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VIERTES BUCH ■ 1625-1710

Als er sich endlich nachjahren mit einigen der protestantischen Fürsten zusammen^
schloß und dann das Bündnis mit Gustav Adolf einging, war es zu spät. Zwischen
die Schweden und die Kaiserlichen eingeklemmt, sah er sich zu einem Sondern
frieden mit dem Kaiser genötigt, ohne verhindern zu können daß Sachsen weiterhin
zum Tummelplatz der sich befehdenden Gewalten gemacht und aufs ärgste in
Mitleidenschaft gezogen wurde.
Die zweite große Handlung, welche den Dreißigjährigen Krieg auszeichnet,
der niedersächsische dänische Krieg von 1625 bis 1629, berührte Sachsen im
wesentlichen nur durch das in sein Ende fallende Restitutionsedikt, das die Pro-
testanten aufs äußerste bedrohte und den Kurfürsten von Sachsen demütigen
mußte, da er es nicht zu verhindern vermocht hatte. Für die weitre Entwicklung
aber ist dieser Krieg dadurch von grundlegenderBedeutung daß er mit dem ersten
Generalat Wallensteins zusammenfällt, der sich hier bereits als eine Macht er-
weist, die sich selbständig dem Kaiser wie der von Max von Baiern geführten Liga
gegenüberstellt, wodurch erst die Vorgänge, welche bei seinem zweiten Generalat
seinen LIntergang herbeiführten, ihre Erklärung finden.
Albrecht von Wallenstein, der reichste Edelmann Böhmens, war von den
Jesuiten in Olmütz erzogen, hatte dann aber auf der lutherischen Universität
Altdorf und weiter in Venedig studirt. Nachdem er sich in verschiednen Feld-
zügen ausgezeichnet, hatte er, der zu den im Königgrätzer Kreise angeseßnen
Evangelischen gehörte, mit der ihm eignen Entschlossenheit bereits 1619 die Partei
des Kaisers ergriffen. Von seiner ersten Frau hatte er ansehnliche Güter in
Mähren geerbt, in zweiter Ehe heiratete er eineHarrach, von der er eine Tochter
hatte,' nach der Niederwerfung des böhmischen Aufstands erhielt er einen be-
trächtlichenTeil der konfiszirten Güter, weitre erwarb er um billigen Preis hinzu.
Ein geborner Kriegsfürst war er von unnachsichtiger Strenge in militärischen An-
gelegenheiten,- das bewies er schon als Oberst, indem er einen unbotmäßigen
Offizier vor der Front vom Pferde aus erstach. Zeichnete er sich auch durch
Launenhaftigkeit, zurückstoßendes Wesen und rücksichtsloses Gebahren aus, so
verdankte er seine Erfolge dem Umstand daß er stets den eignen Inspirationen
folgte, die er immer zur Geltung zu bringen vermochte. Religiös indifferent nahm
er Offizire beider Bekenntnisse unterschiedslos in seinen Dienst, blieb aber immer
bereit die Evangelischen in ihrem Glauben zu schützen,- die Jesuiten dagegen
bekämpfte er unausgesetzt. Von Statur war er groß und hager, von gelblicher
Gesichtsfarbe, rötlichen kurzen Haaren, kleinen aber funkelnden Augen259).
Dieser Mann erbot sich aus eignen Mitteln eine Armee von 15000 Fuß-
Soldaten und 5000 Reitern aufzustellen, als dieTruppen der Liga sich zu schwach

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