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Hirsch, Theodor [Hrsg.]; Töppen, Max [Hrsg.]; Strehlke, Ernst Gottfried Wilhelm [Hrsg.]
Scriptores rerum Prussicarum: die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft (1. Band) — Leipzig: Verlag von S. Hirzel, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.54721#0028
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I. CHRONICON TERRAE PRUSSIAE

wo die poetische Licenz und die objective Kenntniss einander berühren; man
darf bei der Benutzung Jeroschin’s nie vergessen, die erstere mit in Anschlag zu
bringen, allein da er im Wesentlichen fortbestehende Verhältnisse für Mitlebende
schilderte, so sind die kleinen Züge, durch die er Dusburg’s Entwürfe fast un-
willkürlich hie und da bereichert, doch auch für den Geschichtschreiber einiger
Beachtung werth. Ganz besondere Aufmerksamkeit aber verdienen diejenigen
Stellen, wo Jeroschin wirklich neue Thatsachen vorträgt, oder Personen in die
Handlung einführt, welche Dusburg nicht nennt, und diejenigen, in welchen
er von ihm geradezu ab weicht. Was die Abweichungen betrifft, so überzeugt
man sich leicht, dass sie sich theils auf Schreibe- oder Lese-Fehler, oder auf
oberflächliche aus dem Zusammenhänge selbst entnommene und doch nicht im-
mer begründete Verbesserungsversuche reduciren lassen; die positiven histori-
schen Zusätze finden sich vorzugsweise in den letzten Abschnitten und scheinen
fast durchweg nur der mündlichen Ueberlieferung entnommen zu sein. An
schriftlichen Denkmälern erwähnt Jeroschin das Gedicht des Hochmei-
sters Luther von Braunschweig über die heilige Barbara (III. c. 36), aus
der er einiges, und eine Schrift vom Gerstenberger über die wunderbare
Lebensrettung des Ordensbruders Otter auf einem Kriegszuge gegen Lithauen
im Jahre 1324 (III. c. 351), aus welcher er nichts entlehnt zu haben scheint.
Eine Erörterung über das Wesen der Cometen mit einem Citat aus Isidor, welche
er IV. c. 48 einschiebt, (vgl. Chron. Sampetr. bei Mencken Script, rerum Saxon.
T. III. p. 270. Chron. S. Aegidii bei Leibnitz Script, rerum Brunsvic. T. III. p.
592 etc.) ist aus der Pabst- und Kaiserchronik eines Thüringer Do-
minicaners (—1264. Handschr. der Königl. Bibi, zu Königsb. Fol. 1226)
entnommen.
Wenn man von blossen poetischen Erweiterungen in der Beimchronik ab-
sieht, so lassen sich die Abweichungen, Auslassungen und Zuthaten derselben
leicht übersehen. Im Allgemeinen übersetzt Jeroschin überaus anschliessend
und treu; man wird nicht selten überrascht durch die Kürze und Gewandtheit
seines Ausdrucks. Hie und da stellt er die Abschnitte um z. B. III. c. 126 und
127, c. 213 und 214, c. 263 und 264. Vgl. c. 133 und IV. c. 55. Suppl. c. 1
und 2. Die Tagesdaten, welche Dusburg oft nach dem römischen Kalender giebt,
bezeichnet er lieber nach den Heiligen oder auf sonst sich darbietende beque-
mere Weise I. c. 2, 3, 4, 5. III. c. 287, 352. IV. c. 56, 104, 117. Wirkliche
Abweichungen in Zahlen, Namen und Thatsachen habe ich nur folgende
bemerkt: 1050 statt 1500 leicht erklärliches Versehen III. c. 53. Jahrzahl
1277 statt 1274 (verfehlte Conjectur) c. 134. Pomesani statt Pogesani (des-
gleichen) c. 142. Culmsee statt Culm c. 163. Stellvertreter (?) statt Landmei-
ster c. 176. Raginte statt Ramige c. 183. Betin statt Abendam c. 215. Jahrzahl
1309 statt 1308 c. 296. Elisabethentag (19. November) statt XI Kalend. De-
cemb. (21. November) c. 357. Otto von Lutherberg statt Lutherus c. 360. Jahr-
zahl 1307 statt 1306 IV. c. 12 [der Text ist bei Dusburg ganz unsicher IV. c. 14]
VHII Idus statt VIII Idus IV. c. 47. Veitstag (15. Juni) statt 14. Juni c. 111.
Jahrzahl 1326 statt 1316 c. 118. Zahl 84 statt 94 Suppl. c. 6. 250 Brüder statt
200 Brüder c. 9. Viant statt Manda c. 14. 9 Tage und 9 Nächte statt 10 Tage
c. 17.
Ausgelassen hat Jeroschin die Vorrede zum ersten Theil, ferner folgende
Namen, Zahlen und Thatsachen: in qua Pomesani etc. III. c. 3. Engelbert c. 98.
 
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