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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (4): 1625 - 1710: [Johann Georg I <spätere Zeit> bis August der Starke <erste Zeit>] — Dresden, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.43933#0009
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ERSTER ABSCHNITT
JOHANN GEORG I
ZWEITES DRITTEL 1625-1635
DER NIEDERDEUTSCHE DÄNISCHE KRIEG
ach der Verleihung des unterpfändlichen Besitzes der Lausitzen an Sachsen
im Juni 1623 verwandelte sich im folgenden Jahr die Lage der in Deutsch^
land sich bekämpfenden Katoliken und Protestanten dadurch, daß Gustav Adolf
von Schweden schon damals in die Verhältnisseeingriff und in seinen Bestrebungen
durch Richelieu unterstützt wurde, der soeben die Leitung der Angelegenheiten
Frankreichs in seine Hand genommen hatte und die Gelegenheit ergriff, dem mit
Spanien zusammengehenden Kaiser entgegenzuwirken, dessen gegen die prote-
stantischen Stände gerichtete Wirksamkeit zu derselben Zeit sich dadurch ver-
stärkte daß er den Jesuiten Lamormain (in Deutschland Lämmermann genannt>
zum Beichtvater erhielt. Nun wurde der Kampf gegen die protestantischen Geist-
liehen in den kaiserlichen Erbländern mit besondrer Stärke aufgenommen, die Be-
völkerung durch militärische Einquartirung mürbe gemacht, um gewaltsam zum
Katolizismus zurückgeführt zu werden, so daß eine Auswanderung im großen
begann.
Bei dieser veränderten Sachlage, welche Deutschland in engste Beziehung
zu den Verhältnissen im übrigen Europa brachte, hätte der Kurfürst von Sachsen
als Haupt der Protestanten, wenn er eine tatkräftige Politik verfolgt und wenig-
stens mit dem einzigen andern protestantischen Kurfürsten, der den auf die Zahl
von fünf gestiegnen katolischen gegenüber geblieben war, dem von Brandenburg,
zusammen gegangen wäre, den Dingen eine ganz andre Wendung geben können.
Die Furcht vor dem Kaiser einerseits, dem er die Lausitzen verdankte, vor dem
König von Schweden andrerseits, dessen Einmischung in die deutschen Verhält-
nisse er nicht billigen konnte, weiterhin sein Abscheu vor den Reformirten, mit
denen er kein Bündnis eingehen wollte, sowie seine Besorgnis durch Branden^
bürg um seine Ansprüche auf die klevischen Lande gebracht zu werden, verhin-
derten ihn aber über ohnmächtige Einsprüche dem Kaiser gegenüber hinauszu-
gehen. So nehmen die Dinge ohne seine bestimmende Mitwirkung ihren Lauf.


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