 Uhr vor dein
Bahnhof-Gebäude einladend. — Heute wurde die Eider-
Zollgrünze eüigeführt. Rendsburg wird weiter verpalli-
sadirt. Die Kieler Stadtbehörde hat beschlossen, unt
der Proclamirung des Herzogs Friedrich vorzugehen.
Altona, 24. Dezember. Heute wurde in einer
großen Volksverfammlung Herzog Friedrich VIII. als
gesetzlicher Landesherr proklannrt. Der Enthusiasmus
war großartig. Die Bundesconnuissäre verhinderten
die Versannnlung nicht; die sächsische Regimentsmusik
spielte das Schleswig-Holstein-Lied; die Beamten, welche
dem Könige von Dänemark den Eid geleistet haben,
werden abgesetzt.
Wandsbeck, 23.Dzbr. Nachmittags 3 Uhr. Unter
furchtbarem Schneegestöber wird soeben Herzog Friedrich
proklamirt. Eine zahllose Meirschenmengs ist aus dem
Marktplatze versannnelt und gibt durch Handaufheben
das Zeichen der Huldigung. Das erhebende Lied „Nun
danket alle Gott" wird voil alleil Anwesenden gesungen
und macht einen tiefen Eindruck. Die dänischen Schilder
an den Staatsgebäuden werden herabgenonnnen und
die Proklamation Friedrichs angeheftet.
Frmrkreich. Paris. Der „Moniteur" zeigt an,
daß der Kaiser am 1. Januar um 1 Uhr das
diplomatische Corps, die großen Staatskörper rc. rc.
empfangen werde.-
Dmrenrlrrk. Kopenhagen, 24. Dezbr. Das
Gesammtministerium Hall hat seine Entlassung gegeben,
da der König die Aufhebung der Novemberverfassung
verlangt. Der König hofft aus sriedliche Beilegung
des Streites wegen der Herzogthümer und Ordnung
der Streitfrage aui verfassungsmäßigem Wege.
Nußland. Lemberg, 23. Dezember. Ein
osfizieller russischer Bericht im „Wilnaer Conrier" mel-
det: Am 5./17. Dezember wurde zwischen Wilki und
Sredniki der Jnsurgentenführer Mackiewicz mit seinem
Adjutanten Dartinzi uud dem Cassier Radowicz vom
Stabskapitän Ozierski gefangen genommen und in
Kowno vor das Kriegsgericht gestellt.
Das Vermüchtniß.
Jn dem Hanse des reichen Meisters Gutgrund war
Alles in ganz besonderer Bewegung. Ob man schon
dort an Rührigkeit gewöhnt war, schien es doch etwas
Außerordentliches zu sein, was heute vorging.
So war es auch. Heinrich, der Pflegesohn von
den Gutgrund'schen Eheleuten rüstete sich zur Wander-
schaft.
Die ehrlichen Alten waren bei großem Vermögen
kinderlos, und hielten sich längst verpflichtet, einen
Neffen von armen Eltern an Kindesstatt aufzunehmen,
und er war es, um den sich heute Alles bewegte. Zum
Letztenmale war ja der sreundliche Junge um die
guten Pflegeeltern und die theuern Hausgenossen: Alle
liebten ihn von Herzen, kein Wunder also, daß Freunde
und Nachbarn wehmüthig aus und ein gingen, um dem
Redlichen noch einnial die Hand zu drücken, und wohl
auch gute Lehren mit in die Welt zu geben.
Wie aber der Augenblick der Trennung nahte, und
ein großer Kreis treuer Jugendgenoffen kam, dem
Pflegesohn das Geleite zu geben, um sein wohlbepacktes
Felleisen zum ersten Nachtquartier zu tragen, drückte die
bekümmerte Alte den Liebling ihres Herzens an die
kränkelnde Brust, und weinte bittere Zühren. Du wirst
mich nicht mehr finden, sagte sie schluchzend, Manches
wird anders werden, und wenn Du Dich getäuscht siehst
in den Erwartungen und Aussichten, die Deinen glück-
lichen Jugendjahren bei uns gelächelt, so verzage nicht!
nimm meinen Segen, und als Vermächtniß habe ich
Dir etwas bestimmt, das man nach meinem Tode bei
Deiner einstigen Rückkunft Dir aushändigen wird. Der
Junge mochte es fühlen, daß er zum letzten Male an
der theueren Brust ruhte, deren Herz so warm für sein
Wohlergehen schlug. Unwiderstehlich zvg es ihn immer
auf das Neue wieder zu der Edlen, die ihm Mutter
war, welche ihn nicht unterm Herzen, wohl aber ftets
im Herzen getragen hatte. Endlich schied er unter
ihrem Segen, und auch der rauhe Pflegevater wünschte
ihm Glück und schüttelte ihm derb seine Hand.
Heinrich ging hinaus in die Fremde, und war
überall wohlgelitten. Der Pflegevater hatte ihn das
Handwerk tüchtig gelernt, und die gute Pflegemutter
ihm Sittlichkeit uud Wohlverhalten gepredigt, der Junge
selber aber Alles tief in sich ausgefaßt, was zu seinem
einstigen Fortkommen nöthig war, und so konnte es
ihm mit Gottes Hülse nicht fehlen, daß er unter guten
Menschen gastliche Ausnahme fand. Unverdorben an
Seele und Leib, war er die Freude derer, welche ihn
kennen lernten, und nähern Umgaug mit ihm hatten.
Manche Stadt, ja manches Land hatte Heinrich
bereist, bis er nach Jahren endlich bereichert mit
Kenntnissen und Ersahrungen in seine Heimath zurück-
zukehren sich vornahm.
Aber! wie hatte Alles sich da verändert. Die
unvergeßliche Pflegemutter ruhte schon mehrere Jahre
im ersehnten Grabe; Meister Gutgrund war wieder
geheirathet, und an der Seite einer jungen Frau, die
ihn zum Vater eigener Kinder gemacht hatte, betrieb
er sein Geschüst, das er einst an Heinrich übergeben
wollte, eisriger als je. Du siehst, sprach, zwar nicht
ohne innere Bewegung, der Alte, welche Pflichten ich
nun habe, und daß ich also Dein Fortkommen nicht so
begründen kann, wie es mit Deiner seligen Pflegemut-
ter uud mir verabredet war. Du bist ein tüchtiger
Mann geworden, werde nun ein eben so braver Meister,
und ich werde stets meine Frende an Dir haben. Daß
Du aber nicht leer ausgehest, hat meine selige Frau
mir ausgegeben, Dir dieses Päckchen zu übermachen.
Heinrich nahm das theure Geschenk unter dankbarem
Abschied vom Pflegevater mit in das nahe Wirthshaus,
wo er bis zur Errichtung des eigenen Haushalts
wohnen wollte, und öffnete es daselbst unter heißen
Thränen.
Es war ein Buch, welches der Verlassene am
Confirmationstage als Prämie seines Fleißes in der