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SECHSTER ABSCHNITT
AUGUST DER STARKE (FRIEDRICH AUGUST I>
BIS ZUR POLNISCHEN KÖNIG SWAHL, 1694-1697

ugust der Starke wurde am 12 Mai 1670 als zweiter Sohn Johann Georgs III


1 geboren, bestieg nadi der kurzen Regirung seines Bruders 1694 denTron,
wurde am 27 Juni 1697 nach seinem Übertritt zum Katolizismus als August II
zum König von Polen gewählt, welcher Würde er vorübergehend vom Februar
1704 bis zum August 1709 zugunsten des Stanislaus Lescinsky entsagen mußte,-
sein 1700 begonnener Krieg gegen Karl XII endigte im September 1706 mit dem
Frieden von Altranstädt, dem eine einjährige Besetzung Sachsens durch die
Schweden folgte. Seit dem April 1711 bekleidete er das Reichsvikariat. Nach
einer fast vierzigjährigen Regirung, die dem Lande schwere Lasten auferlegte,
zugleich aber Dresden zu einer der glanzvollsten Residenzen Deutschlands machte,
starb er am 1 Februar 1733, fast 63 Jahr alt. Von seiner Gemahlin Christiane
Eberhardine von Brandenburg=Baireut, die er 1693 geheiratet hatte und die sich
später vom Hofe ganz nach Pretzsch bei Wittenberg zurückzog, hatte er den 1696
gebornen Sohn, der ihm als Friedrich August II nachfolgte.
Das Bild dieses für Sachsen bedeutungs - aber auch verhängnisvollen Fürsten
schwankt noch, je nachdem mehr seine unklare, unaufrichtige und ergebnislose
Politik oder seine ausgedehnte und erfolgreiche Bautätigkeit ins Auge gefaßt
wird. Von Gestalt war er <nach Wolframsdorf) groß, mit breiten Schultern und
einer außerordentlichen Kraft in den Armen. Im Reiten kamen ihm wenige gleich,-
er erklomm die Wendeltreppe im Schloßturm neben der Kellerei zu Pferde. Sein
vornehmes Auftreten wurde durch das Feuer seiner Blicke belebt. Die Herzogin
Elisabet Charlotte von Orleans gab in einem Brief vom 24 April 1697 an die
Kurfürstin Sofie von Hannover seine »artige Taille« zu, äußerte aber sein Ge-
sicht sei »nicht angenehm, hat gar einen großen Mund«. Unter seinenBildnissen
ist das frühste die um 1700 entstandene Marmorbüste von Guillaume Coustou
d. ä. in der Skulpturensammlung <Sponsel Taf. 52 rechts). Der stark nach rechts
gewendete Kopf zeigt hier noch sein natürliches lockiges Haar,- als bezeichnende

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