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Hirsch, Theodor [Hrsg.]; Töppen, Max [Hrsg.]; Strehlke, Ernst Gottfried Wilhelm [Hrsg.]
Scriptores rerum Prussicarum: die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft (1. Band) — Leipzig: Verlag von S. Hirzel, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.54721#0068
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PETRI DE DUSBURG

' lam ad terram Coimensem et in littore in descensu fluminis edificavit1 anno do-
1231 mini mccxxxi castrum Thorun2. Hec edificacioa facta fuit in quadam arbore quer-
cina, in qua propugnacula et menia fuerant ordinata ad defensionem; undique
indaginibus se vallabant; non patebat nisi unus aditus ad castrum3. Continue
hii septem fratres4 babebant naves circa se propter impetum Pruthenorum, ut
possent navigio redire Nessoviam, si necessitatis articulus hoc suaderet. In suc-
cessu vero temporis instituerunt circa dictum castrum civitatem, que postea,
manente Castro, translata fuit propter continuam aquarum inundanciam, ad eum
locum, ubi nunc sita sunt et castrum et civitas Thorunensisb5.
2 , Descriptio terre Prussie.
Terra Prussie pro terminis suis, infra quos constituta est, habet Wiselam,
mare salsum, Memelam, terram Russie,c ducatum Masovie et ducatum Dobri-
nensem. Wisela est aqua fluens de Gracovia in terram Pomeranie, circa castrum
Pars tertia. Cap. 1. a) Edif. h. B. b) Thoronensis B. Cap. 2. c) Kuschie K.
1) cum praedicto duce Cunrado Chron. 01. Das Jahr bestätigen Chron. Oliv. Samb. Thor.
2) Thorn und Culm sind wohl einheimische, altslavische Namen. Ein Thorn und ein
Culm, beide am Nyr, einem Nebenflüsse der Warthe, werden in einer Urk. des 12. Jahrhun-
derts bei Radczynski cod. dipl. maj. Pol. n. 1 erwähnt. Thorn erinnert ausserdem an das
in der Urk. von 1222, Dreger n. 58 erwähnte Turno, wie schon L. David 2, 46 bemerkt. Die
Ableitung des letzteren Namens von dem deutschen Worte Thor, welche Hartknoch zu Dus-
burg, oder von dem Namen der oft genannten Burg Turon im heiligen Lande, welche Boeh-
mer, Regesten 1198 ff. Reichssachen Nr. 167 vorschlägt, halten dagegen nicht Stich. Das
alte Turno und die erste Burg der Ritter Thorn sind an der Stelle des heutigen Dorfes Alt-
thorn, Nessau gerade gegenüber an der Weichsel zu suchen.
3) Einer der Zeugen bei dem Verhör von 1 339 Dzialynski Lites 1, 244 sagt aus, er habe
von seinen Vorfahren gehört: quod cum cruciferi venissent et intrassent de novo terram Cul-
mensem, invenerunt unam pulcram et magnam arborem prope Thorun per unum miliare,
ubi fecerunt de supra unam turrim et in pede in circuitu unam curiam, ubi tenebant sua
pecora, sed nichilominus Prutheni et infideles, qui erant in circuitu, totum accipiebant, et
ipsi tune iverunt ad duces Cuyavie, et rogaverunt eos, ut darent eis unum pratum, ubi pos-
sent tenere animalia sua, et in illo prato fecerunt curiam postmodum et castrum circa pra-
tum, et sic paulatim intraverunt terram Culmensem. Der Bericht über die Befestigung auf
der Eiche ist auch in das Chron. Oliv, und schon etwas entstellt in Dusburg übergegangen,
vgl. L. Blumenau Chron. ord. Theut., nach welchem die Eiche 2 Meilen von Thorn und 3 Mei-
len von Althaus stand. Noch weiter ausgemalt, aber auf Vogelsang, welches an der Stelle des
jetzigen Thorn gelegen haben soll, übertragen ist er von Grunau VI, 4. § 2. L. David 2, 46, der
Grunau’s Schilderung stillschweigend wieder auf Alt-Thorn überträgt, erinnert nicht mit Un-
recht an die Bedeutung der Eiche als Wartbaum. Wartbäume werden nicht selten erwähnt,
z. B. in einer Urk. von 1 254. L. David, 3. Anh. N. 1 6, und von 1287, Fol. X des Geh. Archivs,
p. 72. Ein ringsum durch Verhaue gesicherter und an sich befestigter Wartbaum ist doch
nicht undenkbar. Voigt 2, 221 ff. glaubt hier ein Missverständniss annehmen zu müssen, die
Burg sei nicht in quadam arbore quercina, sondern in dem Dorfe Quercus angelegt, ein Dorf
Quercus werde in einer Urk. von 1228 bei Dreger n. 72 erwähnt, e% sei das dicht bei Alt-
Thorn gelegene Gurske. Es ist jedoch nicht naebgewiesen, dass jenes Dorf Quercus über-
haupt im Culmerlande zu suchen ist, und Gurske heisst in der gleichzeitigen Culmer Hand-
feste nicht Quercus, sondern Gorzk.
4) Hermann Balke brachte nur 4 Ordensbrüder mit II, c. 11 ; er fand also (nach Dus-
burg’s Darstellung) wahrscheinlich Conrad von Landsberg und dessen Begleiter noch in den
Weichselgegenden anwesend. Diese 7 Brüder werden III, c. 3 nochmals genannt. Auch
diese Zahl muss Voigt 2, 182 leugnen, um seine Chronologie aufrechtzuerhalten.
5) Dass Burg und Stadt verlegt seien'sagt nur das Chron. 01. Es sieht fast wie Polemik
dagegen aus, wenn Dusburg sagt/ die Stadt sei verlegt manente Castro. Die Verlegung der
Stadt gehört in das Jahr 1236, Ann. Tho. Alle diese Zeugen (und wie es scheint auch die
Territorialbestimmungen der Culmer Handfeste) sprechen gegen Voigt 2, 232, Anm. 3, der
die Verlegung der Stadt überhaupt bezweifelt. Die erste Burg Thorn, die auf dem Baume,
wurde nach der Zeugenaussage von 1 339 bald zerstört, diejenige, deren Ueberreste noch
jetzt unmittelbar neben der Stadt Thorn erhalten sind, dürfte, nach den Berichten der Chro-
nisten zu schliessen, an dieser Stelle ursprünglich erbaut sein. — Grunau VII, 2, § 3 lässt
Burg und Stadt Thorn mit der Johanniskirche bei dem jetzigen Alt-Thorn 1231 erbauen und
1235 an die jetzige Stelle (wo früher Vogelsang stand!) verlegen.
 
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